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Frühe Ansteckung von Hepatitis B verhindern

Eine Impfung gegen Hepatitis B gehört zu den Standard-Impfungen, die Säuglinge in Deutschland im ersten Lebensjahr erhalten. Neben Hepatitis B sind sie dadurch auch vor einer Hepatitis-D-Infektion geschützt.
Caroline Wendt
20.08.2019  10:00 Uhr

Nur etwa 42 nm groß und doch hochgradig ansteckend: Das Hepatitis-B-Virus (HBV) ist ein kleines, umhülltes DNA-Virus aus der Familie der Hepadnaviridae. Eine Infektion ruft eine akut oder chronisch verlaufende Leberentzündung hervor. Der Erreger ist etwa 100 Mal ansteckender als das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) und überaus stabil gegenüber Umwelteinflüssen. Außerhalb des Körpers können die HB-Viren bis zu sieben Tage überleben.

Kommt es zu einer Ansteckung, dauert es im Durchschnitt 75 Tage bis die Krankheit ausbricht. Doch kann die Inkubationszeit bei HVB stark variieren: Sie kann zwischen 45 bis 180 Tagen liegen. Bei kleinen Kindern, immungeschwächten Patienten und bei einem Drittel der Erwachsenen verläuft die Krankheit gar asymptomatisch. Ein weiteres Drittel der erkrankten Erwachsenen entwickelt unspezifische Symptome wie Fieber, Gelenkschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden. Die Symptome selbst werden hauptsächlich durch das eigene Immunsystem hervorgerufen und nicht durch die HB-Viren. Daher haben Personen mit einem besseren Immunsystem häufig mehr Beschwerden als solche, deren Immunsystem geschwächt ist.

Etwa 30 Prozent der Erkrankten machen etwa zehn Tage nach den ersten Symptomen eine akute Gelbsucht (Ikterus) durch. Die Leber ist durch die Entzündung soweit geschädigt, dass sie den Gallenfarbstoff Bilirubin nicht mehr abbauen kann. In der Folge reichert sich der Farbstoff im Blut an und färbt die Haut, die Schleimhäute und das Augenweiß (Sclera) gelb. Bilirubin wird bei einer Gelbsucht über die Nieren ausgeschieden und färbt den Urin dunkel. Den Höhepunkt erreicht der Ikterus meist nach ein bis zwei Wochen. Bei 90 Prozent der Erwachsenen heilt er nach zwei bis vier Wochen vollständig aus.

Gefürchtet ist bei einer HBV-Infektion nicht die akute Erkrankung sondern der chronische Verlauf. Je früher im Leben eine Ansteckung mit dem Hepatitis-B-Virus erfolgt, desto höher ist das Risiko einer Chronifizierung. So entwickeln beispielsweise 80 bis 90 Prozent aller Kinder, die sich im ersten Lebensjahr mit Hepatitis B infizieren, einen chronischen Krankheitsverlauf – deshalb ist die Impfung der Neugeborenen so wichtig. Erwachsene haben dagegen nur ein fünfprozentiges Risiko für eine Chronifizierung. Der langjährige Verlauf einer Leberentzündung kann schwerwiegende Folgen haben: Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO starben im Jahr 2015 rund 780.000 Menschen an den Folgen einer chronischen Hepatitis – meist waren eine Leberzirrhose oder ein Leberzellkarzinom die Ursache.

Die Wahrscheinlichkeit für einen chronischen Verlauf steigt bedeutend, wenn eine Simultaninfektion mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) vorliegt. Eine solche Infektion wird in 90 Prozent der Fälle chronisch. Auch das Auftreten einer Leberzirrhose oder eines Leberzellkarzinom sind bei Beteiligung des HDV häufiger. Alleine ist das Virus jedoch ungefährlich. Hepatitis D kann sich nur dann in einer Wirtszelle vermehren, wenn diese zusätzlich mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert ist. Daher schützt eine Impfung gegen Hepatitis B auch gleichzeitig vor dem Hepatitis-D-Virus.

Ein Tropfen Blut kann genügen

Egal ob asymptomatisch, ikterisch, akut oder chronisch: Hepatitis B ist ansteckend. Bereits einige Wochen vor dem Krankheitsausbruch kann ein Infizierter das Virus weitergeben. Die Übertragung erfolgt über Körperflüssigkeiten. Insbesondere im Blut ist die Konzentration an HBV hoch. In der Frühphase der Infektion ist zudem fast jeder Virus-Partikel infektiös: Das bedeutet, dass bereits eine kleine Menge infiziertes Blut und eine kleine Wunde als Eintrittspforte ausreichen, um die Krankheit zu übertragen. Zudem ist das Virus auch in anderen Körperflüssigkeiten wie Sperma, Scheidensekret oder Speichel – wenn auch in geringerer Konzentration – enthalten.

Hepatitis B wird in westlichen Ländern meist durch ungeschützten Sexualverkehr übertragen. Insbesondere Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), und Personen, die häufig ihre Sexualpartner wechseln, tragen ein erhöhtes Risiko sich mit Hepatitis B zu infizieren. In Ländern mit hoher HBV-Prävalenz, zum Beispiel in Sub-Sahara-Gebieten oder in Ostasien, wird das Virus meist schon unter der Geburt von der Mutter auf das neugeborene Kind übertragen.

Eine Infektion über infizierte Blutkonserven ist in Deutschland hingegen unwahrscheinlich. Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist das Risiko aufgrund zahlreicher Testungen der Blutkonserven kleiner als 1:500.000. Doch überall, wo Menschen mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen können, besteht ein Infektionsrisiko. Somit gehören Angehörige medizinischer Berufe genau wie Apothekenpersonal – sofern in der Apotheke Blutuntersuchungen durchgeführt werden – zu den Risikogruppen. Doch auch bei Polizisten oder Angestellten in Gefängnissen oder Asylbewohnerheimen ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung höher, da sie mit Personengruppen mit einer höheren Hepatitis-B-Prävalenz in Kontakt kommen.

Vorsicht ist auch bei allen Dingen geboten, die unter die Haut gehen, beispielsweise bei unhygienischen Tätowier-Geräten, gemeinsam genutzten Stechhilfen von Blutzuckermessgeräten oder beim Nadeltausch unter Drogensüchtigen.

Welcher Impfstoff passt für wen?

Die Grundimmunisierung im Säuglingsalter beginnt früh, um das Risiko einer chronischen Hepatitis-B-Infektion möglichst gering zu halten. Die Babys erhalten die Impfung meist in Form einer Sechsfachimpfung, die außerdem vor Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Polio und Haemophilus influenzae Typ b schützt (zum Beispiel Hexyon®, Infanrix hexa® oder Vaxelis®). Die erste Impfdosis der hexavalenten Impfstoffe erhalten die Babys bereits nach dem vollendeten zweiten Lebensmonat. Nach vier und acht Wochen erfolgt jeweils eine Auffrischungsimpfung. Eine vierte Impfdosis erhalten die Kinder im Alter von 11 bis 14 Monaten.

Impfstoff Impfschema Beispiel
Kombinationsimpfstoff gegen Hepatitis B, Diphtherie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis und Haemophilus influenzae Typ b Grundimmunisierung: Vier Impfstoffgaben im Alter von zwei, drei, vier und 11 bis 14 Lebensmonaten Infanrix hexa®, Hexyon®, Vaxelis®
Monovalenter Impfstoff gegen Hepatitis B Grundimmunisierung: drei Impfstoffgaben im Abstand von einem und sechs Monaten Engerix®-B Erwachsene, Engerix®-B Kinder
Kombinationsimpfstoff gegen Hepatitis A und Hepatitis B Drei Impfungen im Abstand von einem und sechs Monaten Twinrix® Erwachsene, Twinrix® Kinder
Monovalenter Impfstoff gegen Hepatitis B, adjuvantiert, adsorbiert Personen ab dem vollendetem 15. Lebensjahr, die an einer Niereninsuffizienz leiden (Impfschema 0-1-2-6 Monate) Fendrix®
Monovalenter Impfstoff gegen Hepatitis B, adsorbiert Personen, die besonders durch eine Infektion mit dem Hepatitis B-Virus gefährdet sind. (Impfschema 0-1-6 oder 0-1-2-6 Monate Hbvaxpro® 5 Mikrogramm, Hbvaxpro®10 Mikrogramm
Auf einen Blick: Impfstoffe im Vergleich

Bei Verwendung eines Einzelimpfstoffs gegen Hepatitis B (zum Beispiel Engerix®-B Kinder oder Engerix®-B Erwachsene) sieht die STIKO drei Impfstoffgaben im Abstand von einem und sechs Monaten vor.

Personen, die als Kind oder Jugendlicher eine Impfung gegen Hepatitis B erhalten haben, sind in der Regel ihr Leben lang vor der Infektionskrankheit geschützt. Eine Titer-Bestimmung oder eine Auffrischungsimpfung ist gemäß den Angaben des RKI nur dann nötig, wenn ein neues Hepatitis-B-Risiko besteht. Also zum Beispiel bei Ausbildungsbeginn im Gesundheitswesen oder Diagnose einer Immunschwächekrankheit (siehe Risikogruppen).

Personen, die aus beruflichen oder privaten Gründen ebenfalls eine Immunisierung gegen Hepatitis A benötigen, können beiden Vakzine auch in einem Kombinationsimpfoff erhalten (zum Twinrix® Erwachsene).

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