Frühe Erkältungstherapie hilft besser |
Dick eingemummelt lässt es sich einem grippalen Infekt gut trotzen. / Foto: Getty Images/
Israel Sebastian
Pflanzliche Arzneimittel mit 1,8-Cineol, dem wertbestimmenden Anteil des ätherischen Öls von Eukalyptusblättern (Soledum®, Sinolpan®, Gelomyrtol® forte), und eine standardisierte Fünfer-Pflanzenkombination (Sinupret® extract) sind aufgrund ihrer sekretolytischen Wirkweise gemäß Leitlinie zur Behandlung von Atemwegsinfekten wie einer Rhinosinusitis geeignet. Beim Symptom Druckkopfschmerz hatten Patienten in klinischen Studien einen Genesungsvorsprung von zwei Tagen. Die Drainage im Nasen- und Stirnbereich beruht auf in vitro nachgewiesenen entzündungshemmenden und sekretomotorischen sowie indirekt antiviralen Wirkmechanismen.
»Dass Phytopharmaka wirken, wissen wir schon länger. Nun haben wir den klinischen Beweis erbracht, dass sich die Therapie mit Cineol-haltigen Präparaten optimieren lässt, wenn man sie frühzeitig einnimmt«, stellte Professor Dr. Andreas Michalsen, Stiftungsprofessur für Naturheilkunde der Charité Berlin und des Immanuel Krankenhauses Berlin, eine neue Soledum®-Studie bei einer Pressekonferenz des Unternehmens Klosterfrau vor. »Die frühe Einnahme von 1,8-Cineol ist gegenüber einem verzögerten Therapiestart in der Lage, die Erkältungsdauer zu verkürzen und die Symptombelastung zu mildern«, informierte der Referent, Leiter dieser klinischen multizentrischen Phase-IV-Prüfung.
Erkältungskrankheiten zeichnen sich durch ihren phasischen Verlauf aus, wobei verschiedene Symptome nacheinander einsetzen, gleichzeitig bestehen, ineinander übergehen und potenziell eskalieren können. Um die phasische Symptomlast und die Erholung bei einer Erkältung in Abhängigkeit von der Zeit untersuchen zu können, wurden 522 gesunde Teilnehmer in die Studie eingeschlossen. Mithilfe eines elektronischen Tagebuchs konnten Erkältungsbeginn und Verlauf des Infekts präzise erfasst werden.
Von den Teilnehmern (18 bis 70 Jahre) entwickelten 329 eine Erkältung. Nach ärztlich bestätigter Diagnose nahmen sie dreimal 200 mg Cineol pro Tag für maximal 16 Tage ein. Ab Studieneinschluss bis einschließlich Tag 14 der Behandlung beziehungsweise bis zum Eintritt der Genesung waren insgesamt vier Visiten vorgesehen. Die Krankheitslast wurde anhand eines Symptomenscores ermittelt.
In der Analyse ergaben sich drei Gruppen: diejenigen, die bereits innerhalb von 12 Stunden nach Infektion mit der Behandlung begannen, solche, deren Therapiestart zwischen 12 und 24 Stunden lag, und jene, die erst nach 24 Stunden mit der Intervention einsetzten.
»Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass beim frühesten Behandlungsstart, also weniger als 12 Stunden nach Symptombeginn, die Gesamtkrankheitslast am geringsten ausfällt. Das heißt, je eher Soledum genommen wird, desto effektiver kann es wirken«, informierte Professor Dr. Ludger Klimek aus Wiesbaden, ebenfalls Leiter der klinischen Prüfung und Leiter des Zentrums für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden. Zudem war ein früherer Behandlungsstart mit einem niedrigeren Symptomgipfel und einer früheren Remission assoziiert. »Ein früher Therapiebeginn vermeidet also die initiale Verschlechterung«, konstatierte Klimek. Es gelte: je früher, desto besser. Eine frühzeitige Therapie einer Erkältung sollte also nicht nur rein symptomatisch erfolgen, sondern eher semikausal, um die den Symptomen zugrunde liegende Entzündung zu bekämpfen.
Warum der Einsatz von Phytopharmaka möglichst früh erfolgen sollte, erläuterte der Pharmazieprofessor Dr. Peter Heisig von der Universität Hamburg bei einer Pressekonferenz des Unternehmens Schwabe. Erkältungen seien im Prinzip »oberflächliche« Infektionen, da in erster Linie die Schleimhäute der Atemwege betroffen sind. Dort haften die Viren an, gelangen in die Zellen und sorgen für ihre Vermehrung. »Das geschieht bei Erkältungsviren unglaublich schnell und man hat innerhalb von Stunden eine hohe Viruslast«, so der auf Mikrobiologie spezialisierte Pharmazeut. Dafür sinkt sie bei solch banalen Infekten in der Regel auch schnell wieder.
Beim Ausschleusen aus den Wirtszellen würden diese oft mit geschädigt. »Das merken wir als lokale Entzündung in Form von Halsschmerzen, Husten und Schnupfen«, so Heisig. Sofort zu Beginn der viralen Attacke reagiert das angeborene, unspezifische Immunsystem mit Komplementsystem und Makrophagen und auch durch eine vermehrte Schleimbildung. Innerhalb von 4 bis 96 Stunden kommen induzierbare Komponenten hinzu, die aber auch noch relativ unspezifisch und nicht adaptiv seien, darunter Akute-Phase-Proteine, weitere Makrophagen und Granulozyten – was sich in einer Entzündung äußert.
Erst nach 96 Stunden formiert sich die spezifische, adaptive Immunantwort in Form spezieller Antikörper, T- und B-Zellen. »Diese spezifischen Zellen kommen bei vielen Atemwegsinfekten zu spät, wenn die Infektion ohnehin schon wieder abklingt. Hier spielt das unspezifische Immunsystem eine wichtigere Rolle«, so Heisig. Zwar brauche es eine Entzündung, um die Heilung in Gang zu bringen. »Diese Reaktion und die damit verbundenen unangenehmen Symptome können aber bei Atemwegsinfekten durch antientzündliche Medikamente durchaus ohne großen Verlust der immunologischen Funktion gedämpft werden.«
Um die Prozesse des Immunsystems optimal zu unterstützen, ist laut des Referenten daher ein frühzeitiger Einsatz von pflanzlichen Präparaten wichtig. Neben 1,8-Cineol ist auch der Pelargonium-Spezialextrakt EPs® 7630 – besser bekannt unter dem Namen Umckaloabo® – in der Lage, direkt antiviral und immunmodulierend ins virale Entzündungsgeschehen einzugreifen. Sein Wirkprinzip ist nicht auf einen Mechanismus zu reduzieren, sondern eher als synergistisches Zusammenspiel mehrerer Wirkkomponenten zu sehen. Ganz genau ist die Wirkweise noch nicht entschlüsselt.
Zahlreiche randomisierte Doppelblindstudien bestätigen dem Pelargoniumextrakt, dass sowohl Erwachsene als auch Kinder mit akuter Bronchitis ab einem Jahr von der Einnahme profitieren. Der Spezialextrakt reduziert Hustenattacken und Sputum und verkürzt die Krankheitsdauer signifikant um 2 bis 2,5 Tage. Zudem ist der Extrakt in der Lage, die mit Infekten einhergehenden Begleiterscheinungen wie Antriebslosigkeit, Schläfrigkeit oder Appetitlosigkeit – auch Sickness Behaviour genannt – signifikant zu reduzieren.