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Diabetes

Fußwunden vorbeugen und versorgen

Die Füße von Menschen mit Diabetes brauchen besonderen Schutz. Welche Pflege ihnen guttut und wie sich kleinere Wunden selbst versorgen lassen, erklärt Professor Dr. Ralf Lobmann, bis Juni Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Diabetischer Fuß der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
Katrin Faßnacht-Lee
17.08.2020  13:30 Uhr

»Menschen mit Diabetes sollten eine besondere Wahrnehmung für ihre Füße entwickeln«, sagt Lobmann, Ärztlicher Direktor am Klinikum Stuttgart, im Gespräch mit PTA-Forum. Die Haut der Füße wird trockener und neigt mehr zur Verhornung. Außerdem führen hohe Blutzuckerwerte häufig zu Nervenfunktions- oder Durchblutungsstörungen in den unteren Gliedmaßen. Ist die Nervenfunktion beeinflusst, kann dies die Fußgesundheit auf zweierlei Weise beeinflussen: Nervenschäden können zu falschen Bewegungen oder Fehlstellungen führen, die die Entstehung von Druckstellen oder Verletzungen fördern. Zudem nehmen Betroffene diese kleinen Verletzungen am Fuß nicht mehr gut wahr. Lobmann ergänzt: »Die Rückfettungsfähigkeit und Schweißdrüsenfunktion verändern sich. Und damit wird der Fußbereich einfach empfindlicher. Die Hautschutzbarriere ist weniger ausgeprägt und so können bei kleineren Verletzungen Keime leichter in die Haut eindringen und zu Problemen führen.«

Damit es gar nicht erst so weit kommt, können Menschen mit Diabetes selbst vorsorgen. Das fängt bereits bei der täglichen Kontrolle an. Lobmann empfiehlt von Anfang der Diabetes-Erkrankung an, regelmäßig die Füße zu inspizieren. Wenn das schwerfällt: »Am besten helle Strümpfe tragen. Da sieht man sofort, wenn eine kleine Wunde entsteht. Aber auch ein Teleskopspiegel oder der Partner können unterstützen.« Ist alles in Ordnung, geht es an die Fußpflege. Die Tipps des Fachmanns:

  • Füße kurz, mit warmem Wasser und milder Seife waschen.
  • Sorgsam abtrocknen, mit einem weichen Tuch auch in den Zehenzwischenräumen.
  • Hornhaut vorsichtig mit einem Bimsstein entfernen und die Nägel mit einer Feile kürzen. Dabei gilt: die Nägel kurz, aber nicht zu kurz halten, weil man sonst die Haut im Randbereich leicht verletzt, wo sich eine Infektion ausbreiten könnte. Scheren und spitze Gegenstände sind tabu, weil sie die Haut verletzen könnten.
  • Spezielle Pflegeprodukte, zum Beispiel Cremes, Salben oder Schäume für trockene Füße, sorgen dafür, dass die Haut elastisch bleibt. Empfehlenswert sind Produkte mit Harnstoff, aber ohne Duft- und Konservierungsstoffe (wie Gehwohl® med Lipidro Creme, Allpresan® diabetic Fuß Intensiv Schaum, Eubos® diabetische Haut- und Fußpflege).

Beim Wandern vorsorgen

Wer außerdem das richtige Schuhwerk trägt, beugt Verletzungen sehr gut vor. »Auch mit Diabetes kann man grundsätzlich erst einmal einen Normalschuh tragen. Dieser muss aber bequem sein und ausreichend Platz für die Füße bieten«, betont der Fußexperte. Lobmann: »Häufig sind Schuhe zu eng. Beim Kauf kann man darauf achten, eher am frühen Nachmittag Schuhe zu kaufen, weil morgens die Füße in der Regel schlanker sind. Wenn dann der Schuh passt, ist er abends zu eng. Umgekehrt: Am Abend sind die Füße eventuell stärker geschwollen, sodass der Fuß am Morgen zu sehr rutschen würde. Das könnte zu Blasenbildung und zu Wunden führen.« Von hohen Absätzen rät der Experte generell ab, da beim Tragen besonders für die Knöchelchen im Vorderfuß ein hoher Druck entsteht.

Bestehen Wahrnehmungs- oder Durchblutungsstörungen, empfiehlt Lobmann spezielle Einlagen für diabetische Füße. Diese sorgen für eine Druckumverteilung, was die Füße besser schützt. Bei Bedarf kann der Arzt eine Einlage verschreiben. »Da solche diabetesadaptierte Einlagen 8 bis 15 Millimeter dick sind, ergibt sich oft auch die Notwendigkeit, einen Diabetesschutzschuh zu tragen. Das sind konfektionierte Schuhe, die aber ausreichend Platz bieten.« Vom normalen Halbschuh über Sport- bis Wanderschuh gibt es diese heutzutage in einer großen Vielfalt.

Apropos Wandern: Wer im Spätsommer und Herbst größere Märsche plant, sollte die Füße besonders gut im Blick behalten. Denn die Belastung ist durch das Auf und Ab größer und es kommt mitunter zu mehr Reibung als bei kurzen Spaziergängen übers flache Land. Lobmann empfiehlt: »Der Schuh muss unbedingt bequem und atmungsaktiv sein. Wichtig ist auch, dass Nieten oder Nähte keine Druckstellen verursachen. Vor jeder größeren Tour den Schuh gut einlaufen, am besten über mehrere Tage. Spezielle Blasenpflaster eignen sich dafür, den Fuß zusätzlich zu schützen.«

Wunden behandeln

Bei aller Vorsicht läuft man sich dennoch hin und wieder eine Blase, verletzt sich oder an den Füßen entstehen kleine Risse. In diesem Fall dürfen auch Menschen mit Diabetes die Wunde zunächst selbst desinfizieren und mit einem passenden Pflaster versorgen. Vor Hühneraugen-Pflastern warnt der Experte jedoch: »Diese sind ein No-Go für Menschen mit Diabetes. Sie sind zu aggressiv und können einen Schaden verursachen, der unter Umständen nicht wahrgenommen wird. Dadurch entstehen mitunter desaströse Wunden.«

Anschließend heißt es, die Wunde zu beobachten. Heilt sie nicht innerhalb von ein bis zwei Tagen ab, rötet sich die Stelle oder schmerzt, empfiehlt es sich, sofort den Hausarzt aufsuchen. Dieser kann kontrollieren, ob es Probleme bei der Wundheilung oder Durchblutung gibt, und verschreibt bei Bedarf ein Antibiotikum. »Diabetes führt nicht zuletzt dazu, dass die Immunabwehr geschwächt ist«, erklärt Lobmann. »Aus einer ganz kleinen Läsion kann sich innerhalb weniger Stunden eine erhebliche Entzündung entwickeln, die sogar eine Amputation nötig macht. Pflege und Aufmerksamkeit sind also das A und O.«

 

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