Gegen den kognitiven Abbau ansingen |
| Katja Egermeier |
| 06.11.2025 10:00 Uhr |
Singen gegen Angst und Demenz? Musizieren im Chor kann tatsächlich positive Effekte haben. / © Getty Images/Westend61
Die randomisiert kontrollierte Studie umfasste 200 ältere Erwachsene, die noch selbstständig lebten, jedoch ein erhöhtes Risiko für einen kognitiven Abbau aufwiesen. Hintergrund der Auswahl war, dass Depressionen und Ängste häufig bereits im präklinischen Stadium einer Demenz auftreten und mit kognitiven Beeinträchtigungen verbunden sind. Die Teilnehmenden wurden zufällig entweder dem Chorsingen oder einem Gesundheitsbildungsprogramm zugeteilt. Beide Interventionen fanden über einen Zeitraum von zwei Jahren einmal wöchentlich für jeweils eine Stunde in Gruppensitzungen statt.
Es zeigte sich, dass in beiden Gruppen über den gesamten Studienzeitraum hinweg die Wahrscheinlichkeit sank, eine Depression oder Angststörung zu entwickeln – und zwar im Endergebnis für alle Teilnehmenden gleichermaßen, wenn auch mit unterschiedlichen Verläufen. Beide Maßnahmen konnten somit die Entstehung oder das Fortschreiten einer klinisch relevanten Depression oder Angststörung bei Menschen mit Demenzrisiko verzögern.
Bereits in früheren Untersuchungen wurde festgestellt, dass Chorgesang den Einsatz komplexer kognitiver Prozesse erfordert. Texte und Melodien müssten auswendig gelernt und die Stimmkontrolle beachtet werden, was zudem den Ausdruck positiver Gefühle erleichtere, so die Studienautoren. Außerdem steigere gemeinsames Singen die soziale Verbundenheit und Interaktion.
Auch wenn Chorgesang der Gesundheitsaufklärung nicht überlegen ist, bietet er dennoch eine leicht umsetzbare und bereichernde Möglichkeit für Betroffene. Aus Sicht der Autoren ist dies besonders relevant im Hinblick auf den Bedarf an nicht-medikamentösen Präventionsmaßnahmen gegen den kognitiven Abbau.