Gegen die digitale und reale Verrohung |
Verschiedener Meinung sein und dabei in gutem Kontakt bleiben – das kann zu konstruktiven Ergebnissen für alle Beteiligten führen. / Foto: Adobe Stock/pikselstock
Dass dies auch innerhalb unserer Branche gelten sollte, also im Apothekenbereich, ist eigentlich selbstverständlich. Dass es diese Regelungen kürzlich im Kammerbezirk Thüringen in die Berufsordnung geschafft haben, ist einerseits traurig als Zeichen für die offensichtliche Verrohung der Sitten und andererseits begrüßenswert, weil damit ein berufsrechtlicher Schutzmechanismus zusätzlich zu den bestehenden juristischen Möglichkeiten geschaffen wird. Ein wichtiges und richtiges Argument aus Thüringen: Wie soll man Kolleginnen und Kollegen für die berufspolitische Arbeit gewinnen, wenn sie bei ihrem Engagement immer wieder mit grenzwertigen bis widerwärtigen Posts von (vielfach anonymen) Forentrollen konfrontiert sind – oder einfach mit dem jahrelangen Frust von anderen Apothekerinnen und Apothekern, der sich in hässlichen Pöbeleien äußert? Welch ungünstiges Licht solche Diskussionen auf die Apothekenteams werfen können und welche Auswirkungen das auf die Gesprächsbereitschaft von Gesundheitspolitikern haben mag, ist ein weiteres, nicht zu vernachlässigendes Thema.
Dass nicht nur die digitale Kommunikation von immer mehr Hass, Beleidigungen und Fake News betroffen ist, sondern auch im »realen Leben« die Gewalt und das Mobbing zunehmen, zeigt unter anderem eine Umfrage von »#NDRfragt« zu schulischen Themen: 70 Prozent der Befragten sehen Gewalt und Mobbing als sehr großes oder eher großes Problem an Schulen. Es zieht sich also durch alle Lebensbereiche und Lebensalter. Eine mögliche Ursache – neben der Anonymität im Netz – ist vielleicht eine mangelnde Medienkompetenz zusammen mit einem überhöhten Optimismus der Medienschaffenden. Viele Anbieter von Online-Medien waren lange begeistert von der belebenden Wirkung der Kommentarfunktion. Dass Lautstärke und Vehemenz kein Maß für die Richtigkeit der Argumente sind, wurde spät begriffen, wie auch, dass sich die Vernünftigen dann oftmals zurückziehen. Sich als Gesellschaft und als Branche diese schlechten Sitten wieder abzugewöhnen, ist schwer, aber nicht hoffnungslos. Ein respektvollerer Ton wäre in jedem Fall wünschenswert.
Die SRH Hochschule für Gesundheit in Gera führt eine Studie zur psychosozialen Notfallversorgung in Unternehmen durch. Mithilfe einer Online-Befragung soll herausgefunden werden, wie Beschäftigte nach einem Notfall oder Unfall am Arbeitsplatz betreut und unterstützt werden. Das Projektteam hat Adexa gebeten, diese Befragungen an die Mitglieder weiterzuleiten. Notfälle am Arbeitsplatz sind vielfältig und können sowohl physische als auch psychische Gesundheitsgefährdungen mit sich bringen. Hier einige Beispiele:
Die Projektgruppe interessiert besonders, wie Betroffene im Unternehmen versorgt werden. Hierbei sind unterschiedliche Perspektiven von Bedeutung:
Der Fragebogen umfasst 48 Fragen und dauert etwa 15-20 Minuten. Sie finden ihn unter www.soscisurvey.de/test397003. Weitere Informationen zur Studie und zum Forschungsprojekt finden Sie auf der Website Psychosoziale Notfallversorgung in Unternehmen (srh-gesundheitshochschule.de) sowie auf der ersten Seite des Fragebogens.