Gegen Grippe gewappnet |
Es gibt bereits Hinweise darauf, dass die Grippeimpfung einen gewissen unspezifischen Schutzeffekt vor schweren Verläufen von Covid-19 bieten könnte. Eine Anfang August im Journal PLOS veröffentlichte Studie verglich, wie häufig bei Patienten mit und ohne Grippeimpfung eineCovid-19-Erkrankung zu einem schweren Verlauf mit Sepsis, Schlaganfall, tiefer Venenthrombose oder Aufnahme in die Notaufnahme beziehungsweise Intensivstation führte. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Wahrscheinlichkeit für diese Ereignisse bei den gegen Grippe geimpften Teilnehmern signifikant geringer war als bei der Vergleichsgruppe. Die untersuchten Patienten glichen sich dabei in Alter, allgemeinen Gesundheitszustand, Vorerkrankungen und anderen Risikofaktoren. Die Forscher erklären das damit, dass die Impfung gegen Grippe neben der spezifischen Abwehr gegen das Influenzavirus auch die unspezifische Immunabwehr aktivieren könnte, was dem Körper im Kampf gegen SARS-CoV-2 helfen und den Verlauf von Covid-19 günstig beeinflussen würde (https://doi.org/10.1371/journal.pone.0255541).
Wichtig bleibt die Grippeimpfung diese Saison auch, um vor allem bei Risikogruppen eine gefährliche Doppelinfektion mit SARS-CoV-2 und Influenzaviren zu verhindern. Das entlastet nicht zuletzt das Gesundheitssystem. So sinnvoll und wertvoll die Grippeimpfung auch ist, stellt sie aber keinen Ersatz für die COVID-19-Impfung dar.
Die für die Vermarktung in dieser Saison zugelassenen Impfstoffe erkennt man an der Jahreszahl als Namenszusatz (Impfstoff XY 2021/2022, siehe Tabelle 2).
Bezeichnung | Impfstoff-Art | Applikation | Altersgruppe |
---|---|---|---|
Afluria Tetra 2021/2022 |
Influenza Spaltimpfstoff (Virusimpfstoff, inaktiviert) |
intramuskulär | ab 18 Jahre |
Efluelda 2021/2022 |
Influenza Spaltimpfstoff (Virusimpfstoff, inaktiviert, 60 Mikrogramm HA/Stamm) |
intramuskulär oder subkutan | ab 60 Jahre |
Fluad Tetra 2021/2022 |
Influenza-Untereinheiten-Impfstoff aus Oberflächenantigen (Virusimpfstoff, inaktiviert, adjuvantiert) |
intramuskulär | ab 65 Jahre |
Flucelvax Tetra 2021/2022 |
Influenza-Untereinheiten-Impfstoff aus Oberflächenantigen (Virusimpfstoff aus Zellkulturen, inaktiviert, frei von Hühnereiweiß) |
intramuskulär | ab 2 Jahre |
Fluenz Tetra 2021/2022 |
Influenza-Impfstoff (Virusimpfstoff, lebend-attenuiert) |
nasal | ab 2 Jahre bis einschließlich 17 Jahre |
Influsplit Tetra 2021/2022 |
Influenza-Spaltimpfstoff (Virusimpfstoff, inaktiviert) |
intramuskulär | ab 6 Monate |
Influvac 2021/2022 |
Influenza-Untereinheiten-Impfstoff aus Oberflächenantigen (Virusimpfstoff, inaktiviert) |
intramuskulär oder tief subkutan | ab 6 Monate |
Vaxigrip Tetra 2021/2022 |
Influenza-Spaltimpfstoff (Virusimpfstoff, inaktiviert) |
intramuskulär oder subkutan | ab 6 Monate |
Xanaflu Tetra 2021/2022 |
Influenza-Untereinheiten-Impfstoff aus Oberflächenantigen (Virusimpfstoff, inaktiviert) |
intramuskulär oder tief subkutan | ab 6 Monate |
Quelle: Paul-Ehrlich-Institut: Saisonale Influenza-Impfstoffe
Zuletzt aktualisiert: 30.8.2021, https://www.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoffe/influenza-grippe/influenza-node.html
Diese Saison sind zwei Vakzine speziell für Senioren auf dem deutschen Markt vorhanden. Dabei handelt es sich um den extra hoch dosierten Impfstoff Efluelda® und den adjuvantierten Impfstoff Fluad® Tetra. Durch die vierfache Dosis an Antigen beziehungsweise das Adjuvans soll die Immunantwort bei älteren Menschen besser stimuliert werden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt bei Menschen ab 60 Jahren einen Influenza-Hochdosisimpfstoff bevorzugt zu impfen.
Für Kinder mit Spritzenangst ist der Lebendimpfstoff Fluenz® Tetra zur nasalen Applikation eine Lösung. Er kann ab einem Lebensalter von zwei Jahren bis einschließlich 17 Jahren verwendet werden. Alle anderen Impfstoffe sind Totimpfstoffe und intramuskulär oder subkutan anzuwenden.
Sanofi bewirbt sein Vakzin Vaxigrip® Tetra damit, dass es, wenn es Frauen während der Schwangerschaft verabreicht wird, das Baby ab der Geburt bis zu einem Alter von sechs Monaten passiv schützt. Dafür hat das Unternehmen als einziges Daten vorgelegt. Die STIKO sieht jedoch bisher bei werdenden Müttern von impfstoffspezifischen Präferenzen ab, da sie derzeit keine Wirksamkeitsunterschiede zwischen den einzelnen Präparaten sieht.
Für Menschen mit schwerer Hühnereiweißallergie empfiehlt sich Flucelvax® Tetra. Die Virenstämme werden hier in Zellkulturen und nicht in Hühnereiern angezüchtet. Leiden Menschen hingegen nur unter einer leichten Hühnereiweißallergie, können sie sich in der Regel mit allen Impfstoffen immunisieren lassen.
Damit sollte für die meisten Menschen ein passender Impfstoff vorhanden sein. Bis einschließlich 29. August 2021 hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bereits 10,7 Millionen Dosen für den deutschen Markt freigegeben. Risikogruppen sollten sich vorzugsweise im Oktober oder November impfen lassen. Nach der Impfung dauert es noch 10 bis 14 Tage, bis der Körper einen ausreichenden Schutz aufgebaut hat. Dass die letzte Grippe-Saison überaus milde verlief, darf nicht in falscher Unsicherheit wiegen. »Trotz vermutlich weiterhin geltenden Hygienemaßnahmen bleibt die Grippe-Schutzimpfung wichtig, um gesund über den Winter zu kommen«, bestätigt Spinner. Werden die AHA-Regeln frühzeitig gelockert, steigt sicherlich auch die Inzidenz von Atemwegsinfektionen an und es werden bereits Warnungen vor einer schweren Grippe-Welle laut.
Die STIKO empfehlt die Influenza-Impfung allen Personen über 60 Jahre sowie Schwangeren ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel beziehungsweise bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab dem ersten Trimenon. Auch Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen, chronisch Kranke, medizinisches Personal und Betreuer und Mitbewohner von Risikopatienten sind mit einer Impfung am besten geschützt. Menschen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr oder mit direktem Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln legen die Experten der STIKO die Impfung ebenfalls nahe.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.