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Crizanlizumab und Acalabrutinib

Gegen Sichelzellkrankheit und Leukämie

Zwei Neulinge bereichern die Medikamenten-Auswahl im Dezember. Ein Arzneimittel wirkt bei der Sichelzellkrankheit, das andere hat die Zulassung bei einer bestimmten Leukämieform erhalten.
Sven Siebenand
07.12.2020  12:15 Uhr

Bei Patienten mit Sichelzellkrankheit nehmen die roten Blutkörperchen eine andere Form an, die einer Sichel. Eine Komplikation der Erkrankung sind sogenannte vasooklusive Krisen (VOC), die mit starken Schmerzen einhergehen und zu Organschädigungen oder zum Beispiel zu einem Schlaganfall führen können. Der neue Antikörper Crizanlizumab (Adakveo® 10 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Novartis) kommt zur Prävention wiederkehrender VOC bei Patienten ab 16 Jahren mit Sichelzellkrankheit zum Einsatz. Es kann als Zusatztherapie zu Hydroxyurea/Hydroxycarbamid (HU/HC) gegeben werden oder als Monotherapie bei Patienten, bei denen die Anwendung von HU/HC nicht geeignet oder unzureichend ist.

Crizanlizumab bindet an das Adhäsionsmolekül P-Selektin. Die durch P-Selektin vermittelte multizelluläre Adhäsion ist ein Schlüsselfaktor in der Pathogenese einer VOC. Dadurch, dass der Antikörper an P-Selektin auf der Oberfläche des aktivierten Endothels und der Thrombozyten bindet, wird die Interaktion zwischen Endothelzellen, Thrombozyten, Erythrozyten und Leukozyten wirksam blockiert und so die schmerzhafte Vasookklusion verhindert.

Die empfohlene Dosis von Crizanlizumab beträgt 5 mg/kg Körpergewicht, verabreicht über einen Zeitraum von 30 Minuten als intravenöse Infusion in Woche 0, Woche 2 und danach alle vier Wochen. Sehr häufige Nebenwirkungen sind Arthralgie, Übelkeit, Rückenschmerzen, Fieber und Abdominalschmerz. Auch infusionsbedingte Reaktionen sind möglich. Aus Vorsichtsgründen sollte die Anwendung von Adakveo während der Schwangerschaft und bei Frauen, die nicht verhüten, vermieden werden. Bei stillenden Frauen entscheidet der Arzt, ob sie das Stillen unterbrechen oder mit der Crizanlizumab-Gabe pausieren.

Enzymhemmung bei CCL

Die chronisch lymphatische Leukämie (CLL) betrifft B-Zellen. Der neue Wirkstoff Acalabrutinib (Calquence® 100 mg Hartkapseln, Astra-Zeneca) ist zugelassen als Monotherapie oder in Kombination mit dem Antikörper Obinutuzumab zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit nicht vorbehandelter CLL. Zudem ist bei Patienten, die mindestens eine Vorbehandlung erhalten haben, eine Monotherapie möglich.

Der neue Wirkstoff hemmt das Enzym Bruton-Tyrosinkinase (BTK), welches das Überleben und Wachstum von B-Zellen unterstützt. Durch diese Blockade wird die Anhäufung von kanzerösen B-Zellen bei CLL verlangsamt und damit das Fortschreiten des Krebses verzögert. Dieser Wirkmechanismus ist nicht neu und bereits von einem anderen Kinasehemmer bekannt: Ibrutinib (Imbruvica®).

Die empfohlene Dosis beträgt 100 mg zweimal täglich. Die gleichzeitige Anwendung von starken CYP3A4-Inhibitoren kann die Acalabrutinib-Spiegel erhöhen und das Risiko für eine Toxizität erhöhen. Umgekehrt kann eine gleichzeitige Anwendung von CYP3A4-Induktoren die Acalabrutinib-Exposition und somit die Wirkung verringern. Eine gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A-Inhibitoren sollte vermieden werden. Werden sie kurzzeitig eingesetzt, sollte die Behandlung mit Calquence unterbrochen werden. Bei der Anwendung eines mäßig starken CYP3A-Inhibitors sollten die Patienten engmaschig auf Anzeichen einer Toxizität überwacht werden. Die gleichzeitige Anwendung von starken CYP3A4-Induktoren sollte wegen des Risikos mangelnder Wirksamkeit vermieden werden. Protonenpumpenhemmer sollten nicht gleichzeitig mit Acalabrutinib zum Einsatz kommen. Das Intervall zwischen der Einnahme von Antacida und dem Kinasehemmer sollte mindestens zwei Stunden betragen.

Die Liste möglicher Nebenwirkungen ist leider lang. Sehr häufig treten zum Beispiel Infektionen auf, Kopfschmerzen, Durchfall und Übelkeit, Hämatome, muskuloskelettale Schmerzen, Fatigue, Husten sowie Hautausschlag. Calquence sollte während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der klinische Zustand der Frau erfordert eine Behandlung. Stillenden Müttern wird geraten, während der Behandlung und zwei Tage nach Einnahme der letzten Dosis nicht zu stillen. 

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