PTA-Forum online
Adexa und BVpta

Gemischte Aussichten

Der Jahresrückblick und -ausblick der Apothekengewerkschaft Adexa und des Bundesverbands der PTA  (BVpta) haben im PTA-Forum Tradition. Die jeweiligen Vorstände geben auch 2024 wieder ein spannendes Update. Mit von der Partie für Adexa: die Bundesvorstände Tanja Kratt und Andreas May. Für den BVpta antworten die Bundesvorsitzende Anja Zierath sowie deren Stellvertreterin Ute Jobes.
Isabel Weinert
03.01.2024  16:00 Uhr

Was waren die herausragenden Ereignisse im Apothekenbereich im Jahr 2023? 

Kratt: Das vergangene Jahr startete mit einer sehr guten Nachricht für unsere Mitglieder in Sachsen: Seit dem 1. Januar 2023 gilt dort wieder ein Tarifvertrag von Adexa mit dem Sächsischen Apothekerverband, dessen zweite Tarifstufe nun gerade am 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist. Neben der Tatsache, dass damit ein weißer Fleck in der Tariflandschaft geschlossen werden konnte, hat die Adexa-Tarifkommission auch einen innovativen Tarifvertrag für die Honorierung von Fort- und Weiterbildung umsetzen können. Die Anwendung ist zwar freiwillig, aber zusammen mit einer ebenfalls freiwilligen Tarifvereinbarung zur Leistungsorientierten Bezahlung (LOB) kommen dann bis zu 6,5 Prozent auf das reguläre Tarifgehalt oben drauf.

May: Herausragend, wenn auch aus negativem Anlass, waren der Apothekenprotesttag am 14. Juni in Berlin sowie der Protestmonat November – jeweils mit sehr weitgehenden Apothekenschließungen in der Fläche und zentralen Kundgebungen, im Sommer in Berlin und im November in Hannover, Dortmund, Stuttgart und Dresden.

An allen fünf Protesttagen haben sich Adexa-Mitglieder und Ehrenamtler beteiligt. Ich selbst konnte in Berlin und Dortmund für die Angestellten auf dem Podium sprechen, in Dresden war unsere Leiterin der Regionalen Geschäftsstelle Mitte & Ost, Bianca Schmidt, die Stimme insbesondere der PTA und PKA. Wichtig an diesen Protesten waren zum einen das Zusammengehörigkeitsgefühl der Apothekenteams, zum zweiten die Aufmerksamkeit der Medien und zum dritten die klaren Botschaften für ein Ende der Sparpolitik im Gesundheitsbereich. 

Zierath: 2023 war ein Jahr, in dem es für die Apotheken um viel ging. Die Arbeit in der Apotheke wurde wiederholt erschwert, unter anderem durch die Lieferengpässe, gepaart mit der überladenen Bürokratie, wurden Kraft, Zeit und Geduld des Apothekenpersonals einmal mehr auf die Probe gestellt. Auch für die PTA wurden die Weichen gestellt, die den Weg in die berufliche Zukunft auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vorzeichnen, denn mit dem am 1. Januar 2023 in Kraft getretenen PTA-Reformgesetz wurden weitreichende Änderungen in der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO), im PTA-Gesetz (PTAG) und in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für PTA (PTA-APrV) vorgenommen. Nicht immer zum Vorteil, hiermit wurden große Chancen vertan. Wir haben weiterhin kontinuierlich sinkende Schülerzahlen. Der Personalmangel in der Apotheke ist weiterhin eine richtige Notlage, es fehlt überall an qualifiziertem Personal.

Herausragend, sogar beeindruckend, fanden wir die große Bereitschaft, einen ersten Streiktag einzuplanen und vor allem auch, durchzuführen, gemeinsam Flagge zu zeigen. Zusammenhalt und Transparenz rücken uns in den Fokus der Bevölkerung und vor allem in den Fokus der Politik. Jetzt heißt es weiterhin durchhalten mit der Streikbereitschaft.

In welchen Bemühungen wurden Fortschritte erreicht?

May: Die gewachsene mediale Präsenz und die Unterstützung insbesondere aus der Landespolitik für die Forderungen der Apothekenteams sind ein echter Fortschritt. Leider sind die Gründe negativer Art: der Kampf mit den Lieferengpässen, die unterbezahlten Leistungen der Apotheken, der Fachkräftemangel und das beschleunigte Apothekensterben. Das ist nicht mehr länger zu übersehen. Die zunehmende Aufmerksamkeit der Politik für die Sorgen der Apotheken merke ich auch in meinen Gesprächen mit Gesundheitspolitikern in Berlin oder in ihren Wahlkreisen. Es wird leichter, Gesprächstermine zu bekommen und ich stoße fast immer auf offene Ohren!

Jobes: Eine gewisse Veränderung hin zu mehr Anerkennung gab es in diesem Jahr mit der möglichen Kompetenzerweiterung. Damit ging es für einige PTA dank des eigenen Engagements einen kleinen Schritt in die richtige Richtung. Im Austausch mit unseren Mitgliedern und mit Apothekenleiterinnen und -leitern hören wir jedoch, dass bis zur wirklichen Praxistauglichkeit noch Anpassungen nötig sind. Drei Jahre im Beruf, mindestens ein Jahr in derselben Apotheke (bei Teilzeit beides entsprechend länger), mindestens die Note Zwei im Examen (oder fünf statt drei Jahre Berufserfahrung) und mindestens 100 Fortbildungspunkte in drei Jahren. Plus Vorgespräch und Dokumentation durch den Arbeitgeber.

Wir hätten uns weniger Hürden gewünscht, denn 100 Fortbildungspunkte in drei Jahren: Das bedeutet rund einen halben Arbeitstag pro Monat zusätzlich zur täglichen Arbeitszeit. Wer dies beschlossen hat, kennt die Arbeitszeiten nicht und weiß nicht, welche zusätzlichen Aufgaben aktuell erfüllt werden müssen. Aufgaben, die weder die Patientinnen und Patienten noch die Apotheken zu verantworten haben, nämlich die Beschaffung der zahlreichen nicht verfügbaren Arzneimittel.

Womit in Ihrer Arbeit sind Sie besonders zufrieden?

Kratt: Wir sind stolz darauf, als Gewerkschaft keinen Mitgliederschwund zu verzeichnen, sondern kontinuierlichen Zuwachs. Das liegt auch an unserer sehr guten Rechtsberatung, die für alle arbeits- und tarifrechtlichen Fragestellungen Unterstützung und Hilfe anbietet. Unsere Juristinnen kennen den Apothekenbereich im Detail, das ist für unsere Mitglieder ein großer Pluspunkt. Und daher sind sie auch sehr gefragte Ansprechpartnerinnen für die Fachpresse zu den verschiedensten Themen.

Als Ergänzung zu den schon seit zwei Jahren laufenden monatlichen Webinaren – inzwischen abwechselnd für alle Berufsgruppen und speziell für die Filialleitung – gibt es seit dem Sommer 2023 auch einen monatlichen Podcast von und mit Rechtsanwältin Minou Hansen. Neben der tariflichen Arbeit ist dieses zweite Standbein – Rechtsberatung und beruflicher Rechtsschutz – auch für viele Angestellte das Hauptargument, Gewerkschaftsmitglied zu werden. 

Wo sehen Sie Mankos, was muss sich aus Ihrer Sicht dringend verbessern?

Kratt: Die Reform der PTA-Ausbildung und des PTA-Berufsbildes, die Anfang 2023 mit dem PTA-Reformgesetz umgesetzt wurde, ist leider aus unserer Sicht nicht tiefgreifend und nachhaltig genug gewesen. Dass sich die Zauderer hier gegen die von Adexa geforderte Verlängerung der Fachschulzeit durchsetzen konnten und es bei insgesamt 2,5 Jahren geblieben ist, fällt den Apotheken auf die Füße – und es wird bereits über Weiterbildungsmaßnahmen gesprochen, um dieses Manko auszugleichen. Und auch wenn die Schulgeldfreiheit jetzt mehr und mehr umgesetzt ist – bei der Frage nach einer Ausbildungsvergütung hat sich auf der Länderebene noch nicht viel getan. Damit hat der PTA-Beruf immer noch einen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Ausbildungen. Und das ist bei dem herrschenden Nachwuchs- und Fachkräftemangel fatal.

Zierath: Die große Diskrepanz zwischen der täglichen Anforderung an eine/n PTA im Apothekenalltag und den Stellenwert der PTA im rechtlichen Sinne, empfinde wir als großes Manko. Die große Reform des PTA-Berufes, das heißt ein zeitgemäßes Ausrichten eines Ausbildungsberufes, mit diesen hohen Anforderungen, steht noch aus. Zum anderen fordern wir mit aller Vehemenz, das Apothekenhonorar mehr als deutlich zu erhöhen. Der Gehaltsunterschied zwischen den PTA in der öffentlichen Apotheke und den PTA in der Industrie ist eklatant. So wird die PTA in der öffentlichen Apotheke immer weniger Zukunft haben.

Hier gilt es, dass alle Berufsorganisationen an einem Strang ziehen, sich einheitlich positionieren und eine klare Botschaft nach Berlin senden. Dazu sind wir bereit und bieten unsere Zusammenarbeit an! Denn nur wenn die Apothekenhonorierung deutlich erhöht wird, wird den Tarifvertragsparteien der finanzielle Spielraum eingeräumt der erforderlich ist, um den Gehaltstarifvertrag insbesondere für PTA deutlich anzupassen.

Welchen Aufgaben möchten Sie sich in 2024 ganz besonders widmen?

Kratt: 2024 ist für Adexa ein Jubiläumsjahr. Wir feiern am 7. September das 70-jährige Bestehen der Apothekengewerkschaft. Das wollen wir zum Anlass nehmen, um auf die unverzichtbare Funktion einer solidarischen Tarif- und Interessensvertretung für die Angestellten aufmerksam zu machen.

May: Und wir werden das berufspolitische Netzwerk in Berlin und den Ländern weiter ausbauen und stärken. Wir brauchen den Fokus der verantwortlichen Politiker und der Regierung auf die Beschäftigten und die wohnortnahen Arbeitsplätze. Die flächendeckende Arzneimittelversorgung kann nicht ohne Angestellte funktionieren. Daher müssen die Arbeitsbedingungen in den Apotheken attraktiver werden – und dafür brauchen die Apotheken verlässlich mehr Geld von der GKV.

Jobes/Zierath: Das neue Jahr ist da und wir als neuer Vorstand des BVpta sind voller Elan und Tatendrang. Wir haben uns für das kommende Jahr vorgenommen den PTA-Beruf weiter zu stärken. Es müssen schnell Perspektiven in Form von Weiterqualifizierungen für PTA geschaffen werden, um vorhandenes Personal mit Ambitionen zu behalten und fördern. Berufsnachwuchs gewinnen und Perspektiven schaffen, um qualifizierte PTA zu halten, sind die oberen Ziele des Verbandes. Hierzu muss die PTA-Ausbildung in wettbewerbsfähige Strukturen geführt werden und es müssen Weiterqualifizierungen entwickelt werden, die sowohl lohnende Perspektiven für PTA darstellen als auch Entlastungen für Apothekenleiter:innen bewirken. Der BVPTA möchte gerne Sprachrohr für alle PTA in Deutschland sein. Die Mitgliederzahl zu erhöhen, würde allen PTA den Rücken stärken. Nur gemeinsam sind wir stark.

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