Geplante Reform greift zu kurz |
Die Apothekengewerkschaft fordert, dass eine zusätzliche Vergütung auch bei den Angestellten ankommt. / © Getty Images/Hispanolistic
Nachdem am vergangenen Freitag der Referentenentwurf des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Apothekenversorgung (ApoVWG) bekannt geworden ist, äußert sich nun die Apothekengewerkschaft Adexa zu den geplanten Anpassungen. »Wir begrüßen ausdrücklich, dass Apotheken mittelfristig über Verhandlungslösungen an Vergütungsanpassungen beteiligt werden sollen. Damit wird die Apothekerschaft endlich anderen Leistungserbringern im Gesundheitswesen gleichgestellt«, erklärt Adexa-Bundesvorstand Andreas May. »Um das Apothekensterben kurzfristig zu stoppen, brauchen wir jedoch umgehend eine Honorarerhöhung.«
May betont, dass eine zusätzliche Vergütung auch bei den Angestellten ankommen müsse. »Deshalb fordern wir eine verbindliche Personalzulage als gesetzlich gesicherten Mechanismus.« Diese sollte sich an der Inflation orientieren. Aktuell sei eine Gehaltserhöhung von rund zehn Prozent notwendig, um die inflationsbedingten Einbußen der letzten Jahre auszugleichen. Die geplante Flexibilisierung der Öffnungszeiten dürfe nicht auf Kosten der Angestellten gehen. »Wenn Apotheken sich stärker am Bedarf orientieren sollen, müssen Schutzmechanismen für Beschäftigte greifen. Eine sozial ausgewogene Personalplanung ist hier entscheidend.«
Obwohl die Adexa in ihrem Statement grundsätzlich begrüßt, dass der Fachkräftemangel thematisiert wird, kritisiert sie, dass Maßnahmen wie flexiblere Personaleinteilungen, Doppelspitzen in Filialen und neue Vertretungsregelungen für PTA zu kurz greifen: »Neue Kompetenzen müssen an verbindliche Qualitätsstandards geknüpft sein. Weiterbildung gehört zur Arbeitszeit, und die Kosten dürfen nicht auf die Beschäftigten abgewälzt werden.«
Im Hinblick auf die geplante, zeitweilige Vertretung der Apothekenleitung durch PTA sieht die Gewerkschaft ein Risiko darin, dass apothekerliche Aufgaben »ohne entsprechende Entlohnung und Qualifizierung« auf andere Berufsgruppen übertragen werden.
Die Erweiterung der pharmazeutischen Dienstleistungen bringe mehr Verantwortung mit sich und mache den Beruf grundsätzlich attraktiver, so May – »aber nur, wenn Apothekenangestellte ausreichend Zeit und Qualifikation bekommen. Ohne flächendeckende Fortbildungsstrategie besteht die Gefahr, dass zusätzliche Leistungen einfach ›on top‹ geleistet werden müssen.«
Das Fazit der Adexa: Der Referentenentwurf ist ein wichtiger Schritt, aber unvollständig. »Die Reform setzt bei Strukturen an, nicht bei den Menschen, die diese Strukturen tragen«, so May. »Nur wenn die Reform auch die Arbeitsrealität der Angestellten verbessert, kann sie ihren Anspruch erfüllen, die Vor-Ort-Apotheke nachhaltig zu stärken – und den Beruf wieder attraktiver zu machen.«
Die Apothekengewerkschaft Adexa fordert: