Geriatrisches Screening vor Gefäß-OP senkt Risiko |
Alles, was bewegt, ist förderlich, um einen möglichst kleinen Gebrechlichkeitsindex zu erzielen. / Foto: Adobe Stock/sabine hürdler
Gefäßeingriffe bei einer Durchblutungsstörung wie infolge einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) sind erfolgreicher, wenn hochbetagte Patienten einigermaßen mobil und fit sind. Entscheidend sei deshalb, vor jedem Eingriff den Frailty-Grad durch ein geriatrisches Screening zu ermitteln und die Gebrechlichkeit vorab zu behandeln, heißt es in einer Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG).
Gebrechlichkeit reduziert die Lebenserwartung nach Gefäßeingriffen oder Amputationen signifikant und erhöht die Sterbe- und Komplikationsraten enorm. Deshalb bewerten Gefäßchirurgen die Therapieziele bei Hochbetagten neu. »Nicht alles, was technisch machbar ist, ist in dieser Altersgruppe auch sinnvoll«, wird Dr. Hartmut Görtz, Vorstandsmitglied der DGG zitiert. »Ziel muss sein, Beschwerden zu lindern, ohne ein unangemessen hohes Risiko einzugehen, dass sich die Aktivitäten des täglichen Lebens verschlechtern.« Das könne konkret bedeuten, nur eine kleine Gefäßstrecke wieder durchgängig zu machen, um Schmerzen zu lindern, oder rein medikamentös zu behandeln.
Wird vor dem Eingriff ein hoher Gebrechlichkeitsgrad ermittelt, sollte bei planbaren Eingriffen die Wartezeit bis zum Eingriff genutzt werden, um den Zustand durch eine sogenannte Prähabilitation zu verbessern – etwa durch körperliches Training, Ernährungsoptimierung und psychologische Unterstützung. Auch eine Anpassung der Medikamente und eine Delirprophylaxe seien laut DGG sinnvoll.
Sofern keine Klinik mit Prähabilitationsangebot verfügbar ist, kann auch ein Trainingsprogramm etwa mit gefüllten Wasserflaschen als Hanteln oder eine ärztlich geprüfte Prehab-App (DiGA) zu Hause auf den Eingriff vorbereiten. »Ein Mangel an Muskulatur lässt das Risiko für Komplikationen enorm ansteigen«, betont Görtz. »Je mehr die Muskeln vor dem Eingriff trainiert werden, umso besser.«
»Wir benötigen für diese Altersgruppe dringend die Zusammenarbeit mit der Geriatrie«, resümiert der Gefäßchirurg. Als Vorbild dient die Alterstraumatologie: Wenn Unfallchirurgie und Geriatrie hochaltrige Patientinnen und Patienten mit Knochenbrüchen von Beginn an gemeinsam behandeln, kann die Sterblichkeit um etwa 25 Prozent gesenkt werden und die Selbstständigkeit sowie Lebensqualität bestmöglich erhalten bleiben oder gar verbessert werden. »Das ist das Ziel auch in der Gefäßchirurgie«, so Görtz.