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Zwischen Zwietracht und Freundschaft

Geschwister in der Pandemie

Seit Beginn der Corona-Pandemie sitzen Geschwister enger aufeinander als je zuvor. Bei geschlossenen Schulen, ohne Sport, Freunde und andere Aktivitäten außer Haus wird das Verhältnis in vielen Familien hart auf die Probe gestellt. Wie hat sich das Verhältnis zwischen Brüdern und Schwestern seither verändert? Und bleibt das jetzt so?
dpa
13.04.2021  10:00 Uhr

Sonja Rohrmann lehrt differentielle Psychologie und psychologische Diagnostik an der Frankfurter Goethe-Universität. Zum Verhältnis von Geschwistern zueinander zitiert sie den Dichter Kurt Tucholsky: »Entweder sie sind auf dem Kriegspfad, oder sie rauchen die Friedenspfeife.« In Ausnahmezeiten wie im pandemiebedingten Lockdown sei beides möglich: Geschwister könnten besonders viel streiten, aber auch zusammenwachsen, sagt Rohrmann vor dem »Tag der Geschwister« am 10. April.

Was von beidem zutreffe hänge von verschiedenen Faktoren ab, erklärt die Psychologin: etwa dem Altersunterschied, der Persönlichkeit der Kinder, aber auch von der häuslichen Situation und wie es den Eltern in diesen für alle belastenden Monaten geht. In der Corona-Pandemie sei jedoch vermutlich der Kriegspfad häufiger. »Die Kinder haben viel Frust und Frust schafft Aggression. Den Ärger leben sie bei den Menschen aus, wo sie es sich am ehesten leisten können. Geschwister bekommen die volle Breitseite ab, weil man weiß: Die verliert man nicht.«

Besondere Verbindung

Trotz des hohen Konfliktpotenzials schafften es manche aber trotzdem, in Krisenzeiten besonders harmonisch miteinander umzugehen, glaubt Rohrmann, die selbst zwei Töchter hat. Sie entwickelten neue gemeinsame Interessen, nähmen sich stärker wahr und merkten, »dass der andere ein ganz wertvoller Partner ist in dieser schwierigen Situation«.

In Deutschland wächst die Mehrheit der Kinder mit Geschwistern auf. 2019 lebten laut Statistischem Bundesamt 82 Prozent aller Zehnjährigen mit einem Bruder oder einer Schwester in einem Haushalt. Die Quote ist seit Langem weitgehend konstant: Seit Mitte der 1990er Jahre hat sich der Anteil der Geschwisterkinder nicht verändert. Auch eine Auswertung des Mikrozensus ergab, dass der Anteil der Einzelkinder in Deutschland nicht wächst.

»Das Besondere an der Geschwisterbeziehung ist das Schicksalhafte«, sagt Rohrmann. »Dass die Geschwister auf Gedeih und Verderb einander ausgeliefert sind.« Anders als Freundschaften könne man eine Geschwisterbeziehung nicht aufkündigen, schon gar nicht in einer Zeit, in der man kaum die Wohnung verlassen kann.

Einflussfaktor: Alter und Eltern

Als Faustregel gelte: Je größer der Altersunterschied, desto seltener seien Konflikte, »weil die Kinder nicht mehr so verbunden sind: Sie leben in eigenen Welten und da gibt es weder ein Miteinander noch ein Gegeneinander«. Je geringer der Altersabstand, desto intensiver sei die Beziehung – wobei »intensiver« beides heißen kann: »Es kann harmonischer sein, aber auch rivalisierender.«

Am entspanntesten sei oft das Verhältnis zwischen gemischten Geschlechtern, zitiert Rohrmann aktuelle Forschungsergebnisse. »Am harmonischsten ist die Kombination großer Bruder, kleine Schwester, bei drei bis vier Jahren Altersunterschied.«

Ein weiterer entscheidender Faktor, wie die Geschwister miteinander auskommen, seien die Eltern, sagt Rohrmann. Wenn Eltern dauernd Vergleiche anstellten wie »Schau mal, wie brav Deine Schwester ist« oder »Guck doch, wie gut Dein Bruder das macht«, dann schüre das die Rivalität zwischen den Kindern. Besser sei es, die Individualität der Kinder wahrzunehmen und zu stärken.

Falls sich im Lockdown das Verhältnis der Kinder verschlechtert hat, müssen sich Eltern keine Sorgen machen, beruhigt Rohrmann: »Wenn der Alltag wieder einkehrt, wird sich das normalisieren«, glaubt sie. Corona sei eine vorübergehende Ausnahmesituation. Die Erlebnisse in dieser Zeit seien nicht längerfristig prägend, anders als zum Beispiel eine Trennung der Eltern.

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