Gesunde Zähne von Anfang an |
Früh übt sich – das ist bei der Zahnpflege von großer Bedeutung. / Foto: Adobe Stock/Oksana Kuzmina
Die Deutsche Mundgesundheitsstudie zeigt, Karieserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen gehen seit den 1980er-Jahren kontinuierlich zurück. So haben rund 80 Prozent der Zehnjährigen heute kariesfreie bleibende Zähne. Das erspart den Kindern nicht nur unangenehme Zahnarztbesuche, sondern erhöht auch die Chance, dass die Zähne mit zunehmendem Alter weiterhin gesund bleiben. Verantwortlich für die immer bessere Mundgesundheit ist nach Angaben der 5. Deutschen Mundgesundheitsstudie die präventionsorientierte zahnmedizinische Versorgung, die sich in Deutschland vor allem in den letzten 30 Jahren stark entwickelt hat. So haben Kinder heute bereits im Babyalter Anspruch auf ihre erste der insgesamt sechs Früherkennungsuntersuchungen beim Zahnarzt. Hier geht es in erster Linie darum, wie die Zähne gesund gehalten werden. Die Eltern erhalten Tipps zum Zähneputzen, zur Fluoridversorgung und zahngesunden Ernährung. Je nach Kariesrisiko können die Zähne auch bereits mit einem Fluoridlack versehen werden, um den Kariesschutz zu erhöhen. In vielen Bundesländern geben die Zahnärztekammern oder Kassenzahnärztlichen Vereinigungen für die Früherkennungsuntersuchungen eigene zahnärztliche Kinderpässe aus. Darin können alle Befunde und zahnärztlichen Behandlungen dokumentiert werden.
Auch im Rahmen der kinderärztlichen Früherkennungsuntersuchungen ist die Mundgesundheit ein wichtiges Thema. Die Zähne werden regelmäßig auf Karies sowie Zahn- und Kieferfehlstellungen kontrolliert. Informationen zum Zahndurchbruch, den richtigen Pflegemaßnahmen der ersten Zähne und dem Schutz von Babys vor Kariesbakterien werden weitergegeben.
In Absprache mit dem Kinderarzt erfolgt zudem die Fluoridprophylaxe. Diese sieht vor, dass Babys ab der zweiten Lebenswoche bis zum Durchbruch des ersten Milchzahns ein Kombinationspräparat mit 0,25 mg Fluorid und 400 bis 500 I. E. Vitamin D als Tablette erhalten. Diese lösen sich bei Kontakt mit Feuchtigkeit sofort auf und können dem Baby zum Beispiel vor dem Stillen in den Mund gelegt werden.
Mit dem ersten Zahn wird die Fluoridprophylaxe angepasst, um eine Dentalfluorose mit Fleckenbildung an den bleibenden Zähnen zu vermeiden. Eltern haben dafür prinzipiell zwei Möglichkeiten: Sie können mit der Gabe des Kombinationspräparates bis zum ersten Geburtstag fortfahren, sollten dann aber die Zähne ohne Zahnpasta oder mit einer Zahnpasta ohne Fluoridzusatz reinigen. Die zweite Möglichkeit sieht vor, ab dem ersten Zahn mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta zu putzen. In diesem Fall sollte die Fluoridierung per Tablette beendet werden. Die Babys erhalten dann bis zum zweiten erlebten Frühsommer nur noch ein Vitamin-D-Präparat.
Zahnärzte raten in der Regel zur fluoridhaltigen Zahncreme. Es gilt als erwiesen, dass Fluoride zum Schutz der Zahnhartsubstanz vorwiegend unmittelbar auf der Zahnoberfläche wirken. Gleichzeitig ist die Gefahr einer negativen Gesundheitswirkung durch das Verschlucken von Zahnpasta durch das Kind äußerst gering. So hat das Bundesinstitut für Risikobewertung bereits 2009 festgehalten, dass eine Vergiftung durch das Verschlucken von Kinderzahnpasta nicht zu befürchten sei. Selbst der Verzehr einer ganzen Tube mit etwa 70 Gramm führe allenfalls zu Bauchschmerzen.
Wegen der Dosierung können sich Eltern an den Empfehlungen der Bundeszahnärztekammer orientieren. Diese besagt, dass ab dem ersten Milchzahn zweimal täglich mit einer reiskorngroßen Menge Kinderzahnpasta mit 1000 ppm Fluorid oder zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge mit 500 ppm Fluorid geputzt werden sollte. Ab dem Alter von zwei Jahren bis zum sechsten Geburtstag sollten Eltern zweimal täglich mit einer erbsengroßen Menge Zahnpasta mit 1000 ppm Fluorid putzen. Ab einem Alter von sechs Jahren können die Zähne zweimal pro Tag mit einer Zahnpasta geputzt werden, die mindestens 1000 ppm Fluorid enthält. Zusätzlich können die Zahnzwischenräume vorsichtig mit Zahnseide gereinigt werden. Fluoridlacke, -gele oder fluoridhaltige Mundspüllösungen für die häusliche Anwendung kommen nur bei Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko und unter zahnärztlicher Kontrolle zum Einsatz. Darüber hinaus wird für alle Kinder sowie ihre Familien die Verwendung von jodiertem und fluoridiertem Kochsalz empfohlen.
Im Alter von sechs Monaten bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr haben Kinder Anspruch auf sechs Früherkennungsuntersuchungen auf Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten beim Zahnarzt. Empfohlen werden dafür folgende Intervalle, wobei jeweils ein Abstand von mindestens zwölf Monaten eingehalten werden sollte:
Ab dem Schulalter dreht sich beim Zahnarzt alles um die Individualprophylaxe und das Gesundhalten der bleibenden Zähne. Dafür werden regelmäßige Kontrollen im Abstand von sechs Monaten empfohlen, die bei Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 18 Jahren von der Krankenkasse übernommen werden. Ab dem zwölften Lebensjahr werden diese auch in ein Bonusheft eingetragen, um später Anspruch auf erhöhte Zuschüsse bei Zahnersatz zu haben.
Im Rahmen der Individualprophylaxe untersuchen Zahnärzte nicht nur den Gesundheitsstand der Zähne, sondern kontrollieren auch die Gebissentwicklung, die durch den Zahnwechsel starken Veränderungen unterliegt. Sollten diese von der Norm abweichen, kann eine kieferorthopädische Behandlung sinnvoll sein. Darüber hinaus informieren Zahnärzte ihre jungen Patienten zur Mundhygiene, führen lokale Fluoridierungen zur Schmelzhärtung und Versiegelungen von kariesfreien Fissuren und Grübchen der Backenzähne durch.
Neben der Vorsorge im privaten Rahmen werden in Kindergärten und Schulen regelmäßig kostenlose Reihenuntersuchungen und Beratungen zur Mundhygiene durchgeführt. Diese erfolgen meist einmal pro Jahr und richten sich an Kinder von drei bis zwölf Jahren. Neben der zahnärztlichen Kontrolle der Zähne können vorbeugende Fluoridierungsmaßnahmen durchgeführt werden, wenn die Eltern im Vorfeld ihr Einverständnis dafür gegeben haben. Zudem wird mit den Kindern das Zähneputzen geübt und über zahngesunde Ernährung gesprochen. Letztere gilt als besonders wirksame Maßnahme zur Kariesvorbeugung. Dabei geht es nicht nur um die Menge, sondern vor allem um die Häufigkeit und Dauer der Zuckerzufuhr. Denn: Das Kariesrisiko steigt mit zunehmenden Zuckerimpulsen pro Tag, da es die Remineralisierung der Zähne in nahrungsfreien Pausen unterbindet. Bei Kindern sind es meist Softdrinks oder viele Süßigkeiten zwischen den Mahlzeiten, die das Kariesrisiko ansteigen lassen. Bei Babys und Kleinkindern ist es meist das Dauernuckeln an Fläschchen mit gesüßtem Tee, Saft oder Milch.
Der Grundstein für die Zahngesundheit wird bereits in der Schwangerschaft gelegt. In der sechsten bis achten Schwangerschaftswoche werden die Zahnleisten des Babys angelegt, aus denen später sowohl die Milchzähne als auch die bleibenden Zähne hervorgehen. Um die 20. Schwangerschaftswoche beginnt die Verkalkung der Keime. Ungeborene benötigen dafür Calcium und Phosphat. Eine ausgewogene Ernährung der Mutter ist dafür essentiell. Spätestens wenn das Baby auf der Welt ist, sollten Eltern ihre eigene Mundgesundheit im Blick haben. Das reduziert nicht nur das eigene Kariesrisiko, sondern auch das des Babys. Diese stecken sich in der Regel bei engen Kontaktpersonen an. Aus diesem Grund raten Zahnärzte auch davon ab, dass Löffel oder Schnuller abgeleckt werden.