Giftige Blütenpracht mit mediterranem Flair |
Katja Egermeier |
26.05.2020 15:50 Uhr |
Der immergrüne Oleander ist die einzige Art seiner Gattung Nerium in der Familie der Hundsgiftgewächse. Die bis zu zweieinhalb Meter hohe und verholzende Pflanze ist mit ledrigen, schmal-lanzettlichen Blättern versehen, die meist quirlförmig zu dritt stehen. Die Blüten sind je nach Sorte und Züchtung weiße, gelbliche oder rosa bis violette Trugdolden.
Nerium oleander, Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae)
• Blüte: Trugdolden, weiß bis violett
• Blütezeit: Juni bis September
• Blätter: grün, lineal-lanzettlich
• Früchte: Balgfrüchte, bis zu 10 cm
• Vorkommen und Verwendung in Deutschland: Kübelpflanze, Parkanlagen
• Gift: Herzwirksame Steroidglykoside (z. B. Oleandrin)
• Giftige Pflanzenteile: ganze Pflanze, vor allem Blätter, Blüten und Samen
Der im Mittelmeer beheimatete Strauch mit seinen duftenden Blüten ist bei uns als Zimmerpflanze, Balkonpflanze oder als Strauch in Gärten und Parkanlagen anzufinden, wo er lehmig bis tonigen Boden bevorzugt. Er mag es windgeschützt und sonnig – je mehr Sonne er bekommt, desto größer ist die Blütenpracht. Oleander kommt ursprünglich aus Marokko und Südspanien, ist aber inzwischen im gesamten Mittelmeerraum sowie in Indien und China zu finden.
Der Oleander beinhaltet in allen seinen Pflanzenteilen – Blättern, Blüten, Früchten, Holz, Rinde, Wurzeln sowie dem Milchsaft – herzwirksame Steroidglykoside und Alkaloide. Das stärkste Gift trägt den Namen der Pflanze: Oleandrin. Das Herzglykosid ist vergleichbar mit dem Digitalisglykosid des Fingerhuts.
Die Vergiftungserscheinungen reichen bei innerer Aufnahme von Kopfschmerzen, Übelkeit, Brechreiz, Durchfällen, Sehstörungen, Extrasystolen bis hin zu einem totalen Herzblock in schweren Fällen mit Bradykardie oder Tod durch Kammerflimmern.
Der Saft des Oleanders kann zudem zu Irritationen der Haut führen. Beim Schneiden der Pflanze tritt der Saft häufig in großen Mengen aus und kann, mit Haut oder offenen Wunden in Berührung gekommen, zu allergischen Reaktionen führen.
Bei kleinen Mengen gering gefährlich, bei Missbrauch lebensgefährlich.
Bei der Aufnahme einer sehr gringen Menge Blütenblätter oder einem kleinem Stück Blatt genügt häusliche Beobachtung und die Zufuhr von Wasser. Zeigen sich verstärkt Magen-Darm-Symptome, sollte ein Arzt informiert werden.
Beim Verzehr von mehr als einem Blatt oder mehreren Blütenblättern wird das Trinken einer Kohleaufschwemmung empfohlen. In jedem Fall sollte der Notarzt oder die örtliche Giftnotrufzentrale kontaktiert werden. Nach erfolgter Kohlegabe sollte eine Kreislaufkontrolle (EKG) durch den Arzt erfolgen und gegebenenfalls eine symptombezogene Behandlung.
Dass man den immergrünen Strauch bereits in der Antike schätzte, belegen kretische Wandgemälde aus dem 14. Jahrhundert vor Christus. Nach Deutschland kam der Oleander vor erst ca. 500 Jahren und war zunächst dem Adel und den Reichen vorbehalten, die damit ihre Orangerien schmückten.
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