Glatt, glatter, Glass Skin |
Schicht für Schicht zu einer makellosen Haut: Die Koreanerinnen machen es uns vor. / © Getty Images/K-Angle
Der Begriff stammt aus Korea und meint eine glatte, reine, pralle und strahlende Haut, die fast wie Glas scheint. In Südkorea ist eine porzellanartige Haut schon lange ein Schönheitsideal. Im Grunde ist die Glass Skin nicht mehr nur ein Trend, der per Instagram und Co. auch bei uns greift, sondern es steckt eine ganze Philosophie dahinter. Bei Korean-Beauty (K-Beauty) geht es nämlich darum, sich Zeit für seine Haut zu nehmen und genau auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Dabei versorgt eine spezielle Pflegeroutine in mehreren Schritten die Haut mit besten Inhaltsstoffen.
Basis des asiatischen Schönheitsideals einer glatten Haut ist der Sonnenschutz – ist doch UV-Licht der Haupttreiber der intrinsischen Hautalterung. Eine Pflegecreme mit ausreichend hohem Lichtschutzfaktor spielt in der Tat eine wichtige Rolle, um die Haut vor Trockenheit zu bewahren und Pigmentflecken vorzubeugen.
Die Haut vor Sonneneinstrahlung zu schützen sei in Korea quasi eine Art Lebenseinstellung, sagt Dermatologe Dr. German Hubatsch aus Neu-Isenburg, und der bestehe nicht nur aus einer Creme mit Lichtschutzfaktor. »Nehmen wir uns die Menschen in Korea, Taiwan oder Vietnam zum Vorbild. Sie schützen sich mit Sonnenschirmen, tragen Masken und gehen nur in die Sonne, wenn es sein muss.« Der beste Lichtschutz sei definitiv der textile.
Hierzulande gehe man dagegen noch zu unbedarft mit Sonnenlicht um. »Wir sollten nicht glauben, nur weil wir morgens 2 mg/cm2 Sonnencreme auf Gesicht und Körper auftragen, dass wir tun und lassen können, was wir wollen«, warnt der Experte eindringlich. »Generell sollten wir dazu übergehen, nicht ständig Sonnencreme aufzutragen, besser versuchen, die Sonne zwischen 9 und 15 Uhr oder bei einem UV-Index >7 zu meiden.«
Der Weg zu einem rosigen Teint beginnt mit der gründlichen, doch schonenden Hautreinigung. Wer zweimal täglich sein Gesicht mit einem auf den Hautzustand abgestimmten Präparat reinigt, holt Drüsensekrete, tote Hornschüppchen, Schmutz und Reste zuvor verwendeter Kosmetika von der Haut. Wasser allein schafft es nicht, Talg, Schmutzauflagerungen und Co. von der Haut zu putzen. Das Besondere der Glass-Skin-Routine besteht darin, dass doppelt gereinigt wird, zunächst mit einem ölbasierten Präparat, um Make-up zu entfernen, dann kommt ein wasserbasiertes Reinigungsgel zum Einsatz.
Die Reinigung des Gesichts mit einer Emulsion oder einer Milch gilt als schonendste Methode. Auch sogenannte Cleansing Balme verwandeln sich nach Wasserkontakt in eine milchige Emulsion und sind sanft zur Haut. Die Präparate werden auf der Haut verteilt, vorsichtig einmassiert und mit Tüchern entfernt oder mit Wasser abgewaschen.
Sowohl durch Emulsionen, Milche als auch Balme und Öle werden hydrophile und lipophile Substanzen gleichermaßen gut entfernt. Alle drei Darreichungsformen unterscheiden sich im Wesentlichen im Lipidgehalt, es gibt sowohl O/W- als auch W/O-Formulierungen. Weil wasserhaltige Zubereitungen mikrobiell leicht angreifbar sind, sind Reinigungsemulsionen und Co. meist konserviert. Zugesetzte Rückfetter, Feuchthaltesubstanzen oder hautberuhigende Stoffe pflegen die Haut bereits bei der Reinigung und halten den Angriff auf die Hautbarriere so klein wie möglich.
Step 2 der K-Beauty besteht aus einem Peeling. Zwei- bis dreimal wöchentlich – am besten abends – wird am besten mit Fruchtsäuren die Haut gründlichst von Altlasten befreit. Synthetisch gewonnene Alpha- und Beta-Hydroxy-Acids wie Glykol-, Zitronen- oder auch Milch- und Salicylsäure werden dank ihres keratoplastischen Effekts eingesetzt, um die obersten Hornschüppchen von der Haut zu putzen. Das befreit verstopfte Poren und stimuliert den Zellstoffwechsel und die Kollagenproduktion. Während die AHAs als wasserlösliche Säuren die oberste Hautschicht peelen, dringt BHA – vornehmlich Salicylsäure - tiefer in die Haut ein. Als fettlösliche Säure wirkt sie dort vornehmlich gegen Unreinheiten.
Achtung: Fruchtsäurepeelings machen die Haut anfällig für Sonnenlicht. Die noch jungen Hautzellen haben keine Lichtschwiele aufbauen können. Der abendliche Einsatz ist deshalb von Vorteil. Tagsüber ist ein ausreichender Lichtschutzfaktor von mindestens 20 Pflicht.
Abschluss des Reinigungsprozederes und damit der dritte Schritt besteht in der Verwendung eines sogenannten Toners. Das Gesichtswasser gleicht den pH-Wert der Haut wieder aus und versorgt sie mit Feuchtigkeit. Die anschließende Pflege, beginnend mit einem Serum, kann besser aufgenommen werden.
Bei der K-Beauty besteht der nächste Schritt in der Verwendung eines Serums oder einer Ampulle, abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse. So können etwa in konzentrierter Form Hyaluronsäure, Vitamin C, Ceramide oder Retinoide der Haut zugeführt werden. Ihre Konzentrate sollen die Wirkung der allgemeinen Pflege steigern. Dazu die Ampullen brechen, den Inhalt in die hohle Hand geben und dann mit den Fingerspitzen auftragen.
Ampullen enthalten Wirkstoffkonzentrate in Einmaldosierbehältnissen. Seren sind dagegen hoch konzentrierte Emulsionen in Mehrdosenbehältnissen. Eine Ampulle ist für eine Behandlung vorgesehen und sollte auch ganz verbraucht werden, da die darin enthaltenen Substanzen oft schnell mit Luftsauerstoff reagieren. Weil die Herstellung unter keimfreien Bedingungen unter Ausschluss von Sauerstoff erfolgt, kann auf Konservierungsstoffe verzichtet werden. Ampullen sind also sehr gut verträglich und eignen sich daher auch für empfindlichste Haut. Auch verschiedene Hautpartien können mit Spezialampullen versorgt werden – die Brust, die Partie rund um die Augen, das Dekolleté oder die Hände.
Feuchtigkeit, Feuchtigkeit, Feuchtigkeit: Die letzte Schicht der Glass-Skin-Pflege – sie ist quasi das Herzstück – besteht aus einer Feuchtigkeitscreme. Nur eine ausreichend mit Feuchtigkeit versorgte Haut wirkt gut genährt, ist gut gegen die äußeren Einflüsse gewappnet und wirkt den Zeichen der Alterung entgegen.
Leichte Texturen ohne rückfettende Inhaltsstoffe gleichen den Feuchtigkeitsverlust der Haut aus und stellen den Hydrolipidmantel auf der Oberfläche wieder her. Sie ziehen schnell ein und hinterlassen keinen Film auf der Haut. Ihre Grundlagen sind stark wasserhaltige Öl-in-Wasser-Emulsionen (Lotionen), Liposomen-Zubereitungen oder Hydrodispersionsgele, die der Haut neben Fett und Feuchtigkeit auch Feuchthaltesubstanzen wie Harnstoff, Glycerin, Hyaluronsäure, Panthenol oder Natriumlactat zuführen.
Die leichten Texturen sind angenehm aufzutragen, damit fühlt sich die Haut nicht klebrig an. Wichtig: Der Lipidgehalt darf nicht zu gering sein, damit die zugeführte Feuchtigkeit nicht sofort wieder verdunstet und die Hydrolipidschicht in Balance bleibt. Schließlich wird der Lipidgehalt im Alter ohnehin geringer und auch die Talgdrüsenaktivität nimmt ab.