Glaukom operieren – oder besser nicht? |
Katja Egermeier |
20.09.2023 16:00 Uhr |
Eine Operation sollte immer frühzeitig erfolgen, da einmal eingetretene Schäden auch durch einen invasiven Eingriff nicht rückgängig gemacht werden können. / Foto: Getty Images/goc
In Deutschland sind mehr als 900.000 Menschen an einem Glaukom erkrankt. Mit einem Anteil von rund 15 Prozent aller Erblindungsfälle ist es die zweithäufigste Ursache für den vollständigen Verlust der Sehfähigkeit. Dabei gehen die Fasern des Sehnervs zugrunde, die das Sehsignal von der Netzhaut zum Gehirn leiten, wie die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) erklärt. »Dieser Prozess bleibt oft lange unbemerkt«, erklärt Professorin Verena Prokosch vom Zentrum für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Köln. Zudem sei es individuell verschieden, wie empfindlich der Sehnerv ist. Als Hauptrisikofaktor gilt ein erhöhter Augeninnendruck, der Prokosch zufolge momentan auch als einziger behandelbar ist.
Dafür kommen in der Regel zunächst Augentropfen zum Einsatz, die den Druck senken sollen. Gelinge das nicht – beispielsweise, weil laut DOG mindestens die Hälfte der Patienten die Tropfen nicht konsequent anwendet –, müsse der Innendruck per Laser oder durch eine Operation reguliert werden. Dabei werde der Abfluss des Kammerwassers verbessert oder das produzierende Gewebe verödet.
Problematisch sei, dass diese Eingriffe häufig erst spät im Krankheitsverlauf vorgenommen werden. »Hierzu tragen zum einen Vorbehalte der Patienten und Patientinnen bei, die zunächst ja keine Beschwerden haben und den invasiven Eingriff scheuen«, so Prokosch. Dabei gebe es mittlerweile mehr als ein Dutzend verschiedener Operationsmethoden – darunter auch etliche minimalinvasive Verfahren. Welche Technik zu welchem Zeitpunkt im Einzelfall empfehlenswert ist, lasse sich ab sofort aus dem neu erstellten Weißbuch zur operativen Glaukomtherapie entnehmen.
Prokosch rät weiterhin zu einem Kombinationseingriff. Wer unter einem Grünen Star in mildem Stadium leide, könne die anstehende Operation eines Grauen Stars gut nutzen, um gleichzeitig einen minimalinvasiven Glaukom-Eingriff vorzunehmen. »Von einem solchen Kombinationseingriff, bei dem nicht nur die trübe Linse ausgetauscht, sondern auch der Kammerwasserabfluss durch einen Mikro-Stent verbessert wird, profitieren die Betroffenen deutlich.« Der Augeninnendruck könne so zusätzlich um einige Einheiten reduziert werden, so Prokosch. Bei fortgeschrittenen Fällen sei es jedoch wichtig, Operationsverfahren zu wählen, die den Druck noch stärker senken – und so hoffentlich das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.