Glücksspielsucht erkennen und bekämpfen |
Als App, im Web, ob Sportwetten oder virtuelle Spielautomaten: Möglichkeiten, online zu spielen, gibt es viele. »Online-Glücksspiele haben ein erhöhtes Suchtpotenzial, weil sie fast immer und überall verfügbar sind und zu jeder Tages- und Nachtzeit am Smartphone, Tablet oder PC gespielt werden können«, sagt eine Sprecherin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). »Durch die Anonymität im Netz und die virtuellen Geldeinsätze können sich Verluste schnell unkontrolliert erhöhen und in eine Schuldenfalle führen.«
Internetfähige und vielseitig nutzbare Endgeräte wie etwa das Smartphone erschwerten Spielsucht-Gefährdeten oder -Erkrankten das Aufhören, sagt Romanczuk-Seiferth. Anders sei es, wenn man etwa einfach das Casino meiden könne. Noch dazu nutzen die meisten Anbieter der Expertin zufolge Prinzipien der Manipulation, um die Spielenden zum Weitermachen zu animieren.
Um die ständige Verführung zu vermeiden rät sie: »Bestimmte Seiten auf dem Smartphone oder auf dem Computer sperren – oder die Endgeräte gar nicht mehr benutzen.« Realistisch sei das aber in der heutigen Zeit nicht unbedingt.
Viele Betroffene fänden zunächst über allgemeine Beratungsstellen Zugang zu spezifischer Hilfe, so Romanczuk-Seiferth – etwa, weil es wegen der Spielsucht Probleme in der Familie oder bei der Arbeit gibt. Die BZgA bietet unter www.check-dein-spiel.de einen Online-Selbsttest zum Spielverhalten und ein Online-Beratungsprogramm »Check out« an. Für Angehörige gibt es online das Programm »Time Out«. Hier sind auch Unterstützungsmöglichkeiten für die Beantragung einer Therapie zu finden.
Eine telefonische Beratung stellt die BZgA unter der Gratis-Rufnummer 0800 137 27 00 zur Verfügung (Montag bis Donnerstag von 10 bis 22 Uhr, Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr). Weitere Anlaufstellen sind lokale Suchtberatungsstellen sowie Angebote der Krankenkassen.
»Die Therapie einer Glücksspielsucht kann ambulant oder stationär erfolgen, das hängt von den Lebensumständen der Betroffenen ab und der Schwere der Erkrankung«, so die BZgA-Sprecherin. »Eine besondere Herausforderung ist häufig, dass Betroffene meist auch unter weiteren psychischen Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Depressionen leiden. Auch das Risiko eines Suizids ist bei Spielsüchtigen erhöht.«
Evidenzbasierte, verhaltenstherapeutische Angebote sind laut Verhaltenssucht-Expertin Romanczuk-Seiferth besonders wirksam. Sie helfen, Auslösesituationen zu erkennen und ohne Glücksspiel zu bewältigen. Hier sind Einzel- und Gruppentherapieangebote verfügbar. Letztere bieten den Vorteil, Erfahrungen mit anderen Betroffenen zu teilen, eine Einzelberatung oder -therapie kann dagegen individueller ansetzen.
Auch in der Spielsuchthilfe kann eine stationäre Entwöhnung in Klinik oder Reha mit spezifischen Angeboten für Glücksspielsucht-Betroffene erfolgen. Der Nachteil: Es gibt relativ lange Wartezeiten. Bei ambulanten Reha-Angeboten seien die Plätze ebenfalls begrenzt, sagt Romanczuk-Seiferth.