Glücksspielsucht im Alter |
Die zunehmende Online-Affinität der Bevölkerung – und damit auch der neuen Generation von Senioren – stellt ein weiteres Glücksspielsucht-Risiko dar, wie unter anderem der Glücksspielatlas 2023 des Bundesgesundheitsministeriums zeigt. Daraus geht hervor, dass ältere Menschen deutlich häufiger online unterwegs sind als noch vor einigen Jahren. »In Zukunft werden die Älteren vermehrt online zocken«, prognostiziert auch Glücksspielforscher Hayer. »Und online haben sie die Möglichkeit, ohne soziale Kontrolle 24 Stunden sieben Tage pro Woche zu spielen, wenn sie sich einsam oder anderweitig belastet fühlen. Dagegen sind die klassischen Soziallotterien oder das beliebte Lotto 6 aus 49 weniger suchtpotent.«
Um solchen Entwicklungen entgegenzuwirken, reichen Expertenempfehlungen von Aufklärungskampagnen und Warnhinweisen an Spielgeräten bis hin zu spielformübergreifenden Selbst- und Fremdsperren. Eine Spielsperre, die man für sich selbst, aber auch für eine nahestehende Person – bei der Aufsichtsbehörde oder entsprechenden Hilfeeinrichtungen – beantragen kann, gilt automatisch für die meisten Glücksspielangebote, online und offline. Kann eine gesperrte Person weiterhin an Glücksspielen teilnehmen, besteht in einigen Fällen manchmal Anspruch auf Erstattung der Spieleinsätze, wie das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland berichtet.
Auch PTA können zur Prävention von Glücksspielsucht beitragen, vor allem damit, dass sie über die Rolle von Medikamenten aufklären. Denn es gebe eine medikamenteninduzierte Glücksspielsucht, wie Hayer erläutert. Diese betreffe vorrangig Parkinson-Patienten: Sie könnten unter der Einnahme von Dopamin-Agonisten in kurzer Zeit ein glücksspielsüchtiges Verhalten entwickeln, weil diese Medikamente das dopaminerge Belohnungssystem im Gehirn stimulieren und damit die Impulskontrolle beeinträchtigten. »Wenn PTA derlei Medikamente abgeben, sollten sie das auf jeden Fall ansprechen und darüber aufklären«, so sein Rat.
Der Anteil von Frauen ist bei der älteren (60+-Jahre) Glücksspiel-Klientel mit knapp 27 Prozent überdurchschnittlich hoch – bei den 45- bis 59-Jährigen liegt er bei 16,9 Prozent und bei den noch Jüngeren unter 10 Prozent. Gleichzeitig finden sich hier mit etwa 21 Prozent vergleichsweise wenige ältere Personen mit einem Migrationshintergrund.
Der Anteil Alleinlebender ist zudem bei den Frauen im Vergleich zu den Männern deutlich größer (62,4 zu 43,1 Prozent). Bei älteren Menschen mit problematischem Glücksspielverhalten sind bei mehr als 70 Prozent der Betroffenen die Geldspielautomaten in Spielhallen die Hauptform des Glücksspiels. Es folgen – mit etwas Abstand – Online-Glücksspiele (8,9 Prozent).