Grippeviren beim Tarnkappenklau erwischt |
Grippeviren bedienen sich einer speziellen molekularen Kappe, um beim Replizieren nicht als fremd erkannt zu werden. Damit soll jetzt Schluss sein, meinen Forscher aus Bonn. / Foto: Adobe Stock/Axel Kock
Die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Hiroki Kato vom Institut für Kardiovaskuläre Immunologie der Uniklinik Bonn erforschte einen Wirkstoff, der die körpereigene Methyltransferase MTr1 hemmt und damit die Replikation von Influenzaviren verhindert. Die Arbeitsgruppe arbeitete mit dem Derivat des Naturprodukts Trifluormethyl-Tubercidin, das von Bakterien der Gattung Streptomycin produziert wird. Jetzt sollen weitere MTr1-Inhibitoren mit grippehemmender Wirkung identifiziert werden. Ihre Ergebnisse publizierten sie im Wissenschaftsmagazin »Science«.
Ansatzpunkt der Arbeitsgruppe um Kato ist, das sogenannte »Cap snatching« der Viren für ihre Replikation zu unterbinden. Um nämlich fremde von eigenen Erbinformationen unterscheiden zu können, markiert die menschliche Zelle beispielsweise eigene RNA für das Immunsystem mit einer molekularen Kappe am Ende der Molekülkette. RNA ohne diese Kappe wird von dem Immunsystem erkannt und bekämpft. Um dem zu entgehen, stehlen Viren beim »Cap snatching« diese molekulare Tarnkappe von der zellulären RNA. Das Bonner Forscherteam fand heraus, wie sehr Influenza-Viren bei der Kappenbildung von der Aktivität des Enzyms Methyltransferase MTr1 abhängig sind und entwickeln nun Inhibitoren, um den Tarnklappenklau zu unterbinden.
Die Wissenschaftler wollen auch untersuchen, inwieweit MTr1-Inhibitoren die Entstehung von arzneimittelresistenten Mutantenviren durch die Kombinationstherapie mit bereits vorhandenen Arzneistoffen unterdrücken können.