Grün tut Stadtbewohnern gut |
Katja Egermeier |
02.08.2019 15:00 Uhr |
Büsche und Bäume in einer Stadt haben deutliche positive Effekte für das Wohlbefinden der Bewohner im Alltag. / Foto: Adobe Stock/rh2010
Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler aus Karlsruhe, Mannheim und Heidelberg 85 junge Erwachsene in zwei Gruppen aufgeteilt und gebeten, innerhalb einer Woche etwa neun Mal täglich ihre Stimmung zu bewerten. Ein Teil der Gruppe wurde zusätzlich einer funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) unterzogen, um bestimmte Hirnfunktionen überprüfen zu können. Der Anteil der Grünflächen auf den zurückgelegten Wegen wurde mit Luftaufnahmen und geoinformatischen Methoden ermittelt und mit den aufgezeichneten Stimmungsangaben verknüpft. Dabei wurden auch körperliche Aktivitäten der Probanden und Wetterdaten statistisch berücksichtigt.
Das Ergebnis: Beide Gruppen, auch die per fMRT zusätzlich untersuchte, zeigten in Situationen, in denen sie von mehr Grünflächen in der Stadt umgeben waren, ein höheres Wohlbefinden. »Wir konnten die positive Wirkung von Grünflächen in Städten auf das Wohlbefinden erstmals direkt im städtischen Alltag bestätigen und auf die Gehirnfunktion beziehen«, erklärt Professor Heike Tost vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim in einer Pressemitteilung des Instituts.
Bei denjenigen, die besonders positiv auf Grünflächen reagierten, hätten die Forscher zudem eine verminderte Aktivität im dorsolateralen präfrontalen Cortex beobachtet – die Hirnregion übt eine zentrale Kontrollfunktion beim Verarbeiten negativer Emotionen und stressiger Umwelterfahrungen aus. »Die Ergebnisse legen nahe, dass Grünflächen besonders für Menschen wichtig sind, deren Kapazität vermindert ist, negative Emotionen selbst zu regulieren«, erklärt Studienleiter und ZI-Vorstandsvorsitzender Professor Andreas Meyer-Lindenberg.
Markus Reichert vom Mental mHealth Lab des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) sieht in Grünflächen in Städten ein erhebliches Präventionspotenzial hinsichtlich psychischer Erkrankungen. Frühere Untersuchungen hätten bereits gezeigt, dass in der Stadt aufgewachsene oder lebende Menschen auf Stress anders reagierten als Landbewohner. Das Risiko, an Depressionen, Schizophrenie oder Angststörungen zu erkranken, sei in Städten deutlich erhöht. »Das ist gerade mit Blick auf die Planung gesundheitsförderlicher Städte sehr interessant.«