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Jugendliche in der Apotheke

Gut beraten bei Akne und Co.

Was erhoffen sich Jugendliche von der Beratung in der Apotheke? Sicherlich Authentizität, Empathie und ein hohes Maß an Kompetenz, um die Flut an Social-Media-Informationen in gesundheitlichen Belangen besser einordnen zu können. Welche Beschwerden Jugendliche oft haben und was sich dagegen tun lässt, fasst der Artikel zusammen.
Ulrich Enzel
18.08.2021  08:30 Uhr

Was wünschen sich Jugendliche? Neben einer selbstverständlich hohen fachlichen Qualifikation und Sicherheit erhoffen sie sich Einfühlungsvermögen, Verständnis und ein offenes Ohr. Die Kompetenz, Fragen altersentsprechend beantworten zu können, kann ebenso helfen, ein wechselseitiges Vertrauensverhältnis aufzubauen, wie die Fähigkeit zu nachhaltigem Beruhigen. Immer sollte zuerst der Jugendliche angesprochen werden, dann erst eventuell begleitende Eltern. Vertrauensbildend kann oft der Hinweis auf die Schweigepflicht wirken: »Auch deinen Eltern werde ich kein Wort über unsere Beratung berichten!«

Ein Blick in die Abrechnungs-Statistiken zeigt klare altersspezifische Schwerpunkte. Neben der die Pubertät geradezu kennzeichnenden Akne juvenilis sind es Beschwerden des allergischen Formenkreises und des Skeletts, vor allem der (wachsenden) Wirbelsäule, Kopf- und Bauchschmerzen sowie vielfältige Probleme von der Ernährung bis zum Schlaf.

Geduld bei der Akne-Behandlung

Da 60 bis 80 Prozent aller Jugendlichen mehr oder weniger ausgeprägt betroffen sind, soll dieses Krankheitsbild hier ausführlich beschrieben werden. Eine kompetente Betreuung durch PTA kann entscheidend dazu beitragen, die Symptome zu lindern, den Verlauf zu verkürzen, einer Narbenbildung vorzubeugen und die gestörte Ästhetik zu behandeln. Immer wieder sollte dabei bekräftigt werden, dass auch die beste Behandlung eine Akne nicht rasch beseitigen kann, also Geduld auf beiden Seiten erforderlich ist – dass aber mit dem Älterwerden auch die Anfälligkeit für Akne geringer wird.

Vertrauensbildend wirkt, Verständnis zu zeigen, dass der/die Jugendliche heftig leidet unter der Akne, aber auch Missverständnisse dezidiert auszuräumen. Akne entsteht nicht durch mangelnde Hygiene, ist nicht ansteckend und hat nichts mit viel oder wenig Sex zu tun. Sie entsteht vor allem durch eine Überempfindlichkeit der Talgdrüsen gegenüber männlichen Geschlechtshormonen (die notwendigerweise auch von Mädchen produziert werden).

Basis einer erfolgreichen Behandlung ist die Hautpflege durch sanfte Reinigung mit viel Wasser, alkalifreien Seifen oder Lotionen, alkoholischen Lösungen oder Peelings und Pflege mit nicht komedogenen feuchtigkeitsspendenden Präparaten. Pickel dürfen niemals ausgedrückt werden. Rauchen verstärkt eine Akne gesichert, ebenso eine Ernährung reich an schnell freigesetzten Kohlenhydraten und gesättigten Fettsäuren. Andere Nahrungsmittel sollten nur nach individueller Beobachtung gemieden werden.

In der topischen Therapie bewährt haben sich rezeptfreie Präparate mit Salicylsäure 0,5 bis 5 Prozent sowie Benzoylperoxid 1 bis 10 Prozent, weiter Natriumbituminosulfonat, sowie eine Creme mit Propolis, Teebaumöl und Aloe vera. In Deutschland zwar nicht für die Indikation Akne zugelassen sind Saccharomyces boulardii-Präparate. Sie zeigen allerdings in Studien eine Wirksamkeit. Alle weiteren Interna und weitere Externa können erst nach ärztlicher Untersuchung verordnet werden.

Bei Kopfschmerzen nach Ursachen forschen

Bis zu 40 Prozent aller 12 -bis 15-Jährigen beklagen wöchentliche Kopfschmerzattacken. Im Beratungsgespräch sollten sich PTA – trotz gesicherter Wirksamkeit – aber nicht auf die Abgabe von topischem Pfefferminzöl sowie rezeptfreien Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen beschränken, sondern auch auf die häufigsten Ursachen der Schmerzen eingehen. Bewegungsmangel, dauerhafter Medien-Konsum und Multitasking sind häufige Ursachen, ebenso Leistungsdruck, Prüfungsstress, Mobbing und Familienkonflikte. Regelmäßiger Ausgleichssport und ausreichende Flüssigkeitszufuhr haben sich als ebenso hilfreich erwiesen wie ein konstanter Tagesablauf (Schlaf!), Entspannungsverfahren und eine reduzierte Medien-Nutzungs-Zeit.

Bei Migräne-Attacken gilt als erste Wahl Ibuprofen (10 bis 15 mg/kg KG). Dabei sollte – wie generell beim Schmerzmittel-Einsatz – die Dreier-Regel beachtet werden: höchstens dreimal täglich über drei Tage und maximal an drei Tagen pro Monat. Sonst droht ein Medikamenten-induzierter Kopfschmerz. Zusätzlich kann eine Kombination aus 600 mg Magnesium + 400 mg Vitamin B2 + 300 mg Coenzym Q 10 versucht werden. Dagegen konnten für »Anti-Kopfschmerz-Diäten« keine Effekte nachgewiesen werden.

Bei regelmäßigen Bauchschmerzen zum Arzt

Zwar klagen Jugendliche häufig über Bauchschmerzen, diese sind jedoch meist funktionell verursacht. Dennoch sollte stets zu einem Arztbesuch geraten werden, wenn die Schmerzen regelmäßig auftreten, länger anhalten – das gilt auch für Kopfschmerzen – oder gar mit Begleitsymptomen einhergehen. Ein bewährtes Vorgehen besteht bei Bauchschmerzen primär in einer Kombination aus lokaler Wärme-Applikation, aerobem Training, Entspannungsübungen kombiniert mit Iberogast® und/oder BiGaia® als studiengesicherter Medikation. Wenn das keine Wirkung zeigt, kann meist leicht zu ärztlicher Abklärung motiviert werden.

Auch bei Harnwegs- und Menstruationsbeschwerden hat sich ein ähnlicher Algorithmus bewährt: Wenn lokale Wärme und nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) und eventuell Homöopathika (Magnesium phosphoricum D3, wenn Wärme die Beschwerden bessert, Gelsemium D4, wenn Wärme diese verschlechtert) keine Hilfe bringen, sollte ärztliche Abklärung eingeleitet werden. Bei prämenstruellem Syndrom haben sich Trockenextrakte aus Mönchspfeffer-Früchten (wie Agnucaston®) als wirksam erwiesen.

Eine aktuelle Leitlinie empfiehlt bei wiederholten Blasen-/Harnröhren-Entzündungen junger Frauen vor dem Einsatz einer Antibiotika-Dauerprophylaxe Phytopharmaka (Angocin® Anti-Infekt N oder Cystinol®-Lösung) oder Probiotika. Diese werden kombiniert mit Allgemeinmaßnahmen: Ibuprofen, ausreichend Trinken, lokale Wärme, Mannose (wie Femannose® N) und nicht übertriebener Intim-Hygiene.

Sport bringt Kreislauf in Schwung

Eine wachstumsbedingt häufig mit der Pubertät einsetzende orthostatische Dysregulation mit dem typischen Schwarzwerden vor den Augen, Schwindel, eventuell gar Umkippen nach dem Aufstehen lässt sich in der Regel leicht mit Trainingsmaßnahmen in den Griff bekommen. Hilfreich sind regelmäßige körperliche Aktivität, morgendliche Wechselduschen und Bürstenmassagen, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und das Meiden von längerem Stehen, vor allem bei Hitze.

Zeigt dies keine Besserung, muss zur Arzt-Konsultation geraten werden. Dies gilt auch für andere Schwindel-Formen, ebenso bei nicht rasch durch NSAR-Einsatz behebbare Skelett-Beschwerden. Sonst könnte zum Beispiel eine rheumatische Erkrankung übersehen werden oder eine Skoliose, die sich nach abgeschlossenem Wachstum kaum mehr konservativ behandeln lässt.

Auch bei Schlafstörungen gilt: Wenn Bewegung und Sport, abendliche Einschlafrituale (»Vor dem Einschlafen eine Stunde Smartphone weg!«) keine rasche Besserung bringen, wenn gesichert wirksame Phytopharmaka wie Johanniskraut-, Baldrianwurzel-, Melissen- und/oder Passionsblumen-Extrakte länger benötigt werden, dann ist eine ärztliche Abklärung angezeigt.

Auch die Ernährung ist wichtig

Dass legale und illegale Drogen während des pubertären Hirn-Umbaus besonders gravierende und nachhaltige Zerstörungen anrichten, dürfte allen Jugendlichen bekannt sein. Weniger bewusst dagegen sind vielen die Langzeitschäden durch eine erhöhte Zufuhr von tierischem Eiweiß, Kochsalz und Zucker.

Mehr als die Hälfte der deutschen Jugendlichen wächst in Jod-Mangel-Gebieten auf. Je nach Iodgehalt des Trinkwassers sollte täglich 100 bis 200 ug Jod zugeführt werden. Bei bis zu 50 Prozent der Jugendlichen besteht zudem ein Vitamin-D-Mangel. Da dieses Pro-Vitamin eine hohe therapeutische Breite hat (bis > 4000 I.E. täglich), kann die Zufuhr von wenigstens 500-1000 I.E./ Tag empfohlen werden (auch wenn die Deutsche Gesellschaft für Ernährung noch keine generelle Empfehlung ausgesprochen hat). Je nach Ernährungsgewohnheiten besteht darüber hinaus bei vielen Jugendlichen eine Unterversorgung mit Folsäure, Vitamin B12 und Eisen.

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