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Bei Migräneattacke

H1-Blocker gegen die Übelkeit

Übelkeit und Erbrechen sind typische Begleitsymptome einer Migräne. Zur schnellen Linderung stehen im OTC-Bereich nur H1-Antihistaminika wie Diphenhydramin und Dimenhydrinat zur Verfügung. Welche Vorteile haben die beiden Wirkstoffe bei der Migränetherapie?
Verena Schmidt
03.03.2025  16:00 Uhr

Laut der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) leiden acht bis zwölf Millionen Deutsche unter Migräne – rund jede fünfte Frau und fast jeder zehnte Mann sind betroffen. Bei bis zu 80 Prozent der Erwachsenen komme es während einer Migräneattacke zu Übelkeit, etwa jeder Zweite müsse zudem erbrechen, ordnete Professor Dr. Thomas Herdegen vom Universitätsklinikum Kiel bei einer digitalen Presseveranstaltung der Firma Klinge Pharma ein.

Neben Analgetika gehören daher auch Antiemetika zu den wichtigen Arzneimitteln für den Akutfall. Laut der S1-Leitlinie »Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne« sollen prokinetische und antiemetische Arzneimittel gezielt zur Behandlung von starker Übelkeit und Erbrechen zum Einsatz kommen. Mittel der ersten Wahl sind hierbei die D2-Antagonisten Domperidon und Metoclopramid (MCP). Letzterem bescheinigt die Leitlinie zusätzlich zur Antiemese eine geringe eigenständige schmerzlindernde Wirkung.

Kombi nicht generell nötig

Frühere pharmakokinetische Untersuchungen hätten nahegelegt, dass die Resorption von Arzneimitteln während einer Migräneattacke aufgrund einer gestörten Magenperistaltik verzögert sein kann, erläuterte der Pharmakologe. Es galt daher die Empfehlung, Analgetika oder Triptane generell mit einem Antiemetikum zu kombinieren, um eine beschleunigte und möglicherweise verbesserte Resorption und damit eine Wirkverstärkung zu erreichen. Diese Hypothese sei allerdings in nur wenigen kleinen Studien untersucht worden, und diese hätten ernüchternde Ergebnisse geliefert, erläuterte Herdegen das Fazit der Leitlinie.

Ein Problem in der Praxis: Die beiden Antiemetika der ersten Wahl sind verschreibungspflichtig. »Nur wenige können auf rezeptpflichtige D2-Antagonisten wie MCP oder Domperidon in der akuten Migräneattacke spontan zurückgreifen«, schilderte Herdegen. In der Selbstmedikation stehen nur die rezeptfrei erhältlichen H1-Antihistaminika wie Dimenhydrinat (zum Beispiel Vomex®) oder Diphenhydramin (zum Beispiel Emesan®) zur Verfügung. Der Pharmakologe: »H1-Blocker und rezeptfreie Triptane sind eine wirkungsvolle Kombination, die überall in den Apotheken zur Verfügung steht.«

Diese bewirkten eine Blockade der H1-Rezeptoren und hemmten so den Histamin-induzierten Brechreflex, führte Herdegen aus. Diphenhydramin – das auch der aktive Bestandteil von Dimenhydrinat ist – besitzt übrigens auch eine spezielle Indikation bei vestibulärer Migräne, einer Verlaufsform der Migräne, die durch das episodische Auftreten von verschiedenen Schwindelformen gekennzeichnet ist, sowie zur Anwendung im Status migraenosus, einer Migräneattacke, die länger als 72 Stunden anhält.

Nebenwirkung mit Vorteilen

H1-Rezeptoren gibt es auch im sogenannten Nucleus tuberomamillaris des Hypothalamus im Gehirn. Werden sie stimuliert, fördert das Wachheit und die Empfindsamkeit für Umgebungsreize. Ihre Hemmung führt dagegen zu Müdigkeit und wirkt schlafanstoßend. »Dies ist auch das Prinzip der sedierenden Antidepressiva und Neuroleptika«, so Herdegen. Und auch beim akuten Migräneanfall kann diese Nebenwirkung vorteilhaft sein. »Diese Sedierung lässt sich auch als ein Schutz vor Reizüberflutung begreifen, die bei einem Migräneanfall besonders wichtig ist.«

Mit der Hemmung des H1-Rezeptors gehe auch eine Hemmung des muskarinergen Acetylcholin-(ACh-)Rezeptors im Brechzentrum und im Gleichgewichtsorgan einher, führte Herdegen aus. »H1-Inibitoren haben allerdings eine zehnfach höhere Affinität zum H1-Rezeptor als zum Acetylcholin-Rezeptor.« Die mögliche schwache Hemmung des ACh-Rezeptors sei aber ebenfalls kein Nachteil, sondern sie könne die gewünschte antiemetische Wirkung unterstützen.

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