Haarausfall an der Wurzel gepackt |
Barbara Döring |
19.05.2023 14:30 Uhr |
An welchen Stellen die Haare weniger werden, gibt einen ersten Hinweis auf die Ursache des Haarausfalls. / Foto: Adobe Stock/triocean
Mal stehen sie zu Berge, mal könnte man sie raufen, mal werden sie einem vom Kopf gefressen. Haare schützen vor intensiver Sonneneinstrahlung und sind bei der Regulierung der Körpertemperatur beteiligt. Doch vor allem sind Haare eins: ein natürlicher Schmuck, der viel über einen Menschen aussagen kann. Manche würden freiwillig keinen Zentimeter davon opfern, andere wagen immer wieder einen neuen Schnitt oder entscheiden sich bewusst für eine Glatze. Schönheit ist jedenfalls keine Frage der Haarlänge und bis zu einem gewissen Maß hat es jeder selbst in der Hand, wie sich der Friseur austoben darf. Wenn die Haare jedoch ungewollt dünner werden oder in ungewohntem Ausmaß ausfallen, empfinden das die meisten als sehr beängstigend.
Dass Haare verloren gehen, ist erst einmal nicht ungewöhnlich. Täglich können natürlicherweise bis zu 60 Haare ausfallen. Gleichzeitig wachsen stetig neue nach, sodass der Verlust nicht weiter auffällt. Erst wenn es mehr sind, insbesondere mehr als 90, ist von verstärktem Haarausfall (Effluvium) die Rede. Dazu kommt es, wenn das Wachstum unterbrochen wird und dadurch mehr Haare in die Ruhephase übergehen. Je nach Intensität der Störung tritt der Haarausfall zeitverzögert auf. So können bei einer Chemotherapie innerhalb von ein bis zwei Wochen massiv die Haare ausfallen, während sich bei ernährungsbedingten Mangelzuständen oder hormonellen Störungen der Haarausfall schleichend vollzieht und nicht urplötzlich, wie es Betroffene oft wahrnehmen.
Doch warum fallen Haare nicht von heute auf morgen aus? Der Grund liegt im Wachstumszyklus, den jedes Haar durchläuft. Er besteht aus Wachstumsphase, Übergangsphase und Ruhephase. Die längste ist die Wachstumsphase (Anagenphase), in der sich zu jedem Zeitpunkt mehr als 80 Prozent aller Haare des Menschen befinden. Sie ist an den verschiedenen Körperstellen unterschiedlich lang und kann am Kopf mehrere Jahre dauern. Kopfhaare können deshalb bis zu 1 Meter Länge erreichen. Bei Wimpern und Augenbrauen ist die Wachstumsphase deutlich kürzer. Die Dauer ist bei jedem Menschen genetisch festgelegt, was erklärt, warum bei manchen das Haar bis zum Po wächst, während es bei anderen gerade mal Schulterlänge erreicht.
Die längste Phase im Lebenszyklus eines Haars ist die Wachstumsphase (Anagenphase). In der folgenden Übergangsphase (Katagenphase) löst sich der Haarwurzel von der gut durchbluteten Papille. Danach folgt die mehrmonatige Ruhephase. / Foto: PZ-Grafik/Stephan Spitzer
Auf die Wachstumsphase folgt die zwei- bis vierwöchige Übergangsphase (Katagenphase). Hier löst sich die Haarwurzel von ihrem unteren, gut durchbluteten Bereich, der Papille, zunehmend ab und tritt danach in die mehrmonatige Ruhephase (Telogenphase) ein. Der untere Bereich der Wurzel – die Haarzwiebel – bleibt jedoch erhalten und bildet ein neues Haar, nachdem das alte ausgefallen ist. Beim natürlichen Haarwechsel geschieht es direkt und kontinuierlich, dass ein neues Haar nachrückt. Während das neue Haar im Monat etwa einen Zentimeter wächst, drückt es das alte aus der Haut heraus, bis es schließlich ausfällt. Der dreiteilige Lebenszyklus verläuft in der Regel sechs bis acht Jahre, wobei er individuell und ethnisch differieren kann. Ob das Haar dabei glatt oder lockig das Licht erblickt, hängt von seinem Querschnitt ab. Ist er rund, wächst es glatt. Je ovaler die Form, umso lockiger ist der Kopfschmuck.
Wenn sich plötzlich mehr Haare in der Bürste finden, die Haare insgesamt dünner werden oder stellenweise ausfallen, kann das verschiedene Ursachen haben. Betrachtet man Männer und Frauen zusammen, ist die androgenetische Alopezie die am häufigsten auftretende Form des Haarausfalls. Bei diesem anlagebedingten Haarausfall reagiert die Wachstumszone des Haares überempfindlich auf das männliche Geschlechtshormon Testosteron, genauer gesagt auf sein Stoffwechselprodukt Dihydrotestosteron (DHT). Es verkürzt die Wachstumsphase und lässt die Haarwurzel verkümmern, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert wird. Dabei lassen sich zwei Formen unterscheiden: der männliche und der weibliche Typ. »Bei der männlichen Form kommt es zunächst zu den typischen Geheimratsecken und der Tonsur am Oberkopf, die unter dem hormonellen Einfluss mit der Zeit größer werden«, erklärt der Dermatologe Professor Dr. Gerhard Lutz, der an der Uniklinik Bonn viele Jahre eine Haarsprechstunde aufbaute und leitete und diese in seiner Praxis fortführte. Am Ende bleibt bei den Männern meist ein Haarkranz stehen, während dies bei Frauen nur bei einer massiven Erhöhung der männlichen Hormone der Fall ist.
Die weibliche Form trifft vor allem Frauen, seltener Männer. Hier lichtet sich das Haar unterschiedlich stark im Bereich des Mittelscheitels, wobei die Stirnhaargrenze erhalten bleibt. Dabei werden drei Schweregrade unterschieden, die bis hin zum vollständigen Verlust des mittigen Haupthaares gehen. Lutz hat diese Klassifikation aus den 1960er-Jahren um den hinteren und seitlichen Bereich des Hauthaares erweitert, der im fortgeschrittenen Stadium ebenso betroffen sein kann. Beide Formen der androgenetischen Alopezie, die männliche und die weibliche, sind somit bei beiden Geschlechtern möglich.
Um das Ausmaß der Alopezie zu dokumentieren und den Erfolg einer Therapie später beurteilen zu können, wird der Arzt eine Übersichtsaufnahme der Kopfhaut erstellen und die Aktivität des Ausfalls mithilfe eines Trichogramms ermitteln. Mit dem Trichogramm kann das Verhältnis von wachsenden und ausfallenden Haaren bestimmt werden. Beim linearen Trichogramm wird eine schmale Kolonne von Haaren epiliert und unter dem Lichtmikroskop ausgewertet. Alternativ wird beim computergestützten Phototrichogramm ein Quadratzentimeter Kopfhaut rasiert, angefärbt und für die digitale Analyse gescannt. »Unabhängig davon, welche Methode zur Anwendung kommt, ist es in jedem Fall wichtig, den Haarstatus standardisiert vor der Therapie zu evaluieren, um die richtige Behandlung einzuleiten und im Verlauf die Effektivität zu kontrollieren«, sagt Lutz. Nach etwa sechsmonatiger Therapie kann ein weiteres Trichogramm durchgeführt werden, um zu beurteilen, in welchem Ausmaß die Haare nachwachsen.
Zur Behandlung der androgenetischen Alopezie stehen für Männer topische und systemische Behandlungen zur Verfügung. Der Wirkstoff Minoxidil wird als fünfprozentige Lösung auf die Kopfhaut aufgetragen, morgens und abends jeweils 1 ml (zum Beispiel Regaine® Männer oder Minoxidil B H Tin 50 mg/ml® für Männer). »Patienten, die es morgens eilig haben oder nach dem Haarewaschen das Haar nicht noch einmal anfeuchten möchten, können auch 2 ml abends anwenden«, rät Lutz. Histologische Studien zeigen, dass es unter der Behandlung zu einer vermehrten Gefäßerweiterung und einer vermehrten Gefäßeinsprossung kommt, das Haarwachstum also durch eine verbesserte Durchblutung gefördert wird. Der Haarausfall besteht, solange die Haarfollikel den hormonellen Einflüssen ausgesetzt sind. Deshalb ist für einen nachhaltigen Erfolg eine dauerhafte Behandlung bis ins hohe Alter erforderlich.
Was ist dran an den Legenden und Trends, die rund um das Thema Haarausfall kursieren? PTA-Forum hat beim Haarexperten Professor Dr. Gerhard Lutz nachgefragt.
Männern steht mit Finasterid zudem eine systemische Therapie zur Verfügung, die ärztlich verschrieben wird. Der 5-alpha-Reduktase-Hemmer wurde ursprünglich für die Behandlung der benignen Prostatahyperplasie zugelassen. Nachdem sich bei einigen Patienten vermehrtes Haarwachstum zeigte, kam Finasterid in geringerer Dosierung als Haarwuchsmittel auf den Markt. »Die Therapie muss ebenfalls dauerhaft durchgeführt werden, wobei frühestens nach einem halben Jahr klinisch eine Verbesserung erkennbar ist«, sagt Lutz.
Die Wahl der Therapie hängt vor allem von der Ausprägung und Aktivität des Haarausfalls ab: Minoxidil ist im Frühstadium geeignet oder wenn der Patient kein Medikament einnehmen möchte. Bei fortgeschrittenem Haarausfall und starker Aktivität oder wenn die äußerliche Therapie als zu aufwendig empfunden wird, ist Finasterid angezeigt. Beide Optionen sind auch gleichzeitig möglich, da sie unterschiedliche Wirkmechanismen haben.
Für Frauen ist Finasterid in Deutschland nicht zugelassen, da es bei einer möglichen Schwangerschaft die männliche Genitalentwicklung des Fetus stören kann. Ihnen steht die äußerliche Therapie mit Minoxidil als zweiprozentige Lösung zur Verfügung (zum Beispiel Regaine® Frauen oder Minoxidil Bio H Tin 20 mg/ml® für Frauen). Laut Beipackzettel ist eine Dosierung von zweimal täglich 1 ml vorgesehen. Da 1 ml oft nicht für den ganzen Kopf ausreicht, empfiehlt Lutz stattdessen, einmal täglich 2 ml der zweiprozentigen Lösung aufzutragen. »Am besten abends, da hier die Compliance erfahrungsgemäß besser ist als bei der Anwendung morgens«, so der Experte. Frauen haben zudem die Möglichkeit, einmal täglich 1 ml einer fünfprozentigen Lösung zu verwenden. Allerdings besteht hier ebenso das Problem der Verteilung auf der Kopfhaut, denn für größere, minder behaarte Bereiche ist 1 ml meist zu wenig. Werden dagegen größere Mengen der 5%igen Lösung verwendet, erhöht sich das Risiko einer vermehrten Behaarung im Gesicht.
Minoxidil gibt es zudem als Schaum, der laut Lutz allerdings leicht in den Haaren hängen bleibt und zum Teil die Kopfhaut nicht gut erreicht. Lutz empfiehlt, die erforderliche Menge Schaum in die Kappe zu geben, um ihn in der Hand oder mit dem Föhn zu erwärmen. Der so verflüssigte Schaum lässt sich mit einer Pipette gut aufnehmen und auf die Kopfhaut auftragen. Dafür eignen sich Einmalpipetten, die mehrfach verwendet werden können. Wenn Patienten die im Beipackzettel aufgeführten Nebenwirkungen befürchten, könnte man sie beruhigen, weiß Lutz. Ursprünglich wurde Minoxidil als Antihypertensivum zugelassen. Die vermehrte Flaumbehaarung im Gesicht als mögliche Nebenwirkung der systemischen Therapie war ein Zufallsbefund, der letztlich zur Entwicklung der Lösung gegen Haarausfall führte. Obwohl bei äußerlicher Anwendung nur eine sehr geringe Resorption des Wirkstoffs stattfindet, sind im Beipackzettel der Lösung alle Nebenwirkungen aufgeführt, die bei der Tabletteneinnahme auftreten können. Auch zeigt der klinische Alltag, dass bei Patienten, die bereits Blutdrucksenker einnehmen, die äußerliche Therapie nicht zusätzlich den Blutdruck senkt.
Für Männer und Frauen gibt es zudem die äußerliche Behandlung mit dem Wirkstoff Alfatradiol (zum Beispiel Ell-Cranell® oder Pantostin®). Alfatradiol, auch bekannt als 17-alpha-Estradiol, ist eine chemische Abwandlung des 17-beta-Estradiols. 17-alpha-Estradiol hemmt die Umwandlung von Testosteron in das haarwurzelschädigende DHT. Es entfaltet seine Wirkung nur an der Haarwurzel und verursacht keine systemischen Hormonwirkungen. Anders 17-beta-Estradiol: »Da dies ein natürliches Östrogen mit systemischer Hormonwirkung ist, dürfen Frauen mit auffälligen Brustbefunden, nach Brustkrebs oder mit östrogenabhängigen Tumoren keine 17-beta-Estradiol-haltigen Lösungen verwenden«, betont Lutz. Sie können jedoch auf Minoxidil oder Alfatradiol ausweichen.
Nach der androgenetischen Alopezie ist die Alopecia areata die zweithäufigste Form von Haarausfall. Sie trifft alle Geschlechter und kann über vereinzelte kahle Stellen am Kopf bis zur Glatze führen. »1 bis 2 Prozent der Menschen sind weltweit davon betroffen«, sagt Lutz. Meist tritt der Haarausfall am Kopf auf, selten auch an anderen Körperstellen. Es beginnt in der Regel mit kleinen kreisrunden Stellen, zu der sich weitere gesellen. Verschmelzen sie, entstehen größere Areale, die sich in der Regel weiter ausbreiten, wenn keine Behandlung erfolgt. Verantwortlich sind fehlgeleitete T-Lymphozyten, die zur Entzündung führen und den Haarfollikel angreifen. Die Chance, dass die Haare von selbst nachwachsen, ist gering und sinkt mit jedem weiteren Schub und zunehmender Ausbreitung. Höchstens drei Monate würde Lutz auf eine Spontanheilung warten und dies auch nur bei kleinen Stellen.
Solange die Haarwurzel noch nicht zerstört ist, können die Haare unter einer adäquaten Behandlung wieder nachwachsen. Um die Entzündung zu unterdrücken, kommen stark wirksame Corticosteroide wie Clobetasol zum Einsatz, die als Lösung und Creme mindestens drei Monate angewendet werden. Bei ausgedehnten Formen kommt für Erwachsene zudem eine topische Immuntherapie mit DCP (Diphenylcyclopropenon) in Betracht. Die mehrmonatige Applikation provoziert ein Kontaktekzem, dass die fehlgeleiteten Immunzellen von den Haarwurzeln ablenkt. DCP ist jedoch nicht als Mittel gegen Haarausfall zugelassen und birgt gewisse gesundheitliche und rechtliche Risiken. Ergänzend kann bei Alopecia areata über mehrere Monate Zink supplementiert werden, rät Lutz. Zink fördert das Haarwachstum und reguliert die Funktion der T-Lymphozyten. Außerdem ist seit 2022 der Januskinase-Inhibitor Baricitinib für eine ausgedehnte Alopecia areata zugelassen.
»Diffuser Haarausfall ist häufig ein Kriminalfall«, weiß Lutz. Oft klagen Patienten darüber, dass am gesamten Kopf Haare ausfallen und das Haar immer lichter wird, obwohl das Blutbild und Routinelabor unauffällig sind, so der Experte. Hier ist die Anamnese besonders wichtig, betont Lutz: Wie lange besteht der Haarausfall? Hat jemand kürzlich eine Infektion durchgemacht? Ist die Ernährung vegetarisch oder vegan? Werden Medikamente eingenommen, die das Haarwachstum stören? »Manche Patienten nehmen mehrere Wirkstoffe ein, die jeweils das Haarwachstum potenziell beeinträchtigen, was den Haarausfall summierend verstärkt«, so Lutz Erfahrung. Während es bei Chemotherapeutika bekannt ist, dass die Haare zum Teil schon nach ein bis zwei Wochen vollständig ausfallen, sei der Verlust bei anderen Medikamenten moderater und träte meist verzögert auf.
Auf der Liste dieser Medikamente stehen, abgesehen von Chemotherapeutika, Betablocker an vorderster Stelle. Hinzu kommen Wirkstoffe zur Blutverdünnung wie Phenprocoumon oder Heparin, Psychopharmaka, Lipidsenker und Schmerzmittel. Bei Diclofenac sei das Risiko höher als bei Ibuprofen, bei Acetylsalicylsäure ist dagegen keine entsprechende Nebenwirkung bekannt. Auch viele andere Medikamente oder Antibaby-Pillen mit Gestagenen, die eine androgene Restwirkung haben, können das Haarwachstum stören. Um das zu vermeiden, gelte der Grundsatz »So viel wie nötig, so wenig wie möglich«, betont Lutz. Auch ein Wechsel der Medikation kann sinnvoll sein. Stehen Betablocker als Verursacher in Verdacht, wäre nach ärztlicher Rücksprache ein Wechsel auf ein Ausweichpräparat wie Telmisartan oder Olmesartan möglich. Aber auch diverse Hautkrankheiten, Intoxikationen oder radioaktive Stoffe können zu diffusem Haarausfall führen. Je nach Intensität der Wachstumshemmung tritt der Haarausfall auch hier kurzfristig oder erst nach einigen Monaten auf.
Infektionskrankheiten wie Covid-19 sind eine starke Belastung für den gesamten Organismus und können auch die Haarwurzel in Mitleidenschaft ziehen. Die Sängerin Lena Meyer-Landrut, die nach einer Coronainfektion unter starkem Haarausfall litt, ist ein prominentes Beispiel. Man spricht dabei von »Telogenem Effluvium«, einem diffusen Haarausfall, bei dem das Haar aus seiner Wachstumsphase zu früh in die Ausfallphase wechselt und nach einigen Wochen oder Monaten ausgeht. Der Haarverlust macht sich deshalb erst mit Verzögerung bemerkbar. Weil ihre Haare stark ausgedünnt waren, ließ Lena Meyer-Landrut sie auf Kinnlänge kürzen. Inzwischen wachsen sie wieder kräftig nach, denn diffuser Haarausfall nach Covid ist in der Regel reversibel. Für optimale Wachstumsbedingungen sollten Nährstoffstörungen ausgeschlossen und ein nachgewiesener Mangel ausgeglichen werden.
Veränderungen im Hormonhaushalt können ebenfalls für Haarausfall verantworlich sein, etwa bei vermehrter Produktion männlicher Hormone, wenn die Pille abgesetzt wird oder bei einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse. Die Bestimmung der Schilddrüsenhormone ist laut Lutz deshalb eine sinnvolle Maßnahme. Manchmal ist eine zu hohe Dosierung des Schilddrüsenhormons Levothyroxin verantwortlich. Auch bei starker Gewichtsabnahme können Hormone aus dem Fettgewebe freigesetzt werden, die Haarausfall begünstigen. Nicht selten fallen zudem sechs bis acht Wochen nach einer Schwangerschaft infolge der hormonellen Umstellung vermehrt Haare aus. »In der Regel dauert es ein halbes bis dreiviertel Jahr, bis das Haar wieder regeneriert«, beruhigt Lutz. So könne eine Frau ein Jahr nach der Geburt wieder das Haar erwarten, das sie vor der Geburt hatte, vorausgesetzt, es bestehen keine sonstigen Störungen.
Besteht Verdacht auf Nährstoffmangel, etwa nach Crashdiäten oder bei einseitiger Ernährung, sollten Eisen, Zink, Vitamin D3 und Biotin überprüft werden, rät Lutz. Um Eisenmangel festzustellen, sei es wichtig, den Eisenspeicherwert Ferritin zu bestimmen. »Der Wert sollte mindestens in der Mitte des jeweiligen Normbereichs liegen und bleiben«, betont Lutz. Im Hinblick auf das Haarwachstums kann ein Ferritinwert im unteren Normbereich schon zu wenig sein. Ist die Ursache eines diffusen Haarausfalls beseitigt, wächst das Haar in der Regel gesund nach. Lutz rät jedoch, nicht aufs gerade Wohl zu substituieren oder zu therapieren, sondern bei jedem Haarausfall immer erst die Ursachen zu klären. Auch wenn oft Geduld und detektivisches Gespür gefordert ist – mit einer gezielten und frühzeitigen Therapie sind die Erfolgsaussichten am besten.
Die Erfahrung von Betroffenen kann hilfreich sein, wenn es darum geht, kompetente Ansprechpartner für die Diagnose und Behandlung von Haarausfall zu finden. Informationen zum Thema Haarausfall mit Links zu Selbsthilfeorganisationen bietet die Website www.hair-nail.de.