Haare erfolgreich entfernen |
Gerade in der empfindlichen Gesichtspartie lohnt sich für die längerfristige Haarentfernung der Besuch bei einer Kosmetikerin. / Foto: iStock/starush
Mehr als 97 Prozent der Frauen und 79 Prozent der Männer enthaaren regelmäßig eine Körperregion, letztere unabhängig von der Bartrasur. Das geht aus einer Untersuchung der Universität Leipzig hervor, für die 315 Studenten befragt wurden. Auch wenn die Studie bereits aus dem Jahr 2008 stammt, ist das Thema Körperenthaarung nach wie vor aktuell. Welche Methoden dabei zum Einsatz kommen, entscheiden neben dem eigenen Anspruch an das Ergebnis und der persönlichen Schmerzempfindlichkeit die Faktoren Zeit und Geld.
Die beliebteste Methode der Haarentfernung ist die Rasur. Zu ihren wesentlichen Vorteilen zählen die leichte, schnelle und schmerzlose Handhabung. Weil abrasierte Haare aber rasch wieder nachwachsen, steht die nächste Rasur spätestens nach ein paar Tagen wieder an. Der beste Zeitpunkt für die Rasur ist nach dem Duschen, empfehlen Dermatologen. Die Haut ist dann sauber, das warme Wasser hat die Haare weicher gemacht. Um die Haut so gut wie möglich zu schonen, sollte die Klinge immer scharf sein und alle paar Züge mit Wasser ausgespült werden. Die Anwendung von Rasierschaum kann helfen, kleine Verletzungen zu vermeiden. Bei empfindlicher Haut raten Experten, darauf zu achten, immer mit der Wuchsrichtung des Haares zu rasieren. So fällt das Ergebnis zwar nicht ganz so glatt aus, die Haut wird aber geschont. Alternativ setzen viele Menschen auf die Trockenrasur mit einem Elektrorasierer.
Wesentlich länger halten Methoden, bei denen das Haar an der Wurzel ausgerissen wird. Elektrische Epiliergeräte bestehen aus rotierenden Scheibenpaaren oder drehenden Walzen, die beim Entlangfahren über die Haut die Haare wie eine Pinzette auszupfen. Gut geeignet sind Epilierer für den Einsatz an Beinen und Armen. Unter den Achseln und im Intimbereich ist die Haut meist zu weich, so dass die Geräte nicht richtig greifen können. Hier leistet Wachs oder Zuckerpaste bessere Dienste. Beide können auch im Gesicht angewendet werden. Beim Waxing wird warmes oder kaltes Wachs auf die zuvor gereinigte, von Hautfett befreite, gut abgetrocknete Haut aufgetragen und gegen die Wuchsrichtung ruckartig abgerissen. Kaltwachsstreifen sind bereits fertig und müssen nur noch angedrückt und abgezogen werden. Der Umgang mit Warmwachs erfordert etwas Übung, denn das Wachs muss zuerst geschmolzen werden. Um Verbrennungen auf der Haut zu vermeiden, sollte der Anwender vor dem Auftragen die Temperatur des Wachses prüfen. Dasselbe gilt für das Sugaring. Hier kocht man eine Mischung aus Zucker, Zitronensaft und Wasser so lange, bis sich eine dicke, kaugummiartige Masse entwickelt hat. Im Vergleich zum Wachs soll die Zuckermasse weniger stark auf der Haut haften und beim Abziehen weniger Schmerzen verursachen.
Wie unangenehm die Haarentfernung am Ende tatsächlich ausfällt, hängt vom individuellen Schmerzempfinden ab. Während einige Anwender lediglich ein leichtes Prickeln wahrnehmen, empfinden andere starke Schmerzen. Bei der ersten Anwendung wird zur Sicherheit empfohlen, mit leicht zugänglichen und unempfindlichen Stellen zu beginnen und sich in kleinen Abschnitten vorzuarbeiten. Wer sich nicht überwinden kann, Wachs oder Zuckerpaste selbst abzureißen, kann die Aufgabe einer Kosmetikerin übergeben.
Etwa drei Wochen dauert es, bis die Haare nach dem Auszupfen wieder nachwachsen. Meist kommen dann auch weniger Haare nach, da sich nicht alle in der gleichen Wachstumsphase befinden. Nach wiederholter Anwendung werden die Haare bei vielen Anwendern zudem heller, dünner und brüchiger. Bei Krampfadern, Besenreißern, Wunden und entzündlichen Ekzemen raten Dermatologen von einer Enthaarung mit Wachs oder Zuckerpaste ab. Auch bei sehr trockener Haut und Neurodermitis mahnen sie zur Vorsicht, um die beeinträchtigte Hautbarriere nicht noch mehr zu strapazieren.
Eine schmerzfreie und ebenfalls länger anhaltende Haarentfernung bieten Enthaarungscremes. Sie enthalten Thioglykolate, welche die Eiweißbindungen des Kreatins spalten, der Hornsubstanz der Haare. Nach einer Einwirkzeit von drei bis zehn Minuten ist das Kreatin so weit geschädigt, dass sich die Haare gemeinsam mit der Creme von der Haut abschaben lassen. Es dauert sieben bis zwölf Tage, bis die Haare nachwachsen.
Ein wesentlicher Nachteil von Enthaarungscremes liegt darin, dass das Ergebnis stark von der Struktur der Haare abhängt. So passiert bei dicken Haaren selbst nach dem Ausschöpfen der maximalen Einwirkzeit meist gar nichts. Um Hautreizungen zu vermeiden, sollten Anwender das Produkt vor einer großflächigen Anwendung auf einer kleinen Hautfläche testen. Rötet sich die Haut, womöglich auch erst zeitversetzt, heißt es, Finger weg von der Creme. Zudem dürfen die Präparate nicht mit den Augen oder Schleimhäuten in Kontakt kommen.
Wer dem Kreislauf aus Haarentfernung und Haarnachwuchs dauerhaft entkommen möchte, kann eine Laser- oder Blitzlampenbehandlung (Intense Pulsed Light, IPL) versuchen. Beide nutzen das gleiche Prinzip: Die ausgestrahlte Energie wird vom Farbpigment im Haarschaft aufgenommen, an die Haarwurzel weitergeleitet und diese durch Wärmeentwicklung zerstört. Da Laser und IPL nur auf die Haare wirken, die sich gerade am Anfang ihrer Wachstumsphase befinden, muss die Behandlung vier- bis achtmal im Abstand von acht bis zwölf Wochen wiederholt werden. Anschließend genügt eine Behandlung pro Jahr, um den Zustand aufrechtzuerhalten.
Wie gut das Ergebnis ausfällt, hängt von der Haut- und Haarfarbe sowie der Haarbeschaffenheit ab. Je dunkler und kräftiger die Haare, umso besser gelingt die Enthaarung. Hellblonde oder weiße Haare lassen sich nicht entfernen. Die besten Resultate werden auf sehr heller Haut mit dunklen Haaren erzielt. Menschen mit dunkler Haut wird zur Vorsicht geraten. Der hohe Melaningehalt der Haut setzt die Wirkung auf die Haarwurzel herab. Außerdem kann er selber zum Angriffspunkt werden, wodurch helle oder dunkle Flecken auf der Haut entstehen können.
Experten raten, die Behandlung bei einem erfahrenen Hautarzt durchführen zu lassen. Dieser kann sicherstellen, ob die eigene Haut für eine IPL- oder Laserbehandlung überhaupt geeignet ist. Liegen zum Beispiel akute Entzündungen, bakterielle Hautinfektionen, verdächtige Muttermale oder Tätowierungen im Anwendungsbereich, ist die Behandlung tabu. Bei nicht sachgerechter Anwendung etwa durch Heimgeräte oder in Kosmetikstudios drohen Hautreizungen, Verbrennungen oder Narbenbildung. Normal sind hingegen leichte Schmerzen, Brennen, Rötungen oder Schwellungen, die für ein bis zwei Stunden anhalten und durch Kühlen gelindert werden können. Gelegentlich bildet sich Schorf oder eine Kruste, in seltenen Fällen entzündet sich die Haut. Vor und nach der Behandlung müssen Sonne und Solarium gemieden werden und die Haut braucht ein Sonnenschutzmittel mit einem hohen UV-Schutz.
Gleich auf welchem Weg, am Ende soll die Haut möglichst glatt sein. Leider ist das nicht immer der Fall. Rot-entzündete Pickelchen zeigen einen sogenannten Rasurbrand (Pseudofollikulitis) an. Er entsteht durch eingewachsene Haare. Obwohl der Rasurbrand häufig nach dem Rasieren auftritt, kann er sich auch nach dem Epilieren, Wachsen oder Zupfen entwickeln. Normalerweise schieben sich nachwachsende Haare gerade aus dem Haarwurzelkanal. Durch das scharfkantige Entfernen der Haare unterhalb der Hautoberfläche ist es allerdings möglich, dass sie seitlich oder schräg in die Haut ein- und unter ihr weiterwachsen. Besonders häufig betroffen sind Menschen mit dicken, lockigen oder krausen Haaren. Nach dem Auflegen einer warmen Kompresse lässt sich das eingewachsene Haar mit einer Nadel oder Pinzette entfernen. Ausgeprägte Entzündungen können mit einer Hydrocortison-Creme behandelt werden.
Dringen Bakterien in die geschädigte Haut ein, kann im Haarfollikel eine bakterielle Entzündung entstehen. Mediziner sprechen von einer Follikulitis, die häufig durch Staphylococcus aureus ausgelöst wird. Sie zeigt sich in roten, meist eitrigen, etwa stecknadelkopfgroßen Pusteln, die einzeln oder in Gruppen auftreten können. Solange die Follikulitis oberflächlich ist, kann sie mit antiseptischen oder antibiotischen Cremes behandelt werden. Dringen Bakterien tiefer in den Follikel vor, entstehen schmerzhafte Furunkel, die bis zu zwei Zentimeter groß werden können. Die Haut rötet sich an dieser Stelle und spannt. Furunkel können von selbst aufgehen, sollten aber niemals aufgedrückt oder aufgestochen werden, sonst können die Bakterien andere Areale infizieren. Kleine Furunkel öffnen sich leichter, wenn man warm- feuchte Kompressen darauf packt oder eine Zugsalbe aufträgt. Ein Hautarzt sollte aufgesucht werden, wenn sich die Entzündung nicht innerhalb von ein bis zwei Tagen zurückbildet oder sich sogar verschlimmert.