Hälfte der Diabetiker lässt Therapie schleifen |
Daniela Hüttemann |
27.08.2021 12:00 Uhr |
Ein Knoten im Taschentuch mag zwar mitunter eine Erinnerungshilfe sein, löst aber nicht unbedingt das Problem mangelnder Therapie-Adhärenz. / Foto: Adobe Stock/ B. BOISSONNET / BSIP
Forschende der University of Calgary führten eine retrospektive Analyse von Verordnungs- und Abgabedaten der kanadischen Provinz Alberta aus den Jahren 2012 bis 2017 durch. Untersucht wurde der Verlauf der Pharmakotherapie von knapp 18.000 Typ-2-Diabetikern im ersten Jahr nach der Erstverschreibung.
Den damaligen Leitlinien entsprechend bekamen die meisten neu diagnostizierten Typ-2-Diabetiker Metformin verordnet (89 Prozent); nur 3,3 Prozent starteten mit einem anderen Antidiabetikum und der Rest mit einer Kombinationstherapie mit Metformin. Ein Jahr nach der Erstverordnung waren nur noch 48 Prozent der Patienten adhärent, ergab die Analyse. Eine bessere Adhärenz war mit höherem Alter, Komorbiditäten und einem höheren Einkommen assoziiert. Metformin setzte jeder dritte Patient bereits nach drei Monaten ab. In diesem Zeitraum treten die meisten gastrointestinalen Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen und Durchfall auf, verschwinden danach aber oft wieder. In den meisten Fällen wurde stattdessen kein anderes Antidiabetikum verordnet, obwohl der Patient eines gebraucht hätte; die meisten Patienten hatten immer noch einen HbA1C über 7,5 Prozent.
Das Problem der Non-Adhärenz ist von anderen chronischen Erkrankungen bekannt, auch mit Arzneistoffen, die weniger Nebenwirkungen haben als Metformin. Die Autoren der Analyse sehen als wichtigsten Grund, dass die Patienten keinen unmittelbaren Vorteil verspüren. Ihnen sei nicht bewusst, was es bedeutet, eine chronische Erkrankung zu haben. Beratung, Aufklärung und Verständnis sei deshalb für die Arzneimitteltherapiesicherheit essenziell – also ein Beweis dafür, wie wichtig Beratungsgespräche der PTA in der Offizin sind.