Hängepartie nach der Abnehmspritze |
Ist alles noch da, wo es sein sollte? Eine rapide Gewichtsabnahme geht auch an der Haut nicht spurlos vorüber. / © Getty Images/VladimirFLoyd
GLP-1-Rezeptoragonisten haben sich vom Antidiabetikum längst zu Lifestyle-Medikamenten entwickelt. Bislang bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland Abnehmspritzen nur für die Indikation Diabetes, nicht bei Adipositas. Semaglutid (Ozempic®, Wegovy®), Liraglutid (Saxend®, Victoza®) und Tirzepatid (Mounjaro®), das neben dem GLP-1-Rezeptor auch den GIP-Rezeptor adressiert, senken zuverlässig Blutzuckerwerte und Gewicht. Weil die Arzneistoffe die Magenentleerung verzögern und dadurch das Sättigungsgefühl länger anhält, purzeln die Pfunde relativ zügig.
Dabei wird allerdings nicht nur die Körpersilhouette schmaler – sondern auch das Gesicht. Mit hängenden Folgen: eingefallene Wangen, schlaffe Haut vor allem um die Kinnpartie und deutlich tiefere Falten. Schließlich verfügt der Körper nicht nur über Fettreserven am Bauch oder an den Hüften, sondern auch im Gesicht.
Unsere Gesichtshaut stützt sich auf ein subkutanes Fettpolster, das für jugendliche Fülle und Spannkraft sorgt. Bei rasanter Gewichtsabnahme schrumpft dieses Fettgewebe drastisch. Gleichzeitig kann sich die Haut, vor allem wenn sie altersbedingt bereits durch Elastin- und Kollagenabbau an Elastizität verloren hat, nicht schnell genug anpassen und beginnt zu hängen. Menschen, die innerhalb kürzester Zeit viele Kilos verlieren, ist die Gewichtsabnahme also buchstäblich ins Gesicht geschrieben.
»Durch die Abnehmspritzen kommt es zu einem Fettgewebeverlust. Dann fehlen sozusagen die Federn, die das Kissen füllen. Die Hülle ist noch intakt«, erklärt Professorin Dr. Christiane Bayerl von der Gesellschaft für Dermopharmazie auf Nachfrage von PTA-Forum. Dabei ist dieser Effekt nicht einzigartig für die GLP-1-Rezeptoragonisten, sondern tritt auch bei anderen starken Gewichtsreduktionen etwa infolge einer Magenverkleinerung auf. Als Namensgeber für diese Hautveränderungen muss die erste Abnehmspritze dennoch herhalten – Social Media tun dabei ihr Übriges.
»Neu ist das Beschwerdebild nicht. Wir kennen es schon von HIV-Patienten. Durch die antiretrovirale Therapie kam es zu Fettverteilungsstörungen, etwa mit massiven Lipoatrophien im Wangenbereich«, weiß die Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Helios Kliniken Wiesbaden.
Mit klassischen Pflegepräparaten für die reife Haut – also Lipid- und Moisturizer-reiche Kosmetika etwa mit Retinoiden oder Ascorbinsäure – kommt man gegen ein »Ozempic Face« im Übrigen nicht an. Kosmetische Pflegepräparate wirken nur an der Oberfläche. Laut Bayerl ist eine Milderung der Symptome nur beim Dermatologen möglich. »Wir können das hängende Hautbild nur per Filler-Injektionen etwas abmildern. Mit hochmolekularer Polymilchsäure, Hyaluronsäure oder Hydroxylapatit wird das Gewebe zur Bildung neuer Kollagenfasern angeregt. Das bewirkt eine Straffung der Konturen sowie eine gewisse Volumenzunahme.«