Hafertage wieder up to date |
Die Beta-Glucane, die nur in Hafer vorkommen, regulierten nicht nur den Blutzucker- und Insulin-, sondern auch den Cholesterinspiegel und schützen somit die Blutgefäße vor schädlichen Ablagerungen und Verkalkungen der Arterien. / Foto: Getty Images/AlexeyBorodin
Diabetes mellitus Typ 2-Patienten leiden häufig unter einer Insulinresistenz mit dauerhaft zu hohen Glukosespiegeln. Neben der konsequenten medikamentösen Therapie und viel Bewegung in Form von Spaziergängen, Radtouren oder moderatem Sport zählt auch eine ausgewogene Ernährung mit vorwiegend Gemüse, hochwertigen pflanzlichen Ölen, Fisch und Vollkornprodukten zu den Säulen der Therapie. Dabei könnten insbesondere Entlastungs- beziehungsweise Schalttage mit Hafer den Glukosespiegel regulieren und die Insulinempfindlichkeit verbessern.
»Egal ob kernig, zart oder instant: Bei Haferflocken handelt es sich um ein Vollkornprodukt, das viele Ballaststoffe enthält«, erläutert Kirsten Metternich von Wolff. Sie bilden mit Wasser ein Gel, das sich auf die Magen-Darm-Schleimhaut legt und den Übergang von Zucker in die Blutbahn verzögert. »Dieser Effekt kann sich – je nach Therapieprofil – schon bei einer zwei- bis dreitägigen Kur mit jeweils drei bis vier haferhaltigen Mahlzeiten einstellen«, erklärt die Ernährungsberaterin.
Von Wolff empfiehlt pro Mahlzeit 60 Gramm Haferflocken, was einer Menge von sechs Esslöffeln und drei Broteinheiten (BE) entspricht. Es käme zu einem verlangsamten Blutzuckeranstieg mit einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl bei gleichzeitiger Anregung der Darmbewegungen und somit auch Verbesserung der Verdauung.
»Hafer- oder Ballaststofftage sind lange in Vergessenheit geraten, heute aber wieder up to date. Sie werden erfolgreich unter anderem auch in Diabetes-Kliniken praktiziert«, macht die Deutsche Diabetes Hilfe auch auf Ihrer Homepage deutlich. Entsprechende Ballaststoff-Kuren zur Entlastung des Blutzuckerspiegels könnten nicht nur eintägig oder einmal die Woche, sondern auch an zwei oder mehr Tagen hintereinander mit Wiederholung in regelmäßigen Abständen praktiziert werden.
Auch wenn Haferkuren grundsätzlich nur im Einvernehmen mit dem behandelnden Arzt durchgeführt werden sollten: Diabetes-mellitus-Typ-2-Patienten, die mit Medikamenten wie Metformin, SGLT-2-Inhibitoren oder GLP-1-Analoga therapiert werden, benötigen in der Regel keine gesonderte Absprache mit dem behandelnden Diabetesteam, macht die Diabetes-Hilfe deutlich.
Menschen mit Typ-1-Diabetes und einer Insulinresistenz hingegen, die grundsätzlich auch regelmäßig Hafertage einlegen könnten, sollten sich auf jeden Fall mit dem Diabetes-Behandlungs-Team absprechen und noch engmaschiger auch ihre Glukosewerte prüfen, um der Gefahr einer Unterzuckerung zu begegnen.
Zum Download bietet die Deutsche Diabeteshilfe ein Informationsblatt »Intensive Hafertage« mit Baukasten-Speiseplänen und Rezeptur-Vorschlägen für Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie einen Einkaufszettel mit besonders geeigneten Obst- und Gemüsesorten an. Die Kalorienzufuhr wird dabei auf rund 1000 kcal pro Tag reduziert. Die Vorschläge zu intensiven Hafertage beruhen ausschließlich auf warmen Haferspeisen in Kombination mit einigen wenigen Zutaten. Die Haferflocken werden nur mit Wasser oder fettfreier Gemüsebrühe zubereitet.
Mit Haferrezepten lasse sich generell jeder Speiseplan abwechslungsreich und gesund gestalten. Es sei für alle Menschen, egal ob stoffwechselkrank oder –gesund, empfehlenswert, Hafer in die tägliche Ernährung einzubauen oder ab und zu einen Hafertag einzulegen.
Gesundheitserhaltende und -fördernde Schlüsselsubstanzen seien neben unlöslichen Ballaststoffen, die die Darmbewegungen anregen, wasserlösliche Hafer-Beta-Glucane, die nur im Hafer vorkommen. Vom 10-prozentigen Ballaststoffgehalt des Hafers machten Beta-Glucane 4,5 Prozent aus, so die Diabeteshilfe.
Die Beta-Glucane regulierten nicht nur den Blutzucker- und Insulin-, sondern auch den Cholesterinspiegel und schützen somit die Blutgefäße vor Arteriosklerose, sprich: schädlichen Ablagerungen und Verkalkungen der Arterien. Darüber hinaus, so die Deutsche Diabetes-Hilfe, hätten Hafer-Beta-Glucane einen prebiotischen Effekt, das heißt sie fördern die Aktivität physiologischer Darmbakterien, die für eine stabile Mikrobiota, also funktionierende Darmflora wichtig sind. Hafertage kommen nicht nur in der diabetologischen und kardiologischen Praxis zum Einsatz. Sie zeigen Anwendungserfolge auch beim metabolischen Syndrom und Adipositas.