Handyzeit begrenzen für mehr Wohlbefinden |
21.03.2025 12:00 Uhr |
Apps und Social Media sind darauf ausgelegt, Menschen zu einer langen Nutzung zu bringen. / © Getty Images/Justin Paget
Smartphones sind im täglichen Gebrauch mittlerweile deutlich länger im Einsatz als früher, dabei täte es uns womöglich wirklich gut, die Bildschirmzeit zu verringern. Das legt eine aktuelle Studie der Universität für Weiterbildung Krems nahe. Ein Forschungsteam hat herausgefunden, dass eine Reduktion der täglichen Smartphone-Nutzung auf unter zwei Stunden zu einer spürbaren Verbesserung des Wohlbefindens führt:
»Wir konnten hier erstmalig auch einen kausalen Zusammenhang zwischen Smartphone-Nutzung und psychischer Gesundheit aufzeigen«, erklärt Studienleiter Christoph Pieh, der in Krems die Professur für Psychosomatische Medizin und Gesundheitsforschung innehat.
In der im Fachjournal »BMC Medicine« veröffentlichten randomisierten kontrollierten Studie wurde die tägliche Smartphone-Nutzung einer Gruppe auf maximal zwei Stunden beschränkt. Die Kontrollgruppe behielt ihre durchschnittliche Nutzung von 4,5 Stunden pro Tag bei. Die Ergebnisse nach drei Wochen:
»Wir sind damit im mittleren Effektbereich, was die depressiven Symptome angeht«, so Pieh, das sei schon beachtlich, es bedürfe aber weiterer Forschung. Aber: Bei den meisten Teilnehmenden stieg die Smartphonenutzung nach den drei Wochen wieder an, lediglich diejenigen, die sich sehr diszipliniert an das Zwei-Stunden-Limit gehalten hatten, hätten auch im Anschluss weniger Zeit am Handy verbracht, berichtet Pieh – und weiterhin die positiven Effekte gehabt.
»Es gibt die Empfehlung, die Bildschirmzeit auf zwei Stunden zu begrenzen – aber kaum jemand hält sich daran, auch ich nicht«, so Pieh weiter. »Die Herausforderung liegt nicht nur in der Reduktion, sondern auch in der nachhaltigen Veränderung des Nutzungsverhaltens.«
Was kann man also selbst tun, um das Nutzungsverhalten zu verbessern?
Wissen Sie ad hoc, wie lange Sie ihr Handy täglich nutzen? Die meisten schätzen das deutlich geringer ein als es tatsächlich ist, so eine aktuelle Umfrage im Auftrag von Vodafone. Um diese erste Frage zu beantworten, kann man folgendes tun: Viele Betriebssysteme bieten die Möglichkeit, Bildschirmzeiten zu dokumentieren oder Limits festzulegen. iPhone-Nutzer (ab iOS 12) finden die Funktion »Bildschirmzeit« in den Einstellungen. In den Android-Einstellungen, etwa bei Samsung, sind sie unter »Digitales Wohlbefinden & Kindersicherung« zu finden.
Dort kann man sehen, wie lange das Gerät am Tag oder auch im Wochenschnitt verwendet wurde. So bekommt man einen Überblick über die tatsächliche Bildschirmzeit und kann anfangen, diese bewusst zu reduzieren, auch mit Hilfe von Einstellungen.
Außerdem gibt es Apps, die registrieren, wie häufig Nutzer auf ihr Telefon schauen. Hier sollte man auf datenschutzkonforme Apps achten, rät die Initiative Klicksafe.
Die zweite Frage, die man sich stellen sollte: »Was kompensiere ich damit? Ist es Langeweile?«, rät Professor Pieh. Und dann auch darüber nachzudenken, welche Einbußen wir durch die Smartphone-Nutzung haben: Entsteht zum Beispiel Stress dadurch?
»Und vor allem: Welche Einbußen habe ich durch verlorene Lebenszeit? Wenn wir von einer durchschnittlichen Nutzung von dreieinhalb Stunden, wie sie etwa bei Jugendlichen normal ist, ausgehen, entspricht die Handy-Screentime hochgerechnet rund zehn Lebensjahren«, erklärt Pieh. »Überlegen Sie mal: Was kann man in zehn Jahren alles machen?«
Da fällt sicherlich den meisten Nutzern einiges ein – und dennoch ist es oft schwierig, das Smartphone weniger zu benutzen. Das liege zum einen daran, dass Smartphones und Apps darauf ausgelegt sind, dass sie unsere Aufmerksamkeit immer wieder binden, zum anderen an der Gewohnheit – und die zu verändern ist anstrengend, so der Mediziner.
Doch es sei wichtig, ein gesundes Gleichgewicht zwischen digitaler Nutzung und persönlichem Wohlbefinden zu finden. Und es ist offenbar auch der Wunsch vieler Menschen: Viele Deutsche sehnen sich nach besserer »Phone-Life-Balance«, so das Ergebnis der Vodafone-Umfrage. Die Forscher in Krems starten demnächst mit einer Folgestudie, um die Langzeiteffekte genauer zu untersuchen.