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Differenzierte Diagnose

Harnwegsinfekt: Nicht immer Antibiotika nötig

Unkomplizierte Harnwegsinfektionen wurden lange Zeit überwiegend mit Antibiotika behandelt. Das sei nicht notwendig, so Professor Kurt Naber, ehemaliger Chefarzt der Urologischen Klinik am Klinikum St. Elisabeth in Straubing, auf der Pharma World im Rahmen der Expopharm. Sein Statement kommt auch in den AWMF-Leitlinien zum Ausdruck.
Isabel Weinert
09.10.2019  10:00 Uhr

Für die Diagnose müssten Differenzialdiagnosen wie Schmerzen in der Flanke oder vaginaler Ausfluss natürlich abgefragt werden, so Naber. »Wir fragen differenzialdiagnostisch, wir fragen die Lebensqualität ab, und wir fragen nach besonderen Situationen wie Menstruation, Schwangerschaft oder Menopause.« Zudem sei ein Score hilfreich für die Diagnose. Naber stellte den Acute Cystitis Symptom Score (ACSS-Fragebogen) vor. »Wenn ich einen Score der typischen Symptome von sechs oder mehr habe, dann liegt meine Sensitivität und Spezifität bei 90 Prozent - praktisch genauso gut wie die mikrobiologische Diagnostik.« Der Score wird auch in den AWMF-Leitlinien genannt. Die Patientin beantwortet diesen Fragebogen.

Sind Antibiotika indiziert, sollte man sich an Fosfomycin, Nitrofurantoin, Nitroxolin und Pivmecillinam halten. Letzteres wird vorwiegend in Skandinavien verordnet, es gibt aber auch in Deutschland entsprechende Präparate. Was hilft, Antibiotika zu vermeiden? »Zum Beispiel, indem wir eine Bakteriurie und eine Infektion nicht mehr gleichsetzen«, so der Experte.

Eine asymptomatische Bakteriurie habe keine Bedeutung, Antibiotika seien hier unnötig, wenn nicht gar schädlich. Eine asymptomatische Bakteriurie sollte auch nie gescreent werden, außer in der Schwangerschaft oder vor traumatisierenden urologischen Eingriffen, also nur in ausgewählten Fällen, sonst interessiere sie gar nicht. »Aber routinemäßig machen die Urologen das, sie schicken den Urin ein, dann kommt heraus, die Patientin hat eine Bakteriurie.« Naber nannte zwei von mehreren Untersuchungen, die belegen, dass die Behandlung einer Bakteriurie nicht nur nichts nutzt, sondern sogar eher schadet. Wurde etwa bei Diabetikern mit Bakteriurie eine Hälfte behandelt, die andere nicht, zeigte sich, dass die Antibiose nichts nutzte.

Ebenso wenig wie bei Frauen mit rezidivierenden Harnwegsinfektionen. »Diese Frauen haben zwischendurch auch immer wieder asymptomatische Bakteriurien«, so der Experte. Behandelte man davon eine Gruppe und die andere nicht, hatte letztere sogar weniger symptomatische Episoden. »Das heißt, eine asymptomatische Bakteriurie ist hilfreich«, erklärte Naber. Das wird mit der sogenannten bakteriellen Interferenz erklärt, das heißt, wird eine Kolonisation mit wenig virulenten Bakterien abgetötet, entsteht Platz für pathogene Keime.

Die Beseitigung der Bakterien ist gar nicht das Ziel – diesen Ansatz verfolgten 2010 die an der AWMF-Leitlinie beteiligten Allgemeinmediziner. Sie führten deshalb eine Studie durch, in der sie Ibuprofen mit Fosfomycin verglichen. Bei dreimal 400 mg Ibuprofen für drei Tage gegen einmal Fosfomycin stellten sie fest, dass am siebten Tag alle gleich waren, aber Fosfomycin etwas schneller half als Ibuprofen. Auch in weiteren Studien waren Antibiotika stets etwas besser, »dennoch ist es eine gute Idee, dass ich den Patienten nur symptomatisch behandele.«

Eine weitere Möglichkeit, Antibiotika einzusparen liege im Einsatz einer Kombination von Tausendgüldenkraut, Liebstöckel und Rosmarinblättern, so der Experte. Studien belegten die Wirksamkeit bei unkomplizierter Cystitis. 

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