Haut schon in der Jugend schützen |
Sonnenlicht macht gute Laune – und schadet der Haut nicht, wenn man sich gut schützt und den Schatten der direkten Sonneneinstrahlung vorzieht. / Foto: Adobe Stock/Jürgen Fälchle
Urlaub, Wohlfühlen, Vitamin D – das sind positive Assoziationen, die viele Menschen mit der Sonne verbinden. Die Schattenseite ist Hautkrebs. Für die mittlerweile häufigste Krebserkrankung in Deutschland ist UV-Licht der größte Risikofaktor. Im Vergleich zu anderen Krebsarten ist Hautkrebs sichtbar und kann daher oft in einem frühen Stadium diagnostiziert werden. Das verbessert die Heilungschancen erheblich. Hautkrebs kann in verschiedene Typen unterteilt werden. Umgangssprachlich werden meist nur die nicht melanozytären, also weißen Hautkrebsarten, und das maligne Melanom unterschieden.
Das Basalzellkarzinom (BCC) ist die häufigste Form von Hautkrebs und entsteht aus den basalen Schichten der Epidermis. BCC wächst langsam und metastasiert selten, kann jedoch in umliegendes Gewebe invasiv einwachsen. Es zeigt sich als wachsartige Beule oder schuppiger Fleck, häufig an sonnenexponierten Hautstellen wie Gesicht und Nacken. Auch bei kleinen Wunden, die nicht heilen wollen, kann es sich um diesen Hautkrebs handeln. Das Plattenepithelkarzinom (SCC, auch Spinaliom oder spinozelluläres Karzinom genannt) entwickelt sich aus den Plattenepithelzellen und tritt häufiger bei Menschen mit heller Haut und hoher UV-Exposition auf. Es kann als schuppiger oder verkrusteter Knoten erscheinen, oft mit einer zentralen Ulzeration. Im Gegensatz zu BCC kann SCC metastasieren, besonders wenn es nicht behandelt wird.
Das Bowen-Karzinom ist eine weitere Art des weißen Hautkrebses. Dabei handelt es sich um ein frühes Stadium des Plattenepithelkarzinoms, das als Carcinoma in situ klassifiziert wird. Die Krebszellen befinden sich in der obersten Hautschicht (Epidermis) und sind noch nicht in tiefere Gewebeschichten oder andere Körperteile vorgedrungen. Das Bowen-Karzinom erscheint typischerweise als langsam wachsender, rötlich-bräunlicher, schuppiger oder verkrusteter Fleck auf der Haut. Es kann eine raue oder erhabene Oberfläche haben und manchmal jucken oder bluten.
Das Kaposi-Sarkom (KS) ist eine seltene bösartige Hauterkrankung, die meistens bei geschwächtem Immunsystem auftritt. Auf der Haut entstehen zahlreiche flache, rosafarbene, rote oder purpurne Flecken oder Knoten. Es gibt verschiedene klinische Formen, wobei das klassische Kaposi-Sarkom vor allem bei älteren Männern auftritt und andere Formen zum Beispiel nach Organtransplantation oder im Zuge einer HIV-Infektion. Bei den Patienten ist in der Regel das Herpesvirus 8 nachweisbar, das sexuell und durch Blut übertragen werden kann. Weitere seltene Hautkrebsarten sind zum Beispiel das Merkelzellkarzinom und Dermatofibrosarcoma protuberans (DFSP), die beide aggressiv wachsen können.
Das maligne Melanom ist die gefährlichste Form von Hautkrebs, da es schnell wächst und früh metastasieren kann. Melanome entstehen aus den Melanozyten, den pigmentproduzierenden Zellen der Haut. Sie können aus bestehenden Muttermalen entstehen oder als neuer Fleck auftreten und sind oft unregelmäßig in Form und Farbe.
Die Anzahl der Neuerkrankungen nimmt bei allen Hautkrebsarten stetig zu. Laut aktuellen Daten (Stand 2023) der Deutschen Krebsgesellschaft und des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkranken am malignen Melanom jährlich in Deutschland über 23.000 Menschen. Bei hellen Hautkrebsformen ist die genaue Anzahl der jährlichen Neuerkrankungen schwerer zu bestimmen, da nicht alle Fälle gemeldet werden. Schätzungen gehen jedoch von etwa 210.000 neuen Fällen pro Jahr aus. Das Alter der Menschen, die in Deutschland eine Hautkrebsdiagnose erhalten, variiert je nach Art des Hautkrebses. Allgemein steigt jedoch das Risiko für Hautkrebs mit dem Alter, da die kumulative UV-Belastung im Laufe des Lebens zunimmt und die Haut mit zunehmendem Alter weniger effizient ist, durch UV-Strahlung verursachte Schäden zu reparieren.
Illustration eines Melanoms. / Foto: Adobe Stock/Maris, generiert mit KI
Das maligne Melanom tritt häufiger bei jüngeren Erwachsenen auf als andere Krebsarten. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Frauen bei 63 Jahren und Männer erkranken im Mittel im Alter von 69 Jahren. Es gibt jedoch auch immer mehr Fälle bei jüngeren Menschen, insbesondere in der Altersgruppe von 20 bis 40 Jahren, was auf die zunehmende UV-Exposition und Sonnenbrände in der Jugend zurückgeht. Das Basalzellkarzinom tritt typischerweise bei älteren Menschen auf. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 70 Jahren. Es kann jedoch auch bei Menschen unter 50 Jahren auftreten, insbesondere bei solchen mit hoher UV-Exposition.
Auch das Plattenepithelkarzinom tritt häufiger bei älteren Menschen auf, mit einem mittleren Erkrankungsalter von etwa 70 bis 75 Jahren. Risikofaktoren sind hier neben chronischer Sonneneinstrahlung und Vorerkrankungen auch aktinische Keratosen.
Menschen, die an ihrem Körper ungewöhnliche Hautveränderungen feststellen, müssen diese sobald als möglich einem Dermatologen zeigen. Um Flecken selbst zu bewerten, kann die ABCDE-Regel helfen (siehe Kasten). Im Zweifel ist aber immer ärztlicher Rat empfehlenswert. Der Arzt begutachtet die auffälligen Veränderungen, wie neu entstandene oder abweichend beschaffene Muttermale, Flecken oder Läsionen. Ein Dermatoskop, also ein kleines Aufsetzmikroskop mit Beleuchtung, wird verwendet, um Hautveränderungen detaillierter zu betrachten. Es hilft, Merkmale zu identifizieren, die mit bloßem Auge schwer zu erkennen sind.
Menschen, die an ihrem Körper ungewöhnliche Hautveränderungen feststellen, müssen sobald als möglich einen Termin beim Dermatologen vereinbaren. / Foto: Adobe Stock/Andrey Popov
Wenn er eine verdächtige Hautveränderung entdeckt, kann der Arzt eine Gewebeprobe (Biopsie) nehmen. Es gibt verschiedene Biopsiemethoden, darunter:
Die entnommene Gewebeprobe wird im Labor mikroskopisch untersucht. Ein Pathologe bewertet die Zellen, um festzustellen, ob sie krebsartig sind, und, falls ja, welche Art von Hautkrebs vorliegt. Bei bestätigtem Hautkrebs können zusätzliche Untersuchungen erforderlich sein, um das Ausmaß der Erkrankung zu bestimmen. Um zu prüfen, ob der Krebs sich auf nahe gelegene Lymphknoten ausgebreitet hat, werden die Lymphknoten untersucht. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT, MRT oder PET-Scans können verwendet werden, um eine Ausbreitung auf andere Körperteile auszuschließen oder zu bestätigen. Die Ergebnisse der pathologischen Untersuchung und der weiteren Untersuchungen werden verwendet, um das Stadium des Hautkrebses zu bestimmen. Die Behandlungsstrategie legt der Arzt je nach Krankheitsstadium fest.
Die häufigste und effektivste Behandlungsoption für Hautkrebs ist die chirurgische Entfernung. Das Tumorgewebe wird abhängig von der Art des Hautkrebses mit einem bestimmten Sicherheitsabstand entfernt. Bei fortgeschrittenen und entsprechend großen Tumoren können kosmetische Probleme auftreten, da die Operationswunde möglicherweise nicht einfach verschlossen werden kann. In solchen Fällen ist eine Hauttransplantation erforderlich. Bei Melanomen, die dicker als 1 mm sind, und teilweise auch bei dünneren wird empfohlen, den Wächterlymphknoten zu entfernen. Diese Empfehlung gilt in der Regel auch für das Merkelzellkarzinom.
Für Patienten, bei denen eine Operation nicht möglich ist, kann eine Strahlentherapie eingesetzt werden. Diese Methode nutzt hochenergetische Strahlen, um Krebszellen zu zerstören. Bei fortgeschrittenem Hautkrebs, insbesondere bei Melanomen, können Immuntherapien und zielgerichtete Therapien eingesetzt werden.
Bei der Immuntherapie wird die körpereigene Abwehr genutzt, um die Krebszellen zu zerstören. Dabei kommen spezielle Antikörper, sogenannte Checkpoint-Inhibitoren, zum Einsatz. Diese docken an bestimmten Stellen in den Tumorzellen an und schalten immunsupprimierende Signale ab. Auf diese Weise kann das Immunsystem auf die entarteten Zellen reagieren und diese angreifen. Checkpoint-Hemmer werden zur Behandlung von fortgeschrittenen malignen Melanomen, Plattenepithelkarzinomen und Merkelzellkarzinomen eingesetzt. Auch bei fortgeschrittenen Basalzellkarzinomen oder Kaposi-Sarkomen kann eine Immuntherapie hilfreich sein. Der Nachteil ist, dass Checkpoint-Hemmer nicht nur gegen Krebszellen wirken. Da diese Medikamente die körpereigene Abwehr anregen, können Autoimmunreaktionen resultieren, bei denen das Immunsystem auch gesundes Gewebe angreift. Erhebliche Nebenwirkungen können die Folge sein.
Checkpoint-Inhibitoren haben dennoch ein großes Potenzial für die Behandlung von Hautkrebs. Die aktuelle NADINA-Studie zeigt, dass die neoadjuvante Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren (CPI) bei Melanomen im Stadium III effektiver sein könnte als die bisher übliche primäre Operation. In der Studie erhielten Patienten vor der Operation zwei Zyklen einer Kombination aus Nivolumab und Ipilimumab. Die neoadjuvante Therapie reduzierte das Rezidivrisiko um fast 70 Prozent. Allerdings war die Verträglichkeit problematisch. Nun müssen weitere Fragen geklärt werden, etwa ob Ipilimumab notwendig ist oder ob eine Operation in jedem Fall noch durchgeführt werden muss.
Checkpoint-Hemmer können auch mit mRNA-Impfstoffen kombiniert werden. In einer Studie mit 107 Patienten, die mRNA-4157/V940 und Pembrolizumab erhielten, trat bei 22,4 Prozent der Krebs innerhalb von zwei Jahren erneut auf, im Vergleich zu 40 Prozent der Patienten, die nur Pembrolizumab bekamen. Infolgedessen hat die US-Arzneimittelbehörde FDA der Therapie den »Breakthrough Therapy Status« verliehen, um weitere Studien zu beschleunigen.
Zur Früherkennung von Hautkrebs ist es unverzichtbar, die Haut selbst regelmäßig zu begutachten und dabei besonders auf Veränderungen und neue Muttermale zu achten. Die ABCDE-Regel hilft, auffällige Flecken zu identifizieren:
Beim Selbstcheck gehören auch schwer einsehbare Stellen wie die Zwischenräume zwischen Fingern und Zehen, Fußsohlen oder die Kopfhaut dazu. Auffällige Flecken sind vom Hautarzt zu prüfen.
Zielgerichtete Krebstherapien greifen als weitere Therapieoption spezifisch in den Stoffwechsel der Hautkrebszellen ein, um sie zu zerstören oder ihr Wachstum zu hemmen. Obwohl die Behandlung medikamentös erfolgt, handelt es sich weder um eine Chemotherapie noch um eine Immuntherapie. Es ist oft eine Voruntersuchung des Tumors erforderlich, um genetische Veränderungen der Krebszellen festzustellen.
Beim malignen Melanom werden beispielsweise BRAF- und MEK-Hemmer kombiniert, wenn eine spezifische Mutation im BRAF-Gen nachgewiesen wird. Nebenwirkungen können Schüttelfrost, Fieber, Hautausschläge, Muskel- oder Gelenkbeschwerden, Appetitverlust und Müdigkeit sein, die jedoch im Verlauf oder nach Abschluss der Therapie abklingen. Bei fortgeschrittenen oder metastasierten Basalzellkarzinomen kommen Hedgehog-Signalweg-Hemmer als zielgerichtete Therapie zum Einsatz. Häufige Nebenwirkungen sind Geschmacksstörungen bis hin zum Geschmacksverlust, Muskelkrämpfe und Müdigkeit.
Vor Beginn der Therapie muss bei Frauen im gebärfähigen Alter eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Sowohl Frauen als auch Männer müssen während der Behandlung und einige Wochen danach sicher verhüten. Für einige oberflächliche Hautkrebsarten kann eine Kryotherapie (Einfrieren des Tumors) oder eine Lasertherapie (Verwendung intensiver Lichtstrahlen) eine Behandlungsmöglichkeit darstellen.
Wenn bei einer Hautkrebsoperation nicht alle Krebszellen entfernt werden konnten – sei es, weil sie sich bereits über die Lymph- oder Blutbahnen im Körper verteilt haben oder sich bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) in entfernten Organen gebildet haben und eine Immuntherapie nicht mehr wirkt – wird der Arzt möglicherweise eine ergänzende Chemotherapie empfehlen.
Die Hauptursache für Hautkrebs ist bekannterweise die Exposition gegenüber ultravioletter (UV) Strahlung, sowohl von der Sonne als auch von künstlichen Quellen wie Solarien. UV-Strahlung schädigt die DNA in Hautzellen. Das kann zu Mutationen führen, die die Entwicklung von Krebszellen fördern. Menschen, die häufig Sonnenbrände erleiden, insbesondere in der Kindheit, haben ein höheres Risiko, an Hautkrebs zu erkranken. Helle Haut, die weniger Melanin enthält, ist besonders anfällig für UV-Schäden. Genetische Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Menschen mit einer Familiengeschichte von Hautkrebs oder bestimmten genetischen Syndromen, wie dem Basalzellnävussyndrom, erkranken häufiger als andere Personen.
Mutationen in Genen wie CDKN2A und BRAF können die Anfälligkeit für Melanome erhöhen. Der Kontakt mit einigen Chemikalien, wie Arsen oder Teer, ist ein weiterer Risikofaktor. Menschen mit geschwächtem Immunsystem, sei es durch Erkrankungen wie HIV oder durch immunsuppressive Therapien nach Organtransplantationen, erkranken ebenfalls häufiger an Hautkrebs. Das Immunsystem spielt eine wichtige Rolle bei der Erkennung und Zerstörung potenziell krebserregender Zellen.
Wichtigste und einfachste Präventionsmaßnahme ist der Sonnenschutz. Dieser umfasst Sonnenschutzmittel, UV-Schutzkleidung, Sonnenbrillen und ein an die UV-Belastung angepasstes Verhalten. Kinder benötigen besonderen Schutz und halten sich an heißen Sommertagen am besten hauptsächlich an schattigen Plätzen auf. Der Verzicht auf Solarien reduziert das Hautkrebsrisiko erheblich. Menschen, die im Freien arbeiten, sind durch die hohe UV-Strahlung besonders gefährdet und sollten Vorsorgemaßnahmen ernst nehmen.
Apps klären Hautveränderungen mit Smartphonefotos und künstlicher Intelligenz ab, sie stellen aber aktuell noch keine Alternative zum Arztbesuch dar. Das ärztliche Hautkrebs-Screening bleibt weiterhin unverzichtbar. / Foto: Adobe Stock/luchschenF
Gerade für Risikopatienten ist die Hautkrebsvorsorge unverzichtbar. Gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren haben alle zwei Jahre Anspruch auf diese Vorsorgeuntersuchung. Das Hautkrebsscreening können Dermatologen und Hausärzte durchführen. Apps, die Anwender nach Bedarf zu Hause benutzen können, stellen aktuell noch keine Alternative zum Arztbesuch dar. Diese Anwendungen klären Hautveränderungen mit Smartphonefotos und künstlicher Intelligenz ab. Allerdings hängt das Ergebnis von der Bildqualität ab und Patienten nehmen meist auch nur die Flecken auf, die sie selbst bereits als beunruhigend erkannt haben. Unauffällig aussehende Hautkrebse können übersehen werden. Solange Apps in falscher Sicherheit wiegen können, bleibt das ärztliche Hautkrebs-Screening unverzichtbar.