Hautprobleme in der Schwangerschaft |
Juckreiz tritt bei vielen Schwangeren auf. Ursache ist häufig trockene Haut oder die starke Dehnung der Bauchhaut. / Foto: Getty Images/Emilija Manevska
Einige Hautveränderungen in der Schwangerschaft sind vorübergehend, andere bleiben auch nach der Geburt bestehen. Zu letzteren gehören vor allem Schwangerschaftsstreifen, die bei bis zu 90 Prozent aller Frauen auftreten. Sie verblassen zwar mit der Zeit, bleiben aber als helle Streifen weiterhin sichtbar. Nur vorübergehend ist dagegen die verstärkte Pigmentierung von Brustwarzenhöfen, Achselhöhlen und Genitalbereich. Auch Narben und Muttermale können sich verdunkeln, bei einigen Frauen zieht zudem die Linea nigra als dunkle Linie vom Brustbein über den Bauchnabel bis zum Schambein. Ebenfalls harmlos, für viele Frauen aber belastend, ist das Melasma. Die bräunliche Hyperpigmentierung tritt bevorzugt im Wangen-, Stirn-, Schläfen- und Oberlippenbereich auf. Oft bildet sich das Melasma im ersten Jahr nach der Geburt zurück, in 10 bis 30 Prozent der Fälle bleibt es jedoch bestehen. Bei etwa 70 Prozent der Betroffenen tritt das Melasma in einer Folgeschwangerschaft erneut auf.
Als Ursache für die Ausbildung eines Melasmas wird die Kombination aus erhöhter Empfindlichkeit gegenüber UV-Strahlung und photosensibilisierenden Stoffen in Kosmetika, genetischer Disposition sowie dem Anstieg von Estrogen, Progesteron und Melanozyten-stimulierendem Hormon angesehen. Vorbeugend sollten Breitbandlichtschutzfilter mit einem hohen Lichtschutzfaktor und das Meiden direkter Sonneneinstrahlung empfohlen werden. Beides reduziert das Risiko für das Auftreten eines Melasmas um mehr als 90 Prozent. Entwickelt sich dennoch eines, fällt die Intensität mit entsprechenden Schutzmaßnahmen in der Regel geringer aus.
Ein weiteres typisches Symptom bei schwangeren Frauen ist Juckreiz. Schätzungen zufolge tritt er bei einem Fünftel aller Schwangerschaften auf und hat ganz unterschiedliche Ursachen. Häufige Auslöser sind die starke Dehnung der Bauchhaut, stärkere Trockenheit oder höhere Empfindsamkeit der Haut gegenüber Pflegeprodukten. Auch möglich ist das Neuauftreten oder die Verstärkung bereits bestehender Hauterkrankungen, die mit Juckreiz einhergehen, etwa das atopische Ekzem. In selteneren Fällen wird der Juckreiz durch eine schwangerschaftsspezifische Hauterkrankung ausgelöst. Hier ist die häufigste Form die sogenannte polymorphe Schwangerschaftsdermatose (Pruritic urticarial papules and plaques of pregnancy, PUPPP). Sie tritt bei einer von 130 bis 300 Schwangeren meist im dritten Trimester auf, selten auch erst nach der Geburt. Erstgebärende und Frauen mit einer Mehrlingsschwangerschaft sind am häufigsten betroffen.
Typische Anzeichen der PUPPP sind ein starker Juckreiz und nesselsuchtartige Flecken und Knötchen, die von einer umgebenden Hautrötung begleitet werden können. Die Symptomatik beginnt in der Regel als Schwangerschaftsstreifen am Bauch und breitet sich anschließend über die Oberschenkel aus. Die auslösende Ursache ist bisher unbekannt. Wissenschaftler vermuten, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Immunsystem der Mutter und bestimmten Zellen des Ungeborenen gibt. Zudem könnte die fortschreitende Hautdehnung bei der Auslösung der Immunreaktion eine Rolle spielen.
Für die Behandlung stehen topische Glucocorticoide und Antihistaminika zur Verfügung. Für Mutter und Kind stellt die Dermatose keine Gefahr dar. Allerdings kann der Leidensdruck durch den Juckreiz enorm sein, wenn die eingesetzten Therapeutika keine ausreichende Linderung erzielen.
Die intrahepatische Schwangerschaftscholestase (ISC) tritt bevorzugt im dritten Trimester auf und zeigt sich durch einen starken Juckreiz an Handflächen und Fußsohlen, der vor allem nachts extrem ausgeprägt ist. Typischerweise kommt es durch die Dermatose selbst nicht zu sichtbaren Hautveränderungen, allerdings kann es aufgrund des Kratzens zu ausgeprägten Entzündungen kommen.
Auslöser der intrahepatischen Schwangerschaftscholestase sind verengte Gallengänge, die einen Stau der Gallenflüssigkeit in der Leber bewirken. Sie ist die einzige Schwangerschaftsdermatose, die eine Behandlung erforderlich macht, um das Ungeborene zu schützen. Zur Therapie steht Ursodeoxycholsäure zur Verfügung, die den Gallenstau und damit auch den Juckreiz bei vielen Frauen erfolgreich reduziert. Engmaschige Kontrollen des Ungeborenen sind dennoch notwendig. In Abhängigkeit von der Schwere der Erkrankung und dem Ansprechen auf die Therapie kann es erforderlich sein, die Schwangerschaft vorzeitig zu beenden. Nach der Geburt klingt die Erkrankung folgenlos ab, allerdings liegt das Risiko für eine ISC in einer erneuten Schwangerschaft bei 70 Prozent.
Äußerst selten – in etwa einer von 60.000 Schwangerschaften – tritt das Pemphigoid gestationis (PG) auf. Erste Symptome der Autoimmunerkrankung zeigen sich meist im dritten Trimester in Form von kleinen, stark juckenden roten Flecken und in Gruppen angeordneten Bläschen und Blasen. Die Erkrankung beginnt meist rund um den Nabel und breitet sich anschließend auf dem gesamten Körper aus. Lediglich das Gesicht, der Kopf und die Schleimhäute bleiben ausgespart.
Die Behandlung erfolgt im frühen Krankheitsstadium mit topischen Glucocorticoiden und Antihistaminika. Bei ausgeprägter Blasenbildung werden betroffene Frauen mit Prednisolon behandelt. In einigen Fällen kann das Pemphigoid gestationis zu Wachstumsverzögerungen beim Ungeborenen führen, die eine vorzeitige Entbindung notwendig machen können. Etwa 5 bis 10 Prozent der Neugeborenen entwickeln nach der Geburt eine Urtikaria, bei den Müttern klingen die Symptome ab. Allerdings kann es in einer Folgeschwangerschaft zum Wiederauftreten der Erkrankung kommen. Zudem wird von der Verwendung hormoneller Verhütungsmethoden abgeraten.
Schwangeren Frauen, die von Juckreiz und Hautausschlägen berichten, sollten PTA und Apotheker immer die Abklärung durch einen Arzt nahelegen, um eine behandlungsbedürftige Schwangerschaftsdermatose auszuschließen. Um bis dahin mit dem unangenehmen Juckreiz zurechtzukommen, können sie jedoch zahlreiche Maßnahmen und Tipps empfehlen. Dazu gehört das Kühlen der betroffenen Stellen mit Kühlakkus oder -gelen, in kaltem Wasser getränkten Tüchern oder Quark aus dem Kühlschrank. Eine leichte Druckausübung statt Kratzen kann den Juckreiz ebenfalls abschwächen. Erlaubt ist in der Schwangerschaft auch der Einsatz von Gerbstoffen wie Tannin sowie Lotionen, Cremes und Ölbäder mit dem Wirkstoff Polidocanol oder Lotionen mit Menthol. Bei Letzteren sollte jedoch beachtet werden, dass sie an aufgekratzten Hautstellen brennen. Wichtig ist zudem zu erwähnen, dass hohe Temperaturen, heiße Getränke, Stress und Aufregung den Juckreiz verstärken können.
Einen hohen Stellenwert in der Juckreizbekämpfung hat auch die Rückfettung der Haut mit Lipolotionen, Fettcremes, Salben und Fettsalben. Trockene Haut kann den Kreislauf aus Jucken und Kratzen weiter verstärken. Bewährt haben sich Wirkstoffe wie der juckreizlindernde Harnstoff oder das befeuchtend und regenerierend wirkende Dexpanthenol, Glycerin und Nachtkerzensamenöl. Ein zusätzliches Austrocknen der Haut durch Waschen, Baden und Duschen kann durch die Verwendung von milden, nichtalkalischen Seifen, rückfettenden Waschsyndets, Dusch- und Badeölen vermieden werden. Auf ausgedehntes Baden in heißem Wasser sollten betroffene Frauen dennoch verzichten und stattdessen kurzes Duschen bevorzugen. Beim Abtrocknen ist es ratsam, starkes Reiben zu vermeiden, um die Haut nicht zusätzlich zu verletzen. Besser geeignet sind tupfende Bewegungen, anschließend sollte die Haut eingecremt werden. Für den Tag eignen sich leichtere Formulierungen. Das Auftragen reichhaltiger Substanzen wird für den Abend empfohlen, da sie das Tragen von Kleidung stärker beeinträchtigen.