Heimisches Superfood kann locker mithalten |
Katja Egermeier |
02.09.2021 11:00 Uhr |
Wieder groß im Kommen: Porridge – der Getreidebrei aus dem heimischen Superfood Hafer. / Foto: Getty Images/Alberto Duran Photography
Sich bewusst und gesund zu ernähren bedeutet heutzutage nicht mehr, allein auf die Inhaltsstoffe der Lebensmittel zu achten. Verbraucher legen inzwischen immer mehr Wert auf den ökologischen Fußabdruck ihrer Speisen. Wo wurde das Produkt produziert? Hat es einen langen Transportweg hinter sich? Stammt es aus nachhaltigem Anbau?
In diesem Zusammenhang müssen die sogenannten Superfoods ins Visier genommen werden. Denn nicht wenige erhoffen sich durch die weit gereisten Chiasamen, Goji-Beeren und Co. eine Extraportion Gesundheit, Fitness und ein gestärktes Immunsystem – erst recht mit Blick auf die Corona-Pandemie. Doch die wenigsten Superfoods stammen der DGEM zufolge aus nachhaltigem Anbau, ob mit oder ohne Bio-Label. Dabei gebe es gute Alternativen direkt aus der Heimat.
Unbestritten ist aus Sicht der Fachgesellschaft, dass Superfoods aus fernen Ländern Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe liefern. Man finde sie jedoch häufig in hoch verarbeiteten Lebensmitteln. So gebe es beispielsweise Superfood-Müsliriegel mit Açai oder Quinoa oder etwa Toastbrot mit Chiasamen. Anbieter stellten den Gesundheitswert von Superfoods aus fernen Ländern gerne heraus, kritisiert Professorin Anja Bosy-Westphal, Präsidentin der DGEM. »Ein hoch verarbeitetes Lebensmittel, das exotische Superfoods enthält, ist jedoch noch kein ernährungsphysiologisch günstigeres.«
Das gesunde Image der exotischen Superfoods werde zudem dadurch geschmälert, dass diese mit Pestiziden, Schwermetallen wie Blei, aromatischen Kohlenwasserstoffen, Schimmelpilzen oder Salmonellen kontaminiert sein können, erklärt Bosy-Westphal. Im Vergleich mit tierischen Produkten wiesen pflanzliche Superfoods aus fernen Ländern zwar die bessere CO2-Bilanz auf, seien den heimischen Superfoods jedoch aus sozialer und ökologischer Sicht unterlegen. Wer also die Klimawirkung und die sozialen Folgen seiner Ernährung berücksichtigen möchte, solle häufiger auf heimische Superfoods zurückgreifen, rät Bosy-Westphal.
Der Begriff »Superfood« ist rechtlich nicht geregelt. Meist werden damit Lebensmittel bezeichnet, deren Inhaltsstoffe besonders vorteilhaft für die Gesundheit sein sollen – wenn sie zum Beispiel hohe Vitamin-, Mineralstoff- und Ballaststoffanteile enthalten.
Einer Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zufolge haben in Deutschland etwa 70 Prozent der Befragten schon einmal von dem Begriff »Superfood« gehört. Etwa die Hälfte sieht in diesen Lebensmitteln einen hohen gesundheitlichen Nutzen und bei einem Drittel stehen Superfoods mindestens einmal in der Woche auf dem Speiseplan. Doch nur acht Prozent der Befragten verbinden gesundheitliche Risiken mit dem Konsum von Superfoods.
Konkret schlägt die DGEM-Präsidentin etwa schwarze Johannisbeeren und Sanddorn als Ersatz für Goji-Beeren vor. Zum Vergleich: Getrocknete Goji-Beeren enthalten etwa 48 mg Vitamin C pro 100 g. Dieselbe Menge frische schwarze Johannisbeeren enthält dagegen ganze 181 mg Vitamin C – und schlägt die Goji-Beere damit um Längen. Ähnlich verhält sich, vergleicht man den Anthocyan-Gehalt von Brombeeren (153 mg pro 100 g) und Açai (111 mg pro 100 g). Und auch der Hafer kann mit 4,25 g Eisen pro 100 g gut mit Quinoa mithalten, das mit 4,57 g pro 100 g nur knapp darüber liegt.
Wer weit gereiste Superfoods jedoch möge, könne sie aus ernährungsphysiologischer Sicht natürlich auch weiter konsumieren, erklärt Bosy-Westphal. »Immerhin enthalten sie wertvolle Vitalstoffe.« Es lohne sich jedoch, auch heimische Superfoods in den Speiseplan zu integrieren.