Helfen Cremes gegen Cellulite? |
Cellulite ist völlig normal, doch viele Frauen wünschen sich straffere Haut an Po und Oberschenkeln. Was hilft gegen die Dellen? / © Getty Images/Elena Safonova
Cellulite ist eine Bindegewebsstörung, die fast nur Frauen betrifft – und auch fast jede von ihnen. Mehr als 90 Prozent aller Frauen haben nach der Pubertät Cellulite, sie gehört damit zum normalen Hautbild des weiblichen Körpers an Po und Oberschenkeln. Aber warum ist das so? Der Grund ist das im Vergleich zu Männern meist schwächere Bindegewebe, das die Haut stützt und ihr die nötige Form und Elastizität gibt.
Die Haut von Männern ist generell dicker als die von Frauen, insbesondere die Lederhaut (Dermis). Dadurch ist sie widerstandsfähiger gegenüber Veränderungen im Unterhautgewebe und verhindert das Durchdrücken von Fettzellen an die Hautoberfläche. Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in der Struktur der Bindegewebsfasern (Septen). Während diese bei Frauen senkrecht zur Haut verlaufen und so das Fettgewebe in säulenartige Strukturen unterteilen, sind sie bei Männern schräg angeordnet und bilden eine netzartige Struktur. Dieses Netz wirkt stabilisierend und verhindert, dass Fettzellen nach oben gedrückt werden.
Auch die Fettverteilung unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern: Männer besitzen tendenziell weniger subkutanes Fett, und ihre Fettzellen sind kompakter und in kleineren, polygonalen Strukturen organisiert. Frauen hingegen haben größere Fettlappen, die leichter durch das Bindegewebe hindurchgedrückt werden können.
Hormone spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Cellulite. Östrogen, das wichtigste weibliche Geschlechtshormon, begünstigt die Speicherung von Fett in Bereichen wie Oberschenkeln und Gesäß. Zudem beeinflusst es die Durchblutung und die Beschaffenheit des Bindegewebes, was die Entstehung von Cellulite zusätzlich begünstigt.
Androgene wie Testosteron haben dagegen eine straffende Wirkung auf das Bindegewebe. Sie fördern eine dichtere Kollagenstruktur, wodurch das subkutane Fett besser an Ort und Stelle gehalten wird. Männer mit niedrigen Testosteronwerten, etwa aufgrund von Erkrankungen oder infolge einer Vasektomie, können ebenfalls Cellulite entwickeln.
Viele Frauen stellen sich die Frage: Kann man etwas gegen Cellulite tun? Die Antwort lautet: Jein. Da auch die Fettverteilung eine Rolle spielt, kann eine gesunde und ausgewogene Ernährung unterstützend wirken. Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an unverarbeiteten Lebensmitteln, wenig Zucker und gesunden Fetten kann helfen, den Körperfettanteil zu reduzieren und Wassereinlagerungen zu vermeiden. Allerdings reicht eine kalorienkontrollierte Ernährung allein nicht aus, da die Hauptursache in der Beschaffenheit des Bindegewebes liegt.
Regelmäßige Bewegung kann ebenfalls einen positiven Einfluss haben. Krafttraining stärkt das Bindegewebe, indem es den Muskeltonus erhöht und die Haut straffer erscheinen lässt. Ausdauertraining wiederum fördert die Durchblutung und regt den Stoffwechsel in den betroffenen Hautarealen an. Dennoch sind diese Maßnahmen eher präventiv – sie können das Erscheinungsbild von Cellulite verbessern, aber nicht gänzlich beseitigen.
Anti-Cellulite-Cremes enthalten oft Wirkstoffe wie Retinol, Koffein, L-Carnitin oder pflanzliche Extrakte, die das Hautbild verbessern und den Fettabbau fördern sollen. Doch wie effektiv sind sie tatsächlich?
Retinol (Vitamin A) ist einer der am besten untersuchten Wirkstoffe in Cellulite-Cremes. Es gehört zur Gruppe der Retinoide und wirkt, indem es die Kollagenproduktion in der Dermis stimuliert und die Zellregeneration fördert. Durch die Aktivierung von Fibroblasten wird die Synthese von Kollagen Typ I und III gesteigert, was zu einer Verdickung der Haut und einer Verbesserung der Elastizität führt. Dies kann dazu beitragen, das Erscheinungsbild von Cellulite leicht zu reduzieren, indem die Hautstruktur gefestigt wird.
Eine klinische Studie mit 15 Frauen hat bereits im Jahr 2000 gezeigt, dass eine sechsmonatige Anwendung einer Retinol-Creme zu einer 10,7-prozentigen Verbesserung der Hautelastizität und einer Reduktion der Hautviskosität um 15,8 Prozent führte. Die Haut erschien zwar straffer, doch die typische Dellenstruktur blieb insbesondere bei stärker ausgeprägter Cellulite bestehen.
Die Formulierung von Retinol stellt zudem eine besondere Herausforderung dar, da der Wirkstoff licht- und oxidationsempfindlich ist. Um seine Wirksamkeit zu gewährleisten, muss Retinol daher in stabilisierten Formulierungen vorliegen, beispielsweise in kapsulierter oder liposomal verkapselter Form. Zudem kann Retinol in höheren Konzentrationen (> 0,3 Prozent) zu Hautreizungen führen, weshalb viele Produkte niedrigere Konzentrationen (0,1 bis 0,3 Prozent) verwenden, um eine gute Verträglichkeit zu gewährleisten.
Auch Koffein ist ein beliebter Inhaltsstoff in Anti-Cellulite-Cremes, da es die Lipolyse, also den Fettabbau, anregen soll. Der Wirkmechanismus beruht auf der Hemmung des Enzyms Phosphodiesterase, was zu einem erhöhten Spiegel von cyclischem Adenosinmonophosphat (cAMP) in den Fettzellen führt. Dies fördert die Aktivierung der hormonsensitiven Lipase, die gespeicherte Triglyceride in freie Fettsäuren und Glycerin umwandelt. Zusätzlich wirkt Koffein entwässernd, indem es die Mikrozirkulation stimuliert und die Drainage von überschüssiger Flüssigkeit aus dem Gewebe unterstützt.
Allerdings gibt es auch hier Formulierungsschwierigkeiten, da die Hautpenetration von Koffein begrenzt ist. Um eine ausreichende Wirkung zu erzielen, sind Konzentrationen von mindestens 3 bis 5 Prozent erforderlich, was die Löslichkeit und Stabilität in Cremes erschwert. Zudem zeigen Studien, dass Koffein zwar kurzfristig eine glattere Haut bewirken kann, die Wirkung jedoch nur oberflächlich ist und die Fettzellen nicht dauerhaft reduziert.
Zusätzlich enthalten viele Cremes L-Carnitin, das für den Transport von Fettsäuren in die Mitochondrien benötigt wird, wo diese zur Energiegewinnung oxidiert werden. Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass L-Carnitin die Fettverbrennung unterstützen kann. Die tatsächliche Wirkung auf Cellulite ist allerdings unklar, da L-Carnitin topisch nur schwer in tiefere Hautschichten eindringt.
Ähnlich verhält es sich mit pflanzlichen Extrakten etwa von Ginkgo biloba, Centella asiatica oder Rosskastanie, die die Mikrozirkulation verbessern und das Bindegewebe stärken sollen. Diese Inhaltsstoffe zeigen in vitro antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften, doch es fehlen klinische Belege für eine signifikante Wirksamkeit bei Cellulite
Zusammenfassend lässt sich sagen: Topische Cremes allein können Cellulite nicht beseitigen. Sie können das Hautbild zwar verbessern und die Haut straffer erscheinen lassen, aber sie dringen nicht tief genug ein, um die strukturellen Ursachen der Cellulite zu beeinflussen. Zusätzliche mechanische Verfahren wie Massagen oder Lymphdrainagen können die Durchblutung anregen und Wassereinlagerungen reduzieren. Diese Methoden zeigen jedoch meist nur kurzfristige Effekte.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist die regelmäßige Anwendung. Selbst wenn eine Creme eine leichte Verbesserung bringen könnte, fehlt es oft am Durchhaltevermögen, sie langfristig und konsequent zu nutzen. Viele Studien zu Anti-Cellulite-Cremes basieren auf einer Anwendung über mehrere Monate, doch in der Praxis wenden die meisten Kundinnen eine Creme nicht über einen so langen Zeitraum hinweg konsequent an.
Dennoch: Eine gute Hautpflege und ausreichende Hydrierung können das Erscheinungsbild von Cellulite positiv beeinflussen. Eine gut mit Feuchtigkeit versorgte Haut wirkt praller, glatter und reflektiert das Licht besser, wodurch Dellen optisch weniger sichtbar erscheinen. Eine reichhaltige Körperpflege mit feuchtigkeitsspendenden Inhaltsstoffen wie Hyaluronsäure, Glycerin oder Urea kann daher eine sinnvolle Ergänzung sein, auch wenn sie die strukturellen Ursachen der Cellulite nicht verändert.