Herpes simplex als Risiko für Babys |
Hautausschläge können bei Babys unterschiedliche Ursachen haben und sollten, vor allem bei zusätzlichen Symptomen wie Fieber oder Abgeschlagenheit, ärztlich abgeklärt werden. / Foto: Adobe Stock/Tomsickova
Kitzelt, juckt und brennt es an den Lippen, ahnen viele Erwachsene, was sich da ankündigt: Lippenherpes (Herpes labialis). Unbehandelt blühen bald schmerzhafte Bläschen, die nach kurzer Zeit aufplatzen und nässen. Das enthaltene Sekret ist bei Kontakt sehr infektiös. So übertragen sich die Herpesviren beim Küssen, Sprechen, Husten oder gemeinsamen Nutzen von Besteck oder Gläsern von Mensch zu Mensch. Nicht jeder Virusträger zeigt jedoch Symptome. Die Abwehr einiger Menschen hält das Virus gut unter Kontrolle.
Während die Infektion für Erwachsene meist harmlos ist, haben Neugeborene und Babys in den ersten Lebensmonaten dem Virus wenig entgegenzusetzen. Je nach Verlaufsform kommt es zu Bläschen auf der Haut oder Schleimhaut, manchmal auch zu einer Entzündung der Augen. Die Infektion kann sich zudem durch unspezifische Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit und geschwollene Lymphknoten am Hals zeigen. Haben die Viren das zentrale Nervensystem befallen, kann es zu einer Hirnhautentzündung (Herpes-Enzephalitis) kommen. Lebensbedrohlich ist ein systemischer Verlauf: Dann befallen die Viren mehrere Organe wie Leber, Lunge und das zentrale Nervensystem.
Neugeborene und Säuglinge, die Bläschen auf der Haut oder Schleimhaut haben, teilnahmslos und fiebrig sind sowie wenig trinken, müssen sofort zum Arzt. Dieser entscheidet dann über die Therapie.
In einigen Fällen, besonders bei Kleinkindern, zeigt sich die Erstinfektion mit dem Herpes-simplex-Virus neben allgemeinen Symptomen wie Fieber oder Abgeschlagenheit durch eine stark entzündete und schmerzende Mundschleimhaut. Da zusätzlich starker Mundgeruch auftritt, bezeichnet man diese Entzündung als Mundfäule.
Ärzte empfehlen Menschen mit akutem Lippenherpes, den Kontakt zu Säuglingen zu meiden. Ansonsten sollte die infizierte Person einen Mundschutz tragen und strenge Hygienemaßnahmen einhalten. Hierzu zählt, Hände und Flächen regelmäßig zu desinfizieren. Um eine unbemerkte Übertragung zu verhindern, können Eltern allgemein darauf achten, den Schnuller nie mit eigenem Speichel zu säubern, die Temperatur von Milch oder Brei nicht mit den Lippen zu testen, Gläser und Besteck nicht gemeinsam zu verwenden sowie Schmutz im Gesicht des Kindes nicht mit Spucke oder einem gebrauchtem Taschentuch zu säubern.
Die Herpes-Bläschen an der Lippe lassen sich am besten im frühen Stadium behandeln. Dann verhindern virenhemmende Cremes mit den Wirkstoffen Aciclovir oder Penciclovir, gegebenenfalls in Kombination mit Hydrocortison, dass sich der Infekt ausbreitet und verkürzen die Symptomdauer. Auch topische Zubereitungen mit Melissenblätter-Extrakt, Docosanol oder Spirulina-Mikroalgen-Extrakt können eingesetzt werden. Die Cremes werden hygienisch am besten jeweils mit einem frischen Wattestäbchen entnommen und aufgetragen. Spezielle Herpespflaster decken das Bläschen komplett ab und verhindern so, dass sich die Viren verteilen. Wundheilungsfördernde, topische Produkte enthalten beispielsweise Zinksulfat oder Heparin. Die Anwendung von Antiseptika kann eine bakterielle Superinfektion verhindern.
Die zwei Haupttypen sind Herpes-simplex-Virus-1 (HSV-1) und Herpes-simplex-Virus-2 (HSV-2). Beide können prinzipiell sowohl Lippen- als auch Genitalherpes hervorrufen. HSV-1 löst aber hauptsächlich Lippenherpes aus, HSV-2 überwiegend Genitalherpes. Nach der ersten Infektion verbleiben die Viren lebenslang in Nervenknoten (Ganglienzellen des Trigeminusnervs beziehungsweise Ganglien am unteren Ende der Wirbelsäule) und können reaktiviert werden (rezidivierende Sekundärinfektionen). Dann wandern sie entlang der Nervenstränge zur Haut. Auslösende Faktoren können intensives Sonnenlicht, hormonelle Schwankungen, Infekte, Ekel oder Stress sein.