Herz in der Zwickmühle |
Nach Schätzungen der Deutschen Herzstiftung haben rund ein Prozent aller Patienten, die wegen eines Verdachts auf Herzinfarkt notfallmäßig ins Krankenhaus kommen, ein Broken Heart Syndrom.
Der Unterschied zwischen einem Herzinfarkt und einem Broken-Heart-Syndrom wird erst bei der Untersuchung mit dem Katheter deutlich. Dann zeigt sich, dass die Herzkranzarterien beim Broken- Heart-Syndrom anders als beim Infarkt nicht verengt sind, die linke Kammer aber dennoch nicht mehr richtig arbeitet.
Somit ist das gebrochene Herz eine stressbedingte Sonderform der Herzmuskelerkrankung, erklärt die Kardiologin Boer. Denn neben der erblich bedingten gibt es auch die erworbene Kardiomyopathie, etwa durch übermäßigen Alkoholkonsum, sportliche Belastung trotz eines Infektes – oder eben als Reaktion auf schweren akuten Stress. Die häufigsten seelischen Auslöser dafür sind Trauer um einen oder auch Trennung von einem geliebten Menschen, Angststörungen, zwischenmenschliche Konflikte oder auch große finanzielle Probleme.
Aufgrund der völlig unterschiedlichen Entstehungsgeschichte der Beschwerden ist auch die Therapie eine andere. Während es beim akuten Herzinfarkt darauf ankommt, so schnell wie möglich wieder einen normalen Blutfluss herzustellen, geht es bei einer Kardiomyopathie darum, lebensbedrohende Herzrhythmusstörungen zu beseitigen und die Herzschwäche zu mildern. Patienten werden deshalb in der Regel in den ersten 48 Stunden auf der Intensivstation überwacht. Außerdem erhalten sie Betablocker, die das Herz vor der schädlichen Wirkung der Stresshormone schützen und Herzrhythmusstörungen verhindern.
Durch die Behandlung normalisiert sich die Herzleistung in der Regel in rund drei Monaten. Im Gegensatz zum Herzinfarkt bleiben keine Narben und keine anhaltenden Störungen des Herzmuskels zurück, und bei der Mehrzahl der Patienten heilt die Krankheit ohne Folgen aus. Allerdings kann es zu Rückfällen durch erneute Stresssituationen kommen. Deshalb sollten die Patienten auch nach der Gesundung regelmäßig ihr Herz kontrollieren lassen. Und nicht nur das. Wichtig ist vor allem eine psychotherapeutische Behandlung, betont Kardiologin Boer: »Es geht vor allem darum, den Patienten Bewältigungsstrategien zu vermitteln, um sich besser gegen Stress durch überwältigende Gefühle zu wappnen.« Dies gilt ganz besonders für Menschen mit neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen. Als hilfreich haben sich Entspannungstechniken wie Atemgymnastik, progressive Muskelentspannung, Tai-Chi, Qigong oder auch bestimmte Formen von Yoga erwiesen – und vor allem ein Bewusstsein dafür, wie wichtig es ist, über den eigenen Kummer mit einem vertrauten Menschen zu reden.