Hilfe für die Po-Ebene |
Wer Probleme mit Hämorrhoiden hat, sollte lange Toilettensitzungen und Pressen vermeiden. / Foto: Adobe Stock/LumenSt
Um einen guten Einstieg ins Beratungsgespräch zu einem so sensiblen Thema wie Beschwerden in der Analregion zu schaffen, empfehlen sich die Frage nach den genauen Symptomen und aufmerksames Zuhören, rät Apothekerin und Kommunikationscoach Andrea Wohlers bei einer Pressekonferenz der Firma Dr. Kade. »Ist es eher der Schmerz oder ein Brennen, das im Vordergrund steht, gibt es Blutungen, hindern die Beschwerden am Schlafen, gibt es vielleicht sogar Austritt von Flüssigkeit mit Verunreinigung der Wäsche, quält Juckreiz? Diese Fragen sind in Zusammenhang mit Hämorrhoiden besonders wichtig, um schnell Hilfe bieten zu können.«
Bei akuten, vor allem in bestimmten Situationen ausgelösten Schmerzen, zum Beispiel durch den Stuhlgang, bietet sich der kurzfristige Einsatz von Lokalanästhetika wie Lidocain (Posterisan® akut) oder Quinisocain (wie Haenal® akut) an. »Das verschafft erstmal Ruhe und der Kunde kann sich entspannen«, erklärte die Apothekerin bei der Veranstaltung anlässlich des 100. Geburtstags von Posterisan. Auch ein starker Juckreiz könne gut damit behandelt werden. Das verhindere, dass die Haut in der Analregion durch Kratzen beschädigt werde, sich erst recht entzündet und ein Teufelskreis entsteht, so Wohlers.
Dennoch: Nennt der Betroffene Juckreiz, Brennen und Nässen als Hauptbeschwerden, sind auch Adstringenzien eine gute Wahl. Sie wirken austrocknend, schwach blutungsstillend und antiinflammatorisch. Dabei die größte Bedeutung haben Zubereitungen mit Gerbstoff-haltigen Drogenauszügen wie aus den Blättern und der Rinde der virginischen Zaubernuss Hamamelis virginiana (wie Faktu® lind, Hametum®) oder mit basischem Bismutgallat (wie Mastu®). Ebenfalls adstringierend wirken Sitzbäder mit Kamillenextrakten (wie Kamillosan®), Eichenrinde oder synthetischen Gerbstoffen (wie Tannolact®, Tannosynt® flüssig). Die Gerbstoffe verfestigen durch Vernetzung von Proteinen die obersten Kolloidschichten der Haut und dichten so in niedrigen Konzentrationen die Zellmembran ab. In höheren Konzentrationen bewirken sie eine oberflächliche Proteindenaturierung, wodurch ein schützende, reizmildernde Koagulationsmembran entsteht.
Wohlers wies darauf hin, dass die Selbstmedikation zeitlich limitiert ist, bei einem Lokalanästhetikum ist sie auf drei Tage begrenzt ist. Denn dieses stelle keine eigentliche Therapie dar, sondern helfe symptomatisch. Auch Dr. Johannes Jongen, Proktologe aus Kiel und Mitverfasser der aktuellen S3-Leitlinie zu Hämorrhoidalleiden, hielt eine kurzfristige symptomatische Behandlung für vertretbar, »denn jeden juckt es mal am After. Kommt es aber immer wieder zu Beschwerden oder verschwinden diese nicht, muss angenommen werden, dass die Ursache höher liegen könnte – im Analkanal oder Mastdarm«. Dann muss freilich ein Arzt die Ursache abklären. Auch Blut stelle immer ein Alarmzeichen dar, das der Abklärung bedarf. Hinzu komme laut Jongen, dass »nicht alles, was Beschwerden im Analbereich macht, mit Hämorrhoiden zu tun hat«. Marisken, Fisteln, Fissuren oder Analabszesse verursachen ähnliche Beschwerden und führten deshalb nicht selten zu »Fehl-Eigendiagnosen von Hämorrhoiden« bei den Betroffenen.
Neben der medikamentösen Therapie sind es kleine, aber dauerhafte Änderungen und Anpassungen im Alltagsrhythmus, um Beschwerden mit Hämorrhoiden in den Griff zu bekommen. In ballaststoffreicher Ernährung sieht Jongen einen wichtigen Faktor. Allerdings hapere es bei vielen mit der dazu erforderlichen Flüssigkeitsmenge. »Ein Körnerbrötchen zu essen, schaffen viele, dazu zu trinken aber nicht. Dabei bedeutet ein Esslöffel Müsli 250 ml Flüssigkeit extra, zwei Esslöffel 0,5 Liter zusätzlich. Und bei drei Esslöffeln sollte es eine Flasche Mineralwasser sein. Da reicht der Becher Joghurt von 200 ml nicht aus.« In der Tat macht nur die Kombination aus Ballaststoffen und Flüssigkeit den Stuhl geschmeidig. Der Dickdarm trägt seinen Namen, weil er eindickt. Bietet man zu wenig Flüssigkeit und/oder zu wenig Ballaststoffe an, ist der Stuhlgang schon halbwegs eingedickt, wenn er den Dickdarm erreicht. Auf der letzten Strecke wird er dann noch weiter eingedickt. »Das erfordert dann heftiges Pressen beim Toilettengang, was nicht gerade hämorrhoidenfreundlich ist«, so Jongen.
Der Experte plädierte dafür, den Stuhldrang nicht zu ignorieren. »Wenn der Darm Stuhlgang anmeldet, sollte man diesem auch folgen und ihn nicht unterdrücken. Pressen sollte man nur, wenn ein Kind kommt. Das Geschäft auf der Toilette zum Stuhlgang sollte nicht länger als fünf Minuten dauern.« Auch bezüglich der richtigen Sitzposition auf der Toilette sieht der Proktologe Nachholbedarf. Um den anorektalen Winkel für den Stuhlgang zu verbessern, sollte man den Oberkörper etwas nach vorne neigen oder mit einem Hocker vor der Toilette arbeiten, auf den die Füße gestellt werden.
Auch eine geeignete Analhygiene trägt zur Linderung bei, wenn sich die Hämorrhoidalpolster vergrößert haben. So kann man eine Schutzsalbe vor dem Stuhlgang auftragen, um die Region weich und geschmeidig zu halten und zu verhindern, dass es durch die Stuhlsäule zu erneuten Einrissen kommt, die dann wieder eine Entzündung mit Juckreiz begünstigen. Auch zur Prophylaxe ist dieser Hautschutzkomplex mit Jojobawachs, Cetiol und Bienenwachs (wie Posterisan® protect) eine gute Wahl. Die Inhaltsstoffe erhöhen die Geschmeidigkeit der Haut, wobei Bienenwachs als wasserabweisende Komponente zusätzlich vor Feuchtigkeit schützt, die mitunter aus dem Analkanal austritt. »Eine geeignete Analhygiene hilft, die symptomfreien Intervalle zu verlängern«, informierte Wohlers.
Posterisan bereichert bereits seit 100 Jahren den Apothekenmarkt, einst von Dr. Frank Lutze in der Berliner Oranien-Apotheke entwickelt. Damals basierte das Arzneimittel auf einer innovativen, am Anwendungsort immunologisch wirkenden Bakterienkultursuspension. In seiner ursprünglichen Zusammensetzung ist Posterisan bis heute im Ausland auf dem Markt. Hierzulande hat sich Posterisan® akut, das heute das Lokalanästhetikum Lidocain enthält, laut Dr. Kade zum führenden OTC-Präparat im Hämorrhoidalbereich entwickelt.
Der Name des Präparates ist stets beibehalten worden. Und so kam er zustande: Der erste Namensbestandteil leitet sich vom lateinischen post (= hinter) beziehungsweise posterior (=hintere) ab. San geht auf das lateinische sanus, also gesund, zurück.