Hilft der »Sleepy Girl Mocktail« beim Einschlafen? |
Ähnlich könnte der Sauerkirschsaft auf Menschen, die empfindlich auf Säure reagieren, sagt Hauner. Die sekundären Pflanzenstoffe, die den Schlaf fördern sollen, seien dagegen nur in Mikrogrammmengen enthalten. »Die Konzentration ist so gering, dass eine Wirkung nicht plausibel ist.« Zumal der Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen von Sauerkirschsaft zu Sauerkirschsaft nach Angaben von Hardt sehr stark schwanken kann.
Studien zu dessen schlaffördernder Wirkung verwendeten meist Saft der Montmorency-Sauerkirsche, einer speziellen Sorte, die besonders viele sekundäre Pflanzenstoffe und Melatonin enthalte, erläutert sie. Diese werde aber hauptsächlich in den USA und Kanada angebaut. Deshalb sei der Saft im Supermarkt hierzulande eher nicht erhältlich.
Der «Sleepy Girl Mocktail» hat auch nach Ansicht von Hans-Günter Weeß, Leiter des interdisziplinären Schlafzentrums des Pfalzklinikums in Klingenmünster, keinerlei Wirkung – zumindest, wenn man nur die Inhaltsstoffe betrachtet. »Was wir bei Menschen mit Schlafstörungen in Studien feststellen ist, dass sie stark auf Placebos reagieren. Es könnte also sein, dass jemand eine Wirkung bei dem Drink spürt, wenn er fest daran glaubt«, erläutert Weeß.
Allein das Ritual, sich abends etwas Gutes zu tun und dabei zu entspannen, könne beim Einschlafen helfen. »So ein Getränk kann man selbst herstellen, die Bestandteile kosten nicht viel«, meint Weeß. Deshalb sei der »Sleepy Girl Mocktail« möglicherweise zwar wirkungslos, aber auch harmlos im Gegensatz zu vielen anderen Produkten, die mit einer angeblichen schlaffördernden Wirkung werben und für die Betroffene zum Teil viel Geld ausgeben.
»Es ist durchaus etwas, was man bei Schlafproblemen ausprobieren kann«, findet Ernährungswissenschaftlerin Hardt. Im Vergleich zu Schlaftabletten seien deutlich weniger Nebenwirkungen zu erwarten. »Der Mocktail ist allemal besser als ein Glas Wein, wenn man abends zur Ruhe kommen will«, sagt auch Hauner. »Alkohol stört den Schlaf erheblich.«