Hilft Magnesium bei Migräne? |
Verena Schmidt |
20.03.2024 08:30 Uhr |
Wer häufig unter Migräneattacken leidet, könnte womöglich von einer Magnesium-Einnahme profitieren. / Foto: Getty Images/fizkes
Medikamente zur Prophylaxe von Migräneattacken mit hoher Evidenz sind allesamt verschreibungspflichtig. Das zu diesem Zweck auch gerne eingesetzte Magnesium kann laut der S1-Leitlinie »Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne« nur eine geringe Evidenz aufweisen. Ist die Einnahme von Magnesium dennoch einen Versuch wert? Mit dieser Frage befasste sich im Februar der »EviNews«-Newsletter (siehe Kasten).
Insgesamt seien die Studiendaten nicht völlig schlüssig und die Reduktion der Attackenfrequenz durch Magnesium nicht sehr ausgeprägt, heißt es in der Leitlinie. Aber: Die Akzeptanz und Verträglichkeit der Therapie sind laut den Autoren im klinischen Alltag sehr gut. Ein Problem könne allerdings sein, dass nötige höhere Dosierungen aufgrund von Diarrhöen nicht immer erreicht werden können. In Summe eigne sich Magnesium für Patienten, die eine medikamentöse Therapie mit einem dafür zugelassenen Medikament nicht wünschen, so das Leitlinienfazit.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch die Autoren des EviNews-Newsletters: »Wenn Patientinnen und Patienten ein verschreibungsfreies Präparat zur Migräneprophylaxe wünschen, scheint Magnesium eine vielversprechende Option zu sein, die Migränehäufigkeit, -stärke und -länge der Attacken zu verringern«, so ihr Fazit. Insgesamt gebe es zwar zu wenig Studiendaten und die vorliegenden Studien hätten zum Teil methodische Schwächen. Im Vergleich zum Nebenwirkungsprofil von Valproinsäure, die häufig off Label zur Migräneprophylaxe eingesetzt wird, sei Magnesium aber eine günstige Option, auch da die Prophylaxe kontinuierlich über einen längeren Zeitraum eingesetzt werden sollte.
In der Leitlinie werden Studien erwähnt, in denen mit der Einnahme von 500 bis 600 mg Magnesium täglich bessere Ergebnisse erzielt wurden als mit Placebo. In diesen Studien waren Magnesiumoxid und -citrat verwendet worden. Als unerwünschte Ereignisse werden Durchfall (18,6 Prozent) und Magenreizungen (4,7 Prozent) angegeben. Weitere Studien seien wünschenswert, um konkrete Empfehlungen für die Selbstmedikation geben zu können, schreiben die EviNews-Autoren.
Grundsätzlich kommt eine medikamentöse Migräneprophylaxe für Personen infrage, die drei oder mehr Migräneattacken pro Monat haben, die Attacken haben, die regelmäßig länger als 72 Stunden dauern oder die nicht auf die Akutmedikation ansprechen beziehungsweise sie aufgrund von Nebenwirkungen nicht vertragen. Ziel der Prophylaxe ist es, die Anfallshäufigkeit um mindestens 50 Prozent zu reduzieren, bei chronischer Migräne soll eine Reduktion um mindestens 30 Prozent erzielt werden. Statt Arzneimittel können auch Entspannungsverfahren, eine kognitive Verhaltenstherapie und Biofeedback zur Prophylaxe eingesetzt werden, auch Ausdauersport ist laut Leitlinie wirksam.
Der Newsletter mit wissenschaftlichen Informationen zur evidenzbasierten Selbstmedikation wird vom Zentrum für Arzneimittelsicherheit an der Universität Leipzig zusammengestellt und erscheint monatlich in der Avoxa – Mediengruppe Deutscher Apotheker (mehr auf www.evinews.de). Das Angebot richtet sich an Apotheken, die Studienergebnisse besser in die Beratung integrieren möchten.