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Vor allem junge Männer betroffen

Hodenkrebs ist meist gut heilbar

Dass in jüngster Zeit gleich vier Bundesligafußballer wegen Hodenkrebs behandelt wurden, hat die Öffentlichkeit alarmiert. Leistungssport oder Nahrungsergänzungsmittel beeinflussen die Krankheit aber wohl ebenso wenig wie die Lebensführung, betonen Fachärzte.
Barbara Erbe
15.11.2022  16:00 Uhr

Wenn es um Hodenkrebs geht, hat Professor Dr. Mark Schrader zwei entlastende Nachrichten für Betroffene. »Erstens: Diese Krebsform ist das Paradebeispiel für eine gut heilbare Krebserkrankung. Zweitens: Kein Betroffener hat durch seine Lebensführung dazu beigetragen – ob jemand als erwachsener Mann an Hodenkrebs erkrankt, steht bereits bei der Geburt fest.«

Denn die bösartige Tumorerkrankung entsteht dadurch, dass sich Tumorzellen aus defekten Urkeimzellen (Gonozyten) entwickeln – und die seien schon im Embryo angelegt, berichtet der Chefarzt der Urologie am Helios-Klinikum Berlin-Buch. Die defekten Zellen »schlummern« im Hoden, bis sie sich eines Tages zu Tumorzellen entwickeln. »Bei den meisten Betroffenen passiert das zwischen 20 und Mitte 40, aber es gibt auch einen zweiten Höhepunkt um das 50. Lebensjahr herum«, berichtet Schrader, der auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) ist.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) erkranken in Deutschland jährlich schätzungsweise 4100 Männer an Hodenkrebs, das entspricht einem Anteil von rund 1,6 Prozent aller Krebserkrankungen bei Männern. Damit gehört Hodenkrebs zu den eher seltenen Tumorerkrankungen. Allerdings sind die Betroffenen im Unterschied zu den meisten anderen Krebspatienten vergleichsweise jung.

Abtasten ist wichtig

Der Tumor breitet sich zunächst innerhalb des Hodens aus. Bei etwa drei von vier Männern ist er zum Zeitpunkt der Diagnose noch auf den Hoden begrenzt. Viele Männer ertasten selbst eine Schwellung innerhalb ihres Hodensacks. Einigen bereitet sie ziehende Schmerzen, viele Betroffene spüren aber auch nichts. Wer eine Schwellung und/oder Schmerzen im Hoden spürt, sollte sich unbedingt von einem Facharzt für Urologie untersuchen lassen, betont Schrader. Generell empfehlen Fachleute jungen Männern, ihren Hoden regelmäßig selbst zu untersuchen. Eine Anleitung dazu bietet die Deutsche Gesellschaft für Urologie.

Beschwerden, die auf Hodenkrebs hinweisen können, sind auch ein Schweregefühl im Hoden, einseitiges Ziehen im Hoden oder in der Leiste, tastbare Verhärtungen innerhalb des Hodens oder an seiner Oberfläche, Flüssigkeitsansammlung oder Schmerzen am Hoden, aber auch eine Vergrößerung der Brustdrüse, Schmerzen in der Brust und mangelnde Fruchtbarkeit - die Hälfte der Hodenkrebspatienten ist zum Zeitpunkt der Diagnose eingeschränkt zeugungsfähig.

Beim Urologen folgen auf eine auffällige Tastuntersuchung eine Ultraschall- und gegebenenfalls eine Blutuntersuchung im Hinblick auf mögliche Tumormarker. Die endgültige Diagnose Hodenkrebs kann erst durch Blickdiagnose mit Hilfe eines kleinen Schnitts in die Leiste gestellt werden. Wenn nötig, wird dann gleich der betreffende Hoden samt Samenstrang entfernt. Ist die Blickdiagnose nicht eindeutig, entnehmen die Ärzte zunächst Gewebe aus dem Tumor zur weiteren Untersuchung.

Bei der anschließenden Ausbreitungsdiagnostik untersucht das Ärzteteam mittels Computertomografie, ob sich bereits Metastasen in anderen Organen ausgebreitet haben. Ermutigend sei, dass sich Hodenkrebs in der Regel auch im fortgeschrittenen Stadium gut behandeln lässt, berichtet Schrader. »Selbst Patienten mit Lungenmetastasen haben eine Überlebenschance von 97 Prozent.«

Fruchtbarkeit erhalten

Für Betroffene sind auch die Bereiche Sexualität und Fruchtbarkeit enorm wichtig. Die Behandlung des Hodentumors beeinflusse die Sexualität nicht, betonen Fachärzte. Lustempfinden, Potenz und Orgasmusfähigkeit bleiben erhalten. Männer, die sich die Möglichkeit erhalten möchten, (weitere) leibliche Kinder zu bekommen, sollten auf jeden Fall vor der Behandlung mit ihren Ärzten darüber sprechen, wie sich die Fruchtbarkeit erhalten lässt – auch über die Möglichkeit, den eigenen Samen für eine mögliche künstliche Befruchtung in der Zukunft einfrieren zu lassen (Kryokonservierung).

Der erste Therapieschritt bei Hodenkrebs ist die operative Entfernung des befallenen Hodens sowie des betroffenen Samenstrangs. Sie erfolgt bei fast allen Patienten über einen kleinen Schnitt in der Leiste (Orchiektomie). Der Eingriff findet unter Vollnarkose statt. Je nach Stadium der Erkrankung kommen dann eine Chemotherapie, eine Strahlentherapie oder auch eine Überwachungstherapie (Surveillance) infrage.

Letztere umfasst regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um einen möglichen Krankheitsrückfall frühzeitig zu erkennen - eine weitere Therapie erfolgt aber nur, falls der Tumor erneut auftritt. Männern, die nach der Operation keine Krebszellen mehr im Körper haben und geheilt sind, bleibt so eine Chemotherapie oder Bestrahlung erspart. Allerdings ist das Risiko für einen Krankheitsrückfall für Überwachungspatienten höher als nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung.

Zudem ist es extrem wichtig, dass der Patient die Kontrolluntersuchungen konsequent wahrnimmt. Schließlich sind Betroffene durch die Röntgen-Untersuchungen bei den Kontrollen einer erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt, und bei einem Krankheitsrückfall brauchen viele Männer laut Krebsinformationsdienst eine intensivere Therapie als bei einer Chemotherapie oder Bestrahlung direkt im Anschluss an die Operation. Fachleute empfehlen Männern mit Hodenkrebs eine lebenslange Nachsorge, um einen Krankheitsrückfall möglichst frühzeitig zu entdecken sowie Spätfolgen der Krebserkrankung und der Krebstherapie möglichst vorzubeugen, sie frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln.

Das Rückfallrisiko ist innerhalb der ersten zwei Jahre nach Ende der Behandlung am höchsten, nach fünf bis zehn Jahren haben Betroffene nur noch selten einen Krankheitsrückfall. In den ersten drei Jahren gehören regelmäßige körperliche Untersuchungen, das Messen von Tumormarkern im Blut sowie bildgebende Verfahren, wie Röntgen-, CT- oder MRT-Untersuchungen zur Nachsorge.

Welche Untersuchungen nach den ersten fünf Jahren sinnvoll sind, ist von der persönlichen Lebenssituation der Betroffenen sowie von der vorangegangenen Behandlung abhängig. Immer gilt: Mit einer Krebserkrankung und den möglichen Langzeitfolgen umzugehen, kann sehr belastend sein. Krebsberatungsstellen und Psychoonkologie-Praxen können Betroffenen dabei helfen.

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