Honig für Babys unter einem Jahr tabu |
Katja Egermeier |
23.04.2024 16:00 Uhr |
In vielen Familien gehört warme Milch mit Honig zur Behandlung von Halsschmerzen und Husten bei Kindern dazu. Die Kinder sollten allerdings schon mindestens ein Jahr alt sein, andernfalls kann Honig für sie zur Gefahr werden. / Foto: Adobe Stock/rosifan19
Bei Babys unter einem Jahr könne nicht ausgeschlossen werden, dass verunreinigter Honig den sogenannten Säuglings-Botulismus auslöst, warnt die Stiftung Kindergesundheit. Das führe zu Lähmungen der Atmung und im schlimmsten Fall zum Tode.
»Im Magen-Darm-Trakt gesunder Kinder und Erwachsener leben rund 100 Billionen Bakterien. Diese sogenannte Darmflora bildet das größte Immunsystem im Organismus, das als Zentralorgan der Gesundheit über unser Wohl wacht. Die Darmflora eines Babys und auch die Immunabwehr sind jedoch in den ersten Lebensmonaten noch nicht vollständig entwickelt«, erklärt Professor Berthold Koletzko.
Bei Säuglingen und Kleinkindern könne sich das Bakterium daher im Darm ansiedeln, auskeimen und das stärkste aller bekannten Gifte bilden: Botulinumtoxin, auch als Botox bekannt. Das muskellähmende Nervengift sei eine Million Mal giftiger als Zyankali, so die Stiftung. Säuglinge und Kinder im ersten Lebensjahr sollten daher ebenso wie auch erwachsene Personen mit einem geschwächtem Immunsystem keinesfalls naturreinen Honig zu sich nehmen.
Für Eltern bedeute das konkret, Kinder unter einem Jahr weder Honig essen zu lassen, noch deren Getränke damit zu süßen und auch Schnuller, Trinkflaschen-Sauger oder Brustwarzen nicht mit Honig zu bestreichen.
Anderes gelte für Breie, Kekse oder Säuglingsfertignahrung mit Honig. Hierzu schreibt die Stiftung Kindergesundheit: »Bei der Herstellung dieser Produkte tragen die Erzeuger Sorge dafür, dass Verfahren angewendet werden, die Clostridium botulinum zuverlässig abtöten.« Auch gesunde Erwachsene und ältere Kinder hätten vor Honig nichts zu befürchten, denn deren Darmflora sei stabil genug und Clostridien könnten sich nicht vermehren. Wegen des hohen Zuckergehalts solle Honig aber dennoch nur in Maßen verzehrt werden, empfiehlt die Stiftung Kindergesundheit.
Die Inkubationszeit eines Säuglings-Botulismus liegt der Stiftung zufolge bei etwa zehn Tagen. Entwickelten Babys Symptome wie Schluck- und Sprachstörungen, Verstopfung, Trink- oder Muskelschwäche, sollten Eltern aufmerksam werden. Betroffene Babys könnten den Kopf zudem kaum halten und könnten Schwierigkeiten beim Atmen haben, was sich durch Röcheln und Schnarchgeräusche äußere: Die Gefahr einer Atemlähmung droht. Eine Botulinumvergiftung müsse daher immer schnell intensiv-medizinisch behandelt werden. In schweren Fällen sei eine künstliche Beatmung notwendig.