Hormone nicht ungewollt aufs Haustier übertragen |
Katja Egermeier |
15.04.2025 10:00 Uhr |
Streicheln und Kuscheln tun Mensch und Tier gut – außer der Mensch überträgt dabei unbeabsichtigt medizinische Wirkstoffe auf das Tier. Das gilt es tunlichst zu vermeiden. / © Getty Images/Cavan Images / Dorene Hookey
Leidet ein Mensch an Estradiol- oder Testosteronmangel, werden diese Hormone häufig im Rahmen einer topischen Hormonersatztherapie zugeführt. Das betrifft beispielsweise Frauen in den Wechseljahren und geschieht in der Regel in Form von Sprays, Gels, Cremes oder Salben, die so hergestellt werden, dass die Hormone über die Haut aufgenommen und im gesamten Körper wirken können. eine beliebte Körperstelle dafür sind die Unterarme, zudem wird Gel oder Creme meist mit den Händen aufgetragen.
Das Problem: Nach dem Auftragen des Arzneimittels bleiben immer Wirkstoffreste auf der Haut zurück, wie das BVL warnt. Solange der Wirkstoff noch nicht vollständig in die Haut eingezogen ist, könne dieser durch direkten Körperkontakt auf Haustiere übertragen werden – beispielsweise beim Streicheln oder Herumtragen des Tiers, wenn es auf dem Schoß sitzt, mit im Bett schläft oder die behandelte Körperstelle des Menschen ableckt. Auch Verpackungsreste könnten eine Gefahrenquelle werden und selbst eine indirekte Übertragung zum Beispiel über Textilien wie Bettzeug oder Shirts, auf denen das Tier liegt, sei nicht ausgeschlossen.
»Haben Haustiere engen Körperkontakt zu einer behandelten Person, können sie unbeabsichtigt ebenfalls dem Wirkstoff ausgesetzt sein und schwerwiegende Nebenwirkungen entwickeln«, erklärt die Tierärztin und Expertin für Nebenwirkungen von Arzneimittel im BVL, Dr. Ann Neubert. Haustiere zeigten nach einem Hormonkontakt vielfältige Symptome – je nach Tierart und Hormon, wie die folgende Übersicht zeigt:
Tier | Hündin | Rüde | Katzen |
---|---|---|---|
Estradiol (ein Östrogen) |
• zunehmende, symmetrische Haarlosigkeit • Dunkelfärbung der haarlosen Haut • Anschwellen der Zitzen • Läufigkeitssymptome bei Hündinnen trotz Kastration ( Vulvaschwellung, Vaginalausfluss, Verhaltensänderungen) • Vereiterung der Gebärmutter oder des Stumpfes bei Kastration für beide Geschlechter: • östrogeninduzierte, unter Umständen tödliche Knochenmarkssuppression mit Blutungen, Schwäche, Blässe, Lethargie, Appetitlosigkeit und Fieber |
• herabhängende Vorhaut • verkleinerter Penis • Unfruchtbarkeit • vergrößerte Prostata mit Kotabsatzproblemen • Harnwegsinfektionen • Urinieren im Sitzen • Attraktivität für andere Rüden für beide Geschlechter: • östrogeninduzierte, unter Umständen tödliche Knochenmarkssuppression mit Blutungen, Schwäche, Blässe, Lethargie, Appetitlosigkeit und Fieber |
• Zitzenschwellungen • (Dauer)Rolligkeit (weibliche Tiere), erkennbar durch vermehrtes Miauen, Rastlosigkeit, Anhänglichkeit, Rollen auf dem Boden, Aggression, hochgereckter Po, seitlich abgeknickter Schwanz, Appetitlosigkeit, streng riechender Urin, gegebenfalls Urinmarkieren • schlechtes Wachstum bei jungen Katzen • Geburtsdefekte • unter Umständen Leberschäden • Gewichtsverlust • Infektanfälligkeit |
Testosteron |
• Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität • gesteigerte Libido • fettige Hauterkrankungen • Leberfunktionsstörungen • veränderte Körperproportionen • Vergrößerung der Klitoris • Haarlosigkeit • vergrößerte Analdrüsen |
• Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität • gesteigerte Libido • fettige Hauterkrankungen • Leberfunktionsstörungen • veränderte Körperproportionen • Haarlosigkeit • vergrößerte Analdrüsen |
• Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität • gesteigerte Libido • fettige Hauterkrankungen • Leberfunktionsstörungen • veränderte Körperproportionen • Vergrößerung der Klitoris (weibliche Tiere) • Urinmarkieren • stark riechender Urin • Hyperaktivität • Gewichtsverlust |
Was bei Haustieren möglich ist, gilt natürlich auch für andere Menschen, wie die Kinder oder den Partner. Vor allem Kinder können dem BVL zufolge schwer auf eine ungewollte Zufuhr von Hormonen reagieren. Bei ihnen könne die Hormonexposition zu vorzeitigen Pubertätszeichen wie dunkler Behaarung im Intim- und Achselbereich oder auffälligem Wachstum führen. Estrogene lösten mitunter Brustwachstum aus, Androgene verursachen Virilisierungszeichen wie Akne, Behaarung und eine Vergrößerung von Penis oder Klitoris.
Bei Männern, die versehentlich mit Östrogen in Berührung kommen, kann es zu einer verringerten Testosteronproduktion und einer Verweiblichung kommen. Das zeigt sich möglicherweise durch vergrößerte Brüste, eine verminderte Spermienproduktion, Erektionsstörungen und einer reduzierten Libido.
Der Hautkontakt zwischen dem behandelten Areal mit dem Haustier müsse also unbedingt vermieden werden, so das BVL. Folgende Maßnahmen werden daher empfohlen: