HPV positiv – (k)ein Grund zur Panik? |
Katja Egermeier |
10.07.2024 10:00 Uhr |
Je mehr Sexualpartner, desto höher ist das Ansteckungsrisiko mit HPV. Viele stecken sich jedoch schon beim ersten sexuellen Kontakt an. / Foto: Getty Images/PEOPLE IMAGES
Ein positiver HPV-Test verunsichere, doch er bedeute nicht automatisch, dass die betroffene Frau an Krebs oder einer Krebsvorstufe erkrankt ist, stellt der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) gleich zu Beginn seiner Pressemeldung klar. Es bedeute nur, dass am Gebärmutterhals vermehrt Humane Papillomviren nachweisbar sind. Hier könne schon ein geschwächtes Immunsystem zum Zeitpunkt des Tests eine Rolle spielen. »Manche HP-Viren können Krebs auslösen, sie müssen aber nicht.« Vor allem bei jüngeren Frauen heile eine Infektion meist wieder von selbst aus.
Ein erhöhtes Risiko, irgendwann eine Krebsvorstufe zu entwickeln oder an Krebs zu erkranken – vor allem Gebärmutterhalskrebs – bestehe erst dann, wenn eine HPV-Infektion dauerhaft und mit einem bestimmten Virustyp vorliegt. Die Infektion selbst ist laut DKFZ nicht behandelbar, Medikamente oder andere Behandlungsmöglichkeiten gebe es keine. »Folgeerkrankungen wie Krebsvorstufen am Gebärmutterhals können Ärztinnen und Ärzte aber gut behandeln.«
Um rechtzeitig eingreifen zu können, werden Frauen mit einer festgestellten HPV-Infektion daher engmaschiger überwacht. Das bedeutet einen weiteren Test nicht nach drei Jahren, wie es bei einem negativen Test der Fall wäre, sondern bereits nach einem Jahr. Ist die Infektion dann nicht von selbst abgeheilt, folgt zur weiteren Abklärung eine Gebärmutterhalsspiegelung (Kolposkopie) sowie bei verdächtigen Veränderungen eine Konisation (Gewebeentnahme aus dem Muttermund) zur histologischen Begutachtung des entnommenen Gewebes oder eine frühzeitige Entfernung von Krebsvorstufen.
Da HP-Viren vor allem beim Geschlechtsverkehr übertragen werden – in seltenen Fällen auch beim Petting oder intensiven Zungenküssen –, seien HPV-Infektionen sehr weit verbreitet, so das DKFZ. »Die meisten Menschen stecken sich im Laufe ihres Lebens mit den Viren an.« HPV-Typen gibt es mehr als 200, doch nur einige davon, die sogenannten Hochrisikotypen, können Krebs auslösen.
Wird eine HPV-Infektion festgestellt, kann die Ansteckung schon Jahre zurückliegen. Normalerweise verursacht die Infektion jedoch keine Beschwerden und bleibt deshalb unbemerkt. Doch auch ein negativer Test gebe keine Sicherheit und bedeute nicht zwangsläufig, dass man nicht infiziert ist, erklärt das DKFZ. Das Virus könne in den Zellen »schlafen« und später wieder »aufwachen«, erklärt das Forschungszentrum. Möglicherweise lag die Virusmenge bei dem Test auch unter der Nachweisgrenze – die Tests erkennen nur Infektionen, die das Krebsrisiko auch wirklich erhöhen können.
Wer in einer Partnerschaft ist und einen positiven HPV-Test erhält, kann laut DKFZ davon ausgehen, dass die Partnerin oder Partner bereits infiziert war. Es sei eine Tatsache, dass sich die meisten sexuell aktiven Menschen irgendwann in ihrem Leben mit HP-Viren infizieren, meist schon beim ersten sexuellen Kontakt. »Der Nachweis einer HPV-Infektion ist kein Zeichen von Untreue.«
Für Männer mit einer HPV-positiven Partnerin gelten laut DKFZ folgende Empfehlungen: Da es keinen HPV-Test für Männer gibt und die Infektion nicht heilbar ist, ist es auch nicht sinnvoll, gesunde Männer auf das Virus zu testen. Es sei jedoch möglich, sich auf sichtbare Veränderungen im Mund und im Genital- oder Analbereich untersuchen zu lassen. Für Frauen mit einem HPV-positiven Partner gebe es keine gesonderten Empfehlungen, da sie sich im Rahmen der allgemeinen Früherkennung auf HPV bei ihrem Gynäkologen am Gebärmutterhals untersuchen lassen können.
Einer neuern Studie zufolge sind Männer häufiger mit dem HP-Virus infiziert, als bislang angenommen. HPV kann zudem nicht nur Gebärmutterhalskrebs, sondern auch andere Tumorarten auslösen, wie Vulva- und Scheidenkrebs, bei Männern Peniskrebs. Anal- und Kopf-Hals-Tumoren können bei beiden Geschlechtern auftreten. Die in Deutschland empfohlene Impfung gilt daher nicht nur für Mädchen, sondern auch für Jungen zwischen 9 bis 14 Jahren. Ein vollständiger Impfschutz besteht nach zwei Impfungen im Abstand von mindestens fünf Monaten, die am besten vor dem ersten sexuellen Kontakt erfolgen.