Hyaluronsäure für Haut und Gelenke |
Hyaluronsäure soll – als Kapseln oder in Pulverform eingenommen – bei trockener Haut und Gelenkproblemen helfen. / Foto: Adobe Stock/miss.lemon
Hyaluronsäure – wissenschaftlich korrekt als Hyaluronan bezeichnet, weil es sich gar nicht um eine Säure handelt – ist ein natürlich vorkommendes Polysaccharid, das der Körper selbst herstellt. Sie kommt in hohen Konzentrationen in der Haut, der Synovialflüssigkeit, im Bindegewebe und im Glaskörper der Augen vor. Der körpereigene Stoff trägt zur Feuchtigkeit und Elastizität der Haut bei, schmiert Gelenke und erhöht die Viskosität der Gelenkflüssigkeit. Mit zunehmendem Alter nimmt die Produktion jedoch ab. Das kann zu trockenerer Haut und Gelenkproblemen führen.
Hyaluronsäure ist ein gängiger Inhaltsstoff in Feuchtigkeitscremes und wird in der ästhetischen Medizin injiziert, um Falten zu glätten und Volumen wiederherzustellen. Bei Osteoarthritis werden Hyaluronsäure-Injektionen zur Schmerzlinderung eingesetzt. Zudem gibt es auch Hyaluronsäure-Zubereitungen zum Einnehmen.
Die Bioverfügbarkeit von oral aufgenommener Hyaluronsäure ist jedoch derzeit nicht vollständig geklärt. Das große Molekül wird im Magen-Darm-Trakt teilweise abgebaut, sodass vermutlich nur kleinere Fragmente absorbiert werden. Oral aufgenommenes Hyaluronan konnte allerdings in verschiedenen Geweben, einschließlich der Haut und Gelenke, nachgewiesen werden und soll dort unter anderem entzündungshemmend und antioxidativ wirken. Die auf dem Markt verfügbaren Präparate variieren bezüglich der Konzentration und molekularen Größe der enthaltenen Hyaluronsäure. Es ist allerdings unklar, welche Einnahmemenge optimal ist und welches Molekulargewicht zu bevorzugen ist.
Nahrungsergänzungsmittel mit Hyaluronsäure sollen das Hautbild verbessern können, so heißt es in der Werbung. Zu bedenken ist allerdings: Diese Aussagen auf den Präparaten beziehen sich meist auf andere Inhaltsstoffe. So darf für Vitamin A, Niacin, Biotin und Zink offiziell damit geworben werden, zur Erhaltung normaler Haut beitragen zu können. Bei Vitamin C wiederum dürfen Hersteller deklarieren, dass es zu einer normalen Kollagenbildung für die normale Hautfunktion beiträgt.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat indes die Wirksamkeit von oral eingenommener Hyaluronsäure für die Hautfeuchtigkeit als nicht nachgewiesen beurteilt. Einige klinische Studien, vor allem aus Japan, deuten zwar darauf hin, dass die Substanz die Durchfeuchtung der Haut erhöhen und die Faltentiefe verringern kann. Diese Studien wurden jedoch nicht mit gewöhnlichen Nahrungsergänzungsmitteln durchgeführt, sondern mit speziellen Zubereitungen, die in etwa vergleichbar sind mit hiesigen Lebensmitteln für besondere medizinische Zwecke.
Eine andere beworbene Wirkung von Hyaluronan-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln ist die Gelenkschmierung. Hyaluronsäure ist ein wichtiger Bestandteil der Synovialflüssigkeit, die die Gelenke umgibt und schützt. Mit in den USA zugelassenen Hyaluronsäure-Arzneimitteln wurde in Studien gezeigt, dass sie unter bestimmten Bedingungen Knieschmerzen reduzieren können. Diese Ergebnisse sind jedoch nicht ohne Weiteres auf Nahrungsergänzungsmittel übertragbar, die in Deutschland im Handel sind.
Die EFSA betrachtet jedenfalls die wissenschaftlichen Belege für die Behauptung, dass oral aufgenommene Hyaluronsäure bei Osteoarthritis hilft, als nicht ausreichend. Anmerkung: Rein regulatorisch sind Supplemente allein dazu bestimmt, fehlende Nährstoffe in der Ernährung zu ergänzen. Sie haben nicht den Zweck, Krankheiten zu heilen oder zu lindern, da es sich sonst um Arzneimittel handeln würde.
Hyaluronsäure ist als sicher sowohl bei topischer Anwendung als auch bei Injektion anerkannt und vermutlich gilt das ebenfalls für die orale Aufnahme. Nebenwirkungen entsprechender Nahrungsergänzungsmittel sind selten, es können jedoch pseudoallergische Reaktionen auftreten. Die Produktion erfolgt heute meist biotechnologisch und nicht mehr aus tierischen Quellen. Das verringert die Allergiegefahr. Allerdings fehlen Daten für die Langzeitanwendung.
Zu beachten ist, dass die vermeintlich gesundheitlichen Vorteile von Hyaluronsäure-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln nicht hinreichend belegt sind. Patienten, die an den Wirkungen, die den Präparaten zugeschrieben werden, interessiert sind, kann das Apothekenteam zu Haut- und Gelenkgesundheit beraten. Mit optimierten Ernährungs- und Trinkgewohnheiten sowie ausreichend Sonnenschutz und Schlaf ist schon viel erreicht.
Der Hinweis, dass die topische Anwendung von Hyaluronsäure zu den effektivsten Maßnahmen gehört, die die Dermokosmetik gegen Alterungsprozesse der Haut zu bieten hat, dürfte so manchen Kunden überzeugen (siehe Kasten).
Hyaluronsäure wird in kosmetischen Zubereitungen geschätzt, da sie große Mengen Wasser bindet und hilft, die Haut gut zu durchfeuchten. Dabei unterscheidet sich die Wirkung von niedermolekularer und hochmolekularer Hyaluronsäure.
Letztere dringt nicht tief in die Haut ein, sondern bleibt auf der Hautoberfläche. Sie bildet einen feuchtigkeitsspendenden Film, der die Hautoberfläche glättet und sofortige Hydratation bietet. Dies kann helfen, feine Linien abzumildern und die Haut weich und geschmeidig zu machen.
Niedermolekulare Hyaluronsäure kann in die Hautschichten eindringen und bietet eine tiefere Hydratation, unterstützt die Haut von innen heraus und verbessert die Hautelastizität und -festigkeit langfristig. Noch kleiner und kompakter ist sogenannte Oligohyaluronsäure – das neue Schlagwort in der Dermokosmetik. Die extrem kurzkettigen Moleküle sollen noch tiefer in die Haut eindringen können.
In der ästhetischen Medizin wird Hyaluronsäure injiziert, um Volumen zu ersetzen und tiefe Falten etwa im Nasolabialbereich aufzufüllen. Sie wird auch genutzt, um das Volumen in Wangen, Lippen und Kinn zu vergrößern. Die Effekte sind sofort sichtbar und können mehrere Monate bis über ein Jahr anhalten. Hyaluronsäure ist biokompatibel und wird im Laufe der Zeit auf natürliche Weise vom Körper abgebaut. Mögliche Nebenwirkungen sind Rötung, Schwellung, Schmerzen und Blutergüsse an der Injektionsstelle. In seltenen Fällen können Knötchen, Infektionen oder allergische Reaktionen auftreten.
Patienten mit schmerzhaften Gelenkbeschwerden wenden sich für etablierte Behandlungsmöglichkeiten an einen Arzt. Ihnen kann das Apothekenteam darüber hinaus neben einer abwechslungsreichen Ernährung und ausreichenden Flüssigkeitszufuhr regelmäßige Bewegung und eine Kräftigung der Muskulatur empfehlen.
Eine mögliche Therapieoption besteht in Form von Hyaluronsäure-Injektionen, die als Medizinprodukte verfügbar sind. Die Anwendung ist auch bekannt als Viskosupplementation und wird häufig zur Behandlung von Gelenkerkrankungen wie Osteoarthritis eingesetzt. Die Injektionen sollen die natürliche Hyaluronsäure im Gelenk ergänzen, die im Verlauf der Krankheit abnimmt, und dadurch die Viskosität der Gelenkflüssigkeit verbessern und Entzündungen reduzieren.
Studien zeigen, dass Hyaluronsäure-Injektionen tatsächlich kurzfristig Gelenkschmerzen lindern können, vor allem bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Osteoarthritis. Im Vergleich mit anderen Behandlungen wie intraartikulären Kortison-Injektionen zeigt sich, dass die Glucocorticoide zwar schneller wirken und weniger lokale Nebenwirkungen verursachen, Hyaluronsäure-Injektionen jedoch tendenziell eine länger anhaltende Schmerzlinderung bieten.
Langzeitstudien zeigen gemischte Ergebnisse. Einige Patienten berichten von einer anhaltenden Linderung über mehrere Monate, während andere nur kurzfristige Verbesserungen erleben. Es werden überwiegend eher milde Nebenwirkungen wie Schmerzen an der Injektionsstelle und vorübergehende Schwellungen berichtet. Insgesamt gesehen ist das Risiko-Nutzen-Verhältnis noch unklar.