Hyaluronsäure-Seren im Test |
Juliane Brüggen |
25.10.2024 08:30 Uhr |
Seren haben meist eine flüssige Textur und sind für viele Menschen der erste Schritt einer Hautpflege-Routine. / © Getty Images/zsv3207
Hyaluronsäure ist ein Klassiker in der Hautpflege. Sie besticht vor allem durch ihr Vermögen, große Mengen von Wasser zu binden. So kann ein Gramm Substanz bis zu sechs Liter Feuchtigkeit aufnehmen. In der Dermis (Lederhaut) gehört sie zusammen mit Kollagen und Elastin zu den wichtigsten Komponenten der extrazellulären Matrix. Mit zunehmendem Alter nimmt der Hyaluronsäure-Anteil jedoch ab und die Haut büßt Feuchtigkeit und Elastizität ein. Dem soll von außen zugeführte Hyaluronsäure in Kosmetikprodukten entgegenwirken. Übrigens: Hyaluronsäure wird auch als Supplement vermarktet, sowohl für die Haut als auch für die Gelenke.
Das Magazin Ökotest hat aktuell 25 Hyaluronsäure-Seren geprüft, darunter ein apothekenexklusives Produkt. Die Tester kritisieren, dass Hersteller ihre Werbeversprechen wie etwa einen »Lifting-Effekt« oder die »Anti-Falten-Innovation« nicht oder nicht ausreichend mit produktbezogenen Studien belegen konnten. Studien, die sich nur auf die Wirkung von Hyaluronsäure bezogen, ließ Ökotest nicht gelten, da die Substanz nur einen geringen Anteil der Gesamtrezeptur ausmache. Nicht alle Hersteller legten offen, wie viel Hyaluronsäure in ihrem Produkt enthalten ist. Stehe sie – wie bei einem der Test-Produkte – erst an zehnter Stelle auf der INCI-Liste, sei eine wirksame Konzentration anzuzweifeln.
In zwei der getesteten Produkte war das als problematisch bewertete Konservierungsmittel Chlorphenesin enthalten. Dieses könne reizend und allergieauslösend wirken. Trotz Verbot fand Ökotest in einem Produkt Formaldehyd, dessen Ursprung nicht abschließend geklärt werden konnte. Kritisch sahen die Tester auch Polyethylenglykol (PEG) und PEG-Derivate, die in vier Produkten enthalten waren. Die Haut könne dadurch für Fremdstoffe durchlässiger werden. In die Bewertung flossen zudem Umweltschutzaspekte wie unnötiger Verpackungsmüll oder enthaltene Kunststoffverbindungen (etwa Silikone oder Polymere) ein.
Insgesamt schnitten vier Produkte mit der Note »sehr gut« ab, darunter das preisgünstige Drogerie-Produkt »Isana Hyaluron Serum Hydro Booster«. Das Serum »Eucerin Hyaluron-Filler + 3x Effect Serum-Konzentrat« erlangte ein »befriedigend«. Die Tester kritisierten unter anderem, dass die ausgelobten Anti-Aging-Versprechen nicht mit produktbezogenen Studien belegt werden konnten. Die gleiche Note erhielt das »Cerave Feuchtigkeitsspendendes Hyaluronsäure Serum«, unter anderem, weil Silikone und synthetische Polymere enthalten waren (Dimethicone, Carbomer, Polyacrylate-Crosspolymer-6).
Drei Produkte schnitten mit »mangelhaft« ab, zwei fielen mit der Note »ungenügend« durch, darunter das »L’Oréal Revitalift Filler 1,5 % Hyaluronsäure-Serum«. Hier waren neben anderen Kritikpunkten das Konservierungsmittel Chlorphenesin und PEG/PEG-Derivate enthalten. Im anderen ungenügenden Produkt stellten die Tester Formaldehyd fest.
Je nach Molekülmasse kann Hyaluronsäure unterschiedlich tief in die Hautschichten eindringen. Von Vorteil scheint eine Mischung aus hochmolekularer (ab 1500 Kilodalton) und niedermolekularer (circa 50 Kilodalton) Hyaluronsäure zu sein. Relativ neu ist die Erkenntnis, dass sogenannte Oligohyaluronsäure (circa drei Kilodalton oder weniger) noch tiefer in die Hautschichten vordringen kann. Die INCI-Liste gibt jedoch keinen Aufschluss darüber, welche Hyaluronsäuren im Detail enthalten sind. Sind keine weiteren Angaben dazu zu finden, hilft die Nachfrage beim Hersteller.
Ökotest weist darauf hin, dass die in Produkten enthaltene Hyaluronsäure auch heute noch aus Schlachtabfällen stammen kann. Sie kommt beispielsweise in Hahnenkämmen sowie Augen und Gelenkflüssigkeit von Rindern vor. Dabei muss die Hyaluronsäure aufwendig gereinigt werden. Dennoch besteht laut Ökotest das Risiko, dass allergieauslösende Proteine und Krankheitserreger verbleiben.
Eine Alternative ist die biotechnologische Gewinnung mithilfe bakterieller Fermentation, die laut Verbraucherzentrale vorwiegend zum Einsatz kommt. Möchten Verbraucher sicher gehen, dass keine tierischen Bestandteile enthalten sind, sollten sie auf die Kennzeichnung »vegan« oder entsprechende Angaben des Herstellers achten.