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Studie

Hypochonder leben kürzer

Mit dem ständigen Gedanken zu leben, schwer erkrankt zu sein, ist eine Belastungsprobe. Eine Studie zeigt nun, dass sich Hypochondrie auf die Lebenserwartung auswirken könnte – aber anders als gedacht.
AutorKontaktJuliane Brüggen
Datum 31.01.2024  08:30 Uhr

Hat das Herz kurz ausgesetzt? Ist der Lymphknoten geschwollen? Menschen, die an Hypochondrie leiden, beobachten ihren Körper sehr genau – treibt sie doch die Angst um, schwer erkrankt zu sein. Umso öfter besuchen sie den Arzt. Eine tatsächliche Erkrankung müsste also früh erkannt und behandelt werden. Zu erwarten wäre auch eine geringere Sterblichkeit. Die Realität sieht jedoch anders aus – zumindest deutet eine Kohortenstudie des Karolinska-Instituts in Stockholm in der Fachzeitschrift JAMA Psychiatry darauf hin.

Das Team um den Psychiater David Mataix-Cols analysierte schwedische Gesundheits- und Sterbedaten aus etwa 20 Jahren. Verglichen wurden 4129 Menschen mit der Diagnose Hypochondrie und 41.290 Menschen ohne die Diagnose. Das Ergebnis: Hypochonder hatten ein deutlich erhöhtes Risiko zu sterben, sowohl an natürlichen Ursachen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen als auch an nicht natürlichen Ursachen wie Suizid. Im Schnitt war die Lebenszeit um fünf Jahre verkürzt, die Gesamtsterblichkeit um 69 Prozent erhöht. Beachtenswert war auch die Suizidrate, die viermal höher lag als bei der Vergleichsgruppe. Mutmaßlich schwer erkrankte Personen, die in einer Klinik diagnostiziert worden waren, hatten ein höheres Sterberisiko als Personen, die die Diagnose der »Krankheitsangst« ambulant erhalten hatten.

Hypochondrie ist eine ernst zu nehmende psychische Erkrankung. Die Betroffenen sind überzeugt, an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden Krankheiten zu leiden – obwohl ärztliche Untersuchungen dies nicht bestätigen können. Der Leidensdruck ist hoch, die Symptome sowohl körperlich als auch psychisch belastend. Oft treten begleitend Depressionen und andere Angststörungen auf. Das bestätigte sich auch in der Studienpopulation: Etwa 86 Prozent der Hypochonder hatten mindestens eine andere psychiatrische Diagnose, vor allem die beiden genannten. Im Vergleich lebten sie häufiger als Single und hatten ein geringeres Einkommen. Auch Suchtstörungen kamen bei ihnen vermehrt vor.

Warum Hypochonder deutlich häufiger an natürlichen Ursachen wie Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen starben, wurde in der Studie nicht untersucht. Die Forschenden vermuten, dass chronischer Stress, ein geschwächtes Immunsystem, chronische Entzündungen und andere Lebensstilfaktoren wie Alkoholkonsum dazu beitrugen. Hinzu kommt, dass Ärzte und Mitmenschen die Hypochondrie oft nicht ernst nehmen und Betroffene keine adäquaten Therapieangebote erhalten. Interessant war, dass bei Krebserkrankungen, vor denen viele Hypochonder sich besonders fürchten, keine erhöhte Sterberate festzustellen war.

Der Zusammenhang zwischen Mortalität und Hypochondrie schwächte sich merklich ab, sobald die Forschenden begleitende Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen einrechneten. Andere psychische Störungen spielen offenbar eine entscheidende Rolle – wobei die Hypochondrie ein beitragender Faktor bleibt.

Das Fazit der Studienautoren: Viele der überzähligen Todesfälle hätten verhindert werden können. Es sei wichtig, Hypochondrie ernst zu nehmen und nicht als eingebildete Krankheit abzutun. Anstrengungen sollten sich darauf konzentrieren, Diagnose und Behandlung zu verbessern. Denn eine evidenzbasierte Therapie existiert, zum Beispiel die kognitive Verhaltenstherapie.

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