Ibuprofen-Wirkung lässt sich einfach verstärken |
Katja Egermeier |
26.08.2025 16:00 Uhr |
Wird einem Patienten bei der Gabe von Medikamenten erklärt, dass sie in seinem Fall besonders gut wirken, verstärkt sich deren Wirkung noch. / © Shutterstock/fizkes
Der Placeboeffekt hat demnach nicht nur Einfluss auf die Symptome einer systemischen Entzündungsreaktion, sondern auch auf die Wirkung des entzündungshemmenden Medikaments – im konkreten Fall Ibuprofen.
Herausgefunden hat das die Forschungsgruppe um den Psychologen Professor Sven Benson von der Medizinischen Fakultät der Universität Essen, indem sie 124 gesunden Teilnehmenden zunächst eine Substanz verabreichten, die Symptome einer akuten Entzündung hervorriefen. Diese wurde entweder mit einem Placebo oder Ibuprofen kombiniert, sowie jeweils mit neutralen oder positiven Aussagen über die Behandlung – letztere mit dem Wortlaut: »Sie werden 600 Milligramm Ibuprofen vor der Endotoxin-Injektion erhalten. Ibuprofen reduziert effektiv die Entzündungsreaktion und die Symptome wie Kopf- und Muskelschmerzen. Ibuprofen wurde in vorherigen experimentellen Studien mit einem sehr guten Effekt eingesetzt, um Krankheitssymptome zu lindern.«
Es zeigte sich, dass genau diese Aussage eine deutlichen Unterschied ausmachte. Zwar linderte bereits das Ibuprofen allein die entzündungsbedingten Symptome, die positiven Informationen verbesserten die körperlichen und affektiven Krankheitssymptome jedoch zusätzlich – sogar in der Placebogruppe. Die durch die Kommunikation ausgelösten Placebo-Mechanismen linderten also einerseits die entzündungsbedingten Symptome in der Placebogruppe, steigerten aber auch die Wirksamkeit des entzündungshemmenden Medikaments in der Ibuprofen-Gruppe. Als besonders effektiv erwiesen sich die positiven Worte im Übrigen bei den affektiven Symptomen, also der Stimmung der Personen.
Auch interessant: Keine Wirkung zeigte sich bei den physiologischen Entzündungsmarkern wie dem Cortisol, den Immunbotenstoffe (Zytokine), der Körpertemperatur, der Herzfrequenz oder dem adrenocorticotrope Hormon (ACTH). Die Forschenden gehen daher davon aus, dass der Placeboeffekt in erster Linie auf andere Weise Einfluss nimmt als das Medikament, welches direkt auf die Immunantwort wirkt.
Sie fordern nun ein Umdenken bei der medikamentösen Behandlung. »Wie wirksam eine Behandlung ist, hängt nicht nur von dem Wirkstoff ab, sondern auch von der Erwartungshaltung«, so die Professorin Ulrike Bingel, Neurologin und Leiterin der Schmerzmedizin an der Uniklinik Essen. Hier liege großes, bislang wenig genutztes Potential für die Optimierung und Personalisierung medizinischer Behandlungen.