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Spurensuche

Im Blut Krebs erkennen

Das Blut zirkuliert durch den gesamten Körper und kommt dabei mit fast allen Organen in Berührung. Verändert sich ihre Funktion, spiegelt sich das im Blut wider. Das ist auch bei Tumoren der Fall, oft aber erst, wenn die Erkrankung weit fortgeschritten ist. Wissenschaftler wollen dem zuvorkommen und das Blut zur Früherkennung nutzen.
AutorKontaktCarina Steyer
Datum 11.02.2025  08:00 Uhr

Statistisch betrachtet erkrankt jeder zweite Mensch im Laufe seines Lebens an Krebs. In den meisten Fällen gilt: Je früher die Erkrankung entdeckt wurde, umso besser ist sie zu behandeln. Doch zuverlässige Früherkennungsuntersuchungen gibt es derzeit nur für wenige Krebsarten. Brust-, Darm-, Haut-, Gebärmutterhals- und Prostatakrebs zählen dazu, in Deutschland sind kostenlose Screeningprogramme für alle gesetzlich Versicherten ab bestimmten Altersgrenzen etabliert. Bei vielen anderen Krebsarten ist es jedoch in der Mehrheit der Fälle so, dass sie erst entdeckt werden, wenn sie Beschwerden verursachen.

Für die Betroffenen ein Schock, insbesondere, wenn sie regelmäßig alle empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen.

Doch was viele nicht wissen: Blutuntersuchungen im Rahmen von allgemeinmedizinischen Check-ups haben kaum Aussagekraft, wenn es um Krebserkrankungen geht. Nur wenige Krebsarten verändern die hier erhobenen Blutwerte bereits im Frühstadium. Bei der Mehrheit der Erkrankungen weichen Blutwerte erst von der Norm ab, wenn der Tumor so groß geworden ist, dass er das betroffene Organ in seiner Funktion beeinträchtigt oder sich Metastasen gebildet haben, die sich auf Organfunktionen auswirken. 

Schwierige Suche

Dennoch gilt das Blut als vielversprechender Kandidat, um Krebserkrankungen künftig nicht nur in einem sehr frühen Stadium aufspüren zu können, sondern auch, um mit einer einzigen Blutprobe eine Vielzahl davon treffsicher auszuschließen. Ein lange verfolgter Ansatz dafür sind Tumormarker. Hierbei handelt es sich um Proteine, die von Krebszellen gebildet und im Blut nachgewiesen werden können. Bekannte Beispiele sind die Tumormarker für Darm-, Prostata-, Brust-, Bauchspeicheldrüsen- und Eierstockkrebs. Problematisch ist jedoch, dass nicht alle Menschen mit einer entsprechenden Krebserkrankung erhöhte Tumormarker aufweisen. Zudem sind Tumormarker sehr störanfällig. Mitunter reichen schon Infekte aus, um ein falsch positives Ergebnis zu liefern. Im Rahmen der Früherkennung kommt aktuell nur der PSA (Prostata-spezifisches Antigens)-Test bei Männern zum Einsatz.

Alle anderen Tumormarker können in der Therapiekontrolle von diagnostizierten Krebserkrankungen genutzt werden. Denn liegen vor Beginn der Behandlung erhöhte Tumormarker vor, kann ihr Sinken oder Steigen im Verlauf der Therapie wertvolle Hinweise zum Anschlagen oder Versagen einer Behandlung liefern und damit eine rasche sowie individuelle Therapieanpassung ermöglichen. 

Als besonders aussichtsreich und dementsprechend intensiv erforscht wird seit einigen Jahren auch die sogenannte »Liquid Biopsy« oder »Flüssig-Biopsie«. Das Prinzip hinter dieser Methode: Wird eine Körperzelle zur Krebszelle, verändert sich ihr Erbmaterial. Stirbt diese veränderte Krebszelle ab, zerfällt sie und ihre Bestandteile gelangen in den Blutkreislauf. Darunter befinden sich auch die veränderten Genomfragmente, die als zirkulierende Tumor-DNA (ctDNA) bezeichnet werden. Zerfall und Zirkulation im Blut treten bereits in einem äußerst frühen Erkrankungsstadium auf und deutlich früher als Tumoren mit den derzeit zur Verfügung stehenden bildgebenden Verfahren dargestellt werden können. 

Im Vergleich zu Tumormarkern ist die Abbildung von Veränderungen durch die Nutzung von ctDNA zeitnaher möglich. Denn ctDNA zerfällt innerhalb von Stunden, während Protein-Biomarker zum Teil über Wochen im Blut nachweisbar bleiben. Therapie- und Verlaufskontrolle können damit weiter personalisiert und das Weiterwachsen oder erneute Auftreten eines Tumors noch schneller erkannt werden.

Doch ähnlich wie bei den Tumormarkern zählt derzeit zu den Hauptproblemen der »Flüssig-Biopsie«, dass die Menge an ctDNA individuell sehr stark variiert. Zudem ist der Anteil von ctDNA in der Gesamtmenge an DNA-Fragmenten, die im Blut zirkulieren, äußerst gering. Bei den meisten Menschen liegt er unter 1 Prozent. Bei kleinen Tumoren kann er deshalb unterhalb der derzeit möglichen Nachweisgrenze liegen. Hirntumoren sind aufgrund der Blut-Hirn-Schranke von dem Verfahren zudem gänzlich ausgenommen.

Strenge Kriterien

Es bedarf strenger Kriterien, um Tests zur Krebsfrüherkennung flächendeckend zu etablieren. So ist es wichtig, dass sie Erkrankungen mit einer sehr hohen Sicherheit richtig erkennen. Übersehene Krebserkrankungen machen eine Früherkennungsmethode unbrauchbar. Falsch positive Ergebnisse sorgen bei den Betroffenen für Verunsicherung und belasten das Gesundheitssystem durch die Kosten für (nicht) notwendige Folgeuntersuchungen. Im Fall schwer behandelbarer Krebserkrankungen stellt sich zudem die Frage, ob eine frühe Diagnose, ohne die Möglichkeit einer erfolgreichen Behandlung die Belastung für die Betroffenen nicht unnötig steigert.

Um Bluttests auf Krebs als Screeningmethode einsetzen zu können, fehlt es derzeit an der nötigen wissenschaftlichen Evidenz. Dennoch bieten einige Firmen und private Zusatzversicherer bereits Bluttests an, mit denen mehrere Krebserkrankungen parallel aufgespürt werden können sollen. Dazu gehört der Galleri Bluttest des Kalifornischen Biotechnologie Unternehmens Grail, der nach eigenen Angaben 50 Krebsarten mit einer einzigen Blutprobe aufspüren können soll.

Unter ihnen befinden sich auch besonders schwer im Frühstadium zu erkennende Krebsarten wie Eierstock-, Pankreas- oder Speiseröhrenkrebs. Laut einer klinischen Studie ist der Galleri Bluttest in der Lage, knapp doppelt so viele Krebserkrankungen zu erkennen, wie die derzeit empfohlenen Früherkennungsuntersuchungen.

Neuere Studien ließen in letzter Zeit jedoch erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit des Tests aufkommen. Hier lag der Anteil der identifizierten Krebserkrankungen im frühesten Erkrankungsstadium nurmehr bei 16,8 Prozent. Umfangreiche Daten werden für das Jahr 2026 aus England erwartet. Dort wurde der Test über drei Jahre in Folge von 140.000 Menschen zwischen 50 und 77 Jahren über das Gesundheitssystem NHS in Anspruch genommen. 

Nicht empfohlen

In Deutschland sind Bluttests auf Krebs derzeit reine Privatleistung. Anbieter ist zum Beispiel die Hanse Merkur Krankenversicherung mit dem sogenannten Krebs-Scan PanTum Detect® von der Firma Zyagnum AG. Mit dem Test sollen zwei Enzyme (TKTL1 und Apo10) aufgespürt werden können, die bei vielen Krebsarten vorkommen. Angriffspunkt dafür sind die Makrophagen, die nach der Aufnahme von Krebszellen deren Bestandteile und damit die Zielenzyme in sich tragen.

Die Störanfälligkeit des Tests scheint jedoch groß zu sein. Zu den Ausschlussgründen zählen unter anderem tägliche Bagatellen wie Schnittwunden, Prellungen, Erkältungen und Impfungen, die in einem Zeitraum von bis zu acht Wochen vor dem Test nicht aufgetreten sein dürfen. 

Die Arbeitsgemeinschaft Prävention und integrative Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft rät in einer Stellungnahme von der Inanspruchnahme des Tests ab. Laut der Experten handele sich nicht um Testverfahren, die zur Früherkennung, Diagnose, Prognoseeinschätzung oder als Hinweis auf ein mögliches Therapieansprechen empfohlen werden können.

Weiter heißt es: »Bei diesen Testverfahren handelt es sich nach aktuellem Wissensstand um kein validiertes Verfahren der in-vitro-Diagnostik, das prospektiv in einer für das beworbene Einsatzgebiet adäquaten kontrollierten Studie geprüft wurde«. In ihrer Beurteilung stützt sich die Arbeitsgemeinschaft auf eine systematische Literaturrecherche, die im April 2014 durchgeführt wurde und seitdem regelmäßig auf den neusten Stand gebracht wird. Die letzte Überprüfung fand im Juli 2023 statt.

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