Immer mehr Fehltage wegen psychischer Erkrankungen |
Isabel Weinert |
11.11.2024 10:00 Uhr |
Eher junge als ältere Menschen und eher aus helfenden Berufen leiden besonders häufig an seelischen Erkrankungen. / © Adobe Stock/Adam Gregor
»Über alle Berufsgruppen hinweg lag das Niveau um 52 Prozent über dem von vor zehn Jahren«, so die DAK in einer Pressemitteilung. Dabei sind einige Berufsgruppen überdurchschnittlich häufig betroffen, und zwar Erzieher, Sozialpädagogen, Theologinnen und Fachkräfte in der Altenpflege. Besonders junge Menschen erkranken erheblich häufiger und sind häufiger über kurze Zeiträume krankgeschrieben.
Die meistgemeldete Ursache sind Depressionen, gefolgt von Belastungsreaktionen und Angststörungen. Betrachtet man Therapiemöglichkeiten, so sieht es für schnellen Zugang zu einem Therapieplatz schlecht aus. Um dennoch rasch Hilfe zu bekommen, rät die Leitlinie »Unipolare Depression« bei leichten Depressionen zu Psychoedukation im Internet und zu digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Das BfArM hält online eine Liste bereit, in der Betroffene alle DiGA finden, die derzeit verordnungsfähig sind.
Die Leitlinie gibt außerdem an, dass Patienten mit rezidivierenden, leichtgradigen, akuten Episoden bis hin zu mittelschweren Depressionen von einem Psychopharmakon profitieren können. Dabei scheinen Betroffene Johanniskrautpräparate gegenüber chemisch-synthetischen Medikamenten den Vorzug zu geben. Auch Lebensstilmaßnahmen eignen sich, um seelischen Erkrankungen die Schwere zu nehmen. Dazu zählen etwa Bewegung und Sport oder – bei saisonaler Depression – eine Lichttherapie. Eine weitere Möglichkeit, die Zeit bis zu einer psychotherapeutischen Intervention zu überbrücken, ist der Anschluss an eine Selbsthilfegruppe, sowohl vor Ort als auch in entsprechenden Online-Foren.
Sind Sie verzweifelt, hoffnungslos, alles erscheint sinnlos und Sie sehen keinen Weg aus der Not? Denken Sie möglicherweise manchmal daran, sich das Leben zu nehmen?
Es gibt Ansprechpartner, die dafür da sind, Menschen in Ihrer Situation zu helfen. Dazu zählen unter anderem Hausärzte, Psychotherapeuten und Psychiater oder auch Notfallambulanzen in Kliniken.
Auch die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht für Sie erreichbar. Sie berät Sie anonym und kostenfrei unter den bundesweit gültigen Nummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie per E-Mail und im Chat auf der Webseite der Telefonseelsorge. Kinder und Jugendliche finden außerdem auch Hilfe unter der Nummer 0800/111 0 333.
Es ist auch möglich, zu einem persönlichen Gespräch bei der Telefonseelsorge vorbeizukommen. Die 25 Standorte in Deutschland für eine Beratung vor Ort finden Sie hier.