Immer wärmeres Wasser – immer größere Gefahr |
Isabel Weinert |
09.07.2025 10:00 Uhr |
Bei Hitze ins Wasser – wenig ist schöner. Immungeschwächten Menschen mit verletzter Haut können in warmen Gewässern aber Vibrionen gefährlich werden. / © Getty Images/Johner Images
Diese Spezies heißen auch »Nicht-Chholera-Vibrionen«. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt, kommen sie natürlicherweise in Gewässern in Deutschland und in ganz Europa vor. Ihre Konzentrationen reichten aber lange Zeit nicht aus, um Menschen so zu infizieren, dass diese schwer erkranken. Nun sorgt der Klimawandel dafür, denn ab Wassertemperaturen von 20 Grad Celsius vermehren sich die Erreger stark. Menschen können sich nicht nur direkt infizieren, etwa über Risse in der Haut oder Wunden, sondern auch indirekt, indem ein Mensch Meerestiere isst, die nicht ganz durchgegart oder gar roh und mit Vibrionen besiedelt sind.
Betroffene entwickeln als Symptome dann Erbrechen, Durchfall, krampfartige Bauchschmerzen und Übelkeit. Selten breitet sich über diesen Weg die Infektion im gesamten Körper sepsisartig aus. Das geschieht aber durchaus, wenn die Vibrionen über die Haut in den Körper finden. Dann können sie das Gewebe binnen kürzester Zeit derart attackieren, dass sich eine tiefgehende Nekrose entwickelt. Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr sind gefährdeter als gesunde Menschen, eine Nekrose und eine lebensgefährliche Sepsis zu entwickeln. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem hohes Lebensalter und Diabetes.
Um das schlimmste möglichst zu verhindern, sollte eine Therapie mit Tetracyklinen, Cephalosporinen der 3. Generation und eventuell Gyrasehemmern bereits auch dann eingeleitet werden, wenn ein Verdacht noch nicht durch ein Labor bestätigt wurde, schreibt das RKI.
In Deutschland sind es vor allem mäßig salzhaltige Brack- und Meerwasserbereiche an der Nord- und vor allem an der Ostseeküste, in denen sich Vibrionen wohlfühlen und Menschen sich deshalb infizieren können. Das RKI schreibt, dass das Bewusstsein für die Möglichkeit schwerer Wundinfektionen mit V. vulnificus und V. cholerae non-O1/non-O139, die zu schweren septischen Verläufen führen können, in der Ärzteschaft geschärft werden müsse, um Verzögerungen bei der Einleitung einer erfolgreichen Behandlung zu vermeiden.
NCV-Infektionen lassen sich vorbeugen, wenn potenziell infektiöser Wasserkontakt beim Baden vermieden wird. Ganz besonders wichtig ist es, sich mit Wunden oder Rissen in der Haut nicht in warmes Meerwasser oder warmes Wasser von leicht salzhaltigen Binnenseen, Teichen oder trägen Fließgewässern zu begeben. Auch frisch gestochene Tätowierungen zählen zu verletzter Haut. »Von dieser Vermeidung profitieren vor allem Menschen, die bei einer Infektion mit humanpathogenen Vibrionen das höchste Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs tragen«, resümiert das RKI.