Impfstoff Nummer vier ist zugelassen |
Der Impfstoff von Janssen hat gleich mehrere Vorteile: Er muss nur einmal gespritzt werden und kann bei Kühlschranktemperatur aufbewahrt werden. / Foto: Janssen
Vor genau einem Jahr hat die Weltgesundheitsorganisation WHO die Corona-Pandemie ausgerufen. Heute, auf den Tag ein Jahr später hat der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, besorgt erklärt, was viele schon befürchtet hatten: »Wir haben ganz klare Anzeichen dafür: In Deutschland hat die dritte Welle begonnen.«
Die gute Nachricht – ebenfalls heute: Wie erwartet ist die EU-Kommission unmittelbar der Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA gefolgt und hat den vierten Impfstoff zugelassen: die »COVID-19 Vaccine Janssen«. Janssen mit Hauptsitz in Belgien gehört zum US-amerikanischen Konzern Johnson & Johnson.
Das dürfte ein wichtiger Schritt im Rahmen der stockenden Impfkampagne sein, die aus Wielers Sicht ein Wettlauf gegen das mutierende Virus ist. Doch die Ziellinie sei inzwischen in Sicht. Wie der RKI-Präsident der Nachrichtenagentur dpa erklärte, könnten ohne Unterbrechungen wegen Produktionsausfällen oder aus anderen Gründen bis Herbst 80 Prozent der deutschen Bevölkerung immun gegen SARS-CoV-2 sein.
Hierbei kann die vierte, frisch zugelassene Vakzine von Janssen helfen. Die EU-Kommission hat bereits Impfdosen für 200 Millionen Menschen bestellt. Davon würde Deutschland 36,7 Millionen erhalten. Allerdings gibt es Befürchtungen, dass das Unternehmen nicht rechtzeitig liefern könne. Der Hersteller sicherte zu, dass er sich an die Absprachen halten und ab April liefern werde.
Wie bei den anderen drei bereits in der EU verfügbaren Impfstoffen (Biontech/Pfizer, Moderna, Astra-Zeneca) handelt es sich um eine bedingte Zulassung. Die Hersteller sind daher verpflichtet, auch danach noch Daten etwa zur Langzeitwirkung zu übermitteln. Diese werden ebenso wie Angaben zu möglichen Nebenwirkungen weiterhin geprüft.
Der vierte in der EU zugelassene Impfstoff hat große Vorteile gegenüber den bisher zugelassenen Präparaten: Er muss nur einmal gespritzt werden, wird nicht verdünnt und kann bei Kühlschranktemperatur lagern. Er eignet sich damit gut für die Verimpfung in Arztpraxen.
Der Impfstoff ist für alle Personen ab 18 Jahre zugelassen. Seine Wirksamkeit liegt nach Angaben des Herstellers bei etwa 66 Prozent. Doch bei einer schweren Covid-19-Erkrankung lag der Schutz in den Studien bei mehr als 85 Prozent – auch bei älteren Menschen. Zudem soll das Vakzin auch gegen Virus-Varianten effektiv sein.
Die Nebenwirkungen, die einige Versuchspersonen gemeldet hatten, waren nach Angaben des Herstellers Janssen milde: Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Muskelschmerzen und Rötungen an der Einstichstelle.
Die Experten der EMA hatten die Forschungs- und Test-Daten bereits seit Wochen nach dem sogenannten Rolling-Review-Verfahren bewertet. Dabei werden Forschungsergebnisse geprüft noch bevor alle Studien abgeschlossen und ein Zulassungsantrag gestellt wurde. Das Verfahren ist deutlich schneller, ist aber nach Angaben der EMA ebenso gründlich. Es würden keine Abstriche bei den Sicherheitsstandards gemacht, bekräftigt die EU-Behörde.
Das Präparat ist ein sogenannter Vektorimpfstoff. Dabei wird einem harmlosen Erkältungsvirus ein kleiner Teil des genetischen Codes des Coronavirus zugefügt. Nach der Impfung soll der Körper dann Antikörper und Abwehrzellen bilden. Die kommen dann in Aktion, sobald eine Infektion mit dem echten Coronavirus erfolgte. Auch das Astra-Zeneca-Vakzin entspricht diesem Prinzip.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.