Impfungen bei Rheuma – das ist zu beachten |
Juliane Brüggen |
17.07.2024 16:00 Uhr |
Lebendimpfstoffe sind unter immunsuppressiver Therapie meist kontraindiziert. / Foto: Getty Images/Jelena Stanojkovic
Infektionen und entzündlich-rheumatische Erkrankungen – das passt nicht gut zusammen. Schon allein das zugrundeliegende Autoimmungeschehen mache Betroffene anfälliger für Infektionen, erklärt die DGRh in einer Pressemitteilung, hinzu kämen die immunmodulierenden Medikamente. Diese können auch bei Impfungen zu einem Hindernis werden. »Manche Rheuma-Medikamente hindern das Immunsystem daran, effektiv und dauerhaft auf eine Impfung zu reagieren«, so Dr. Ioana Andreica, Rheumatologin am Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne. »Diese begrenzte Wirksamkeit, auch bei Erstimpfungen, sollte mit den Patientinnen und Patienten besprochen werden.«
Grundsätzlich ist laut DGRh beim Impfen folgendes zu beachten:
Als immunsuppressiv gelten einige Biologika wie beispielsweise TNF-Blocker, Abatacept oder Rituximab. Auch hochdosierte Glucocorticoide, Azathioprin und hochdosiertes Methotrexat sowie bestimmte Kombinationstherapien dämpfen die Immunantwort. Als nicht immunsuppressiv gelten zum Beispiel Hydroxychloroquin, Sulfasalazin und Apremilast.
Je nach Reiseziel sollte ein Impfschutz gegen Cholera, Dengue, Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Gelbfieber, Japanische Enzephalitis, Meningokokken-Infektionen, Tollwut und Typhus angestrebt werden. Impfungen können bei Reisen in bestimmte Länder sogar verpflichtend sein, zum Beispiel die Gelbfieber-, Meningokokken-, Poliomyelitis- oder die Masern-Impfung.
Die Beratung zu Reiseimpfungen sollte außerdem als Anlass dienen, den aktuellen Status der Standardimpfungen und der bei entzündlich-rheumatischen Krankheiten empfohlenen Indikationsimpfungen zu überprüfen, rät die DGRh. Diese sind: Tetanus, Diphtherie, HPV, Herpes zoster, Pertussis, Masern, Meningokokken (ACWY), Pneumokokken, Influenza, Hepatitis A und B, Poliomyelitis und Covid-19. In diesem Jahr sind die Standardimpfungen um die Meningokokken-B-Impfung ergänzt worden.
»Für die meisten dieser Impfungen gibt es Totimpfstoffe, die auch bei Immungeschwächten sicher sind«, sagt Andreica. »Die Impfungen beziehungsweise Impfserien sollten spätestens zwei Wochen vor Reisebeginn abgeschlossen sein, um eine ausreichende schützende Immunität und das Abklingen oder eine Behandlung etwaiger unerwünschter Arzneimittelwirkungen vor Reiseantritt zu gewährleisten.« Es könne jedoch sein, dass nur ein eingeschränkter Impfschutz aufgebaut werde. Im Falle der Hepatitis A-Impfung werde deshalb eine zusätzliche Impfdosis empfohlen.
Gegebenenfalls sind verschiedene Impfstoffe auch in Kombinationsimpfstoffen erhältlich, zum Beispiel Hepatitis A/B oder Hepatitis A/Typhus.
Die Gelbfieber-Impfung, die in vielen tropischen Ländern verpflichtend ist, ist ein Lebendimpfstoff. »Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem besteht die Gefahr, dass der Lebendimpfstoff die Gelbfiebererkrankung auslöst, gegen die er schützen soll. Denn das geschwächte Immunsystem kann die abgeschwächten Viren im Lebendimpfstoff nicht wirksam abwehren«, sagt Andreica.
Theoretisch müssten Patienten eine Therapiepause von mindestens drei Monaten vor der Impfung und vier Wochen danach einlegen – je nach Art der immunmodulierenden Behandlung. Dies sei jedoch oft nicht möglich, ohne den Therapieerfolg zu gefährden, so die DGRh. Eine Gelbfieberimpfung könne jedoch möglich sein, wenn Betroffene eine leichte immunsuppressive Therapie erhalten. Laut Fachinformation des Impfstoffs Stamaril® ist die Impfung bei niedrig dosierter Cortison-Einnahme erprobt.
Der kürzlich für Reisende zugelassene Dengue-Impfstoff ist ebenfalls ein Lebendimpfstoff. Da noch Erfahrungen fehlen, ist dieser jedoch bis auf Weiteres bei einer immunsuppressiven Therapie kontraindiziert.
»Eine enge Zusammenarbeit beim Thema der Reiseimpfungen zwischen Patienten, Reisemedizinern, Hausärzten und Rheumatologen ist unerlässlich und die beste Voraussetzung für einen komplikationslosen und erholsamen Aufenthalt im Reiseland«, betont auch DGRh-Präsident Professor Christof Specker aus Essen. »Neben den Impfungen sollten dann auch weitere Themen in der Beratung zur Sprache kommen, die für Rheuma-Betroffene wichtig sind, wie beispielweise Sonnenschutz oder Wechselwirkungen zwischen Immunsuppressiva und einer notwendigen Malariaprophylaxe.«